Regisseur Joseph Vilsmaier ist der Bayern-Versteher
Das Feuilleton verriss seine Werke erstaunlich oft, das Publikum aber mochte sie meistens. Joseph Vilsmaier ist ein Bayern-Versteher. Was ist sein Geheimnis?
Er gehört zu den sogenannten Weitermachern, also zu den Menschen, die sich auch im hohen Alter nicht davon abhalten lassen, ihrem Beruf nachzugehen. Allerdings: Bei Joseph Vilsmaier ist es wohl mehr Berufung als schnöder Job.
So tüftelt der bayerische Regisseur, der an diesem Donnerstag seinen 80. Geburtstag feiert, schon wieder an einem neuen Stoff – der Fortsetzung des Films „Die Geschichte vom Brandner Kaspar“, den er 2008 mit Franz Xaver Kroetz in der Titelrolle und Michael „Bully“ Herbig als Boandlkramer in die Kinos brachte.
In seinem neuen Film verliebt sich der „Boandlkramer“
In dem neuen Projekt verliebt sich der Boandlkramer, vulgo der Tod, in eine junge Frau, die eigentlich sterben soll. Das Kinopublikum darf sich vermutlich auf einen typischen Vilsmaier-Film mit stark bayerischer Komponente freuen. Das Feuilleton, das sich mit dem Regisseur nie so richtig anfreunden konnte, dürfte das Thema wahrscheinlich weniger begeistern.
Trotz aller Verrisse, die Vilsmaier über sich ergehen lassen musste, eines kann man ihm nicht absprechen: Er gehört zur Kategorie „leidenschaftlicher Filmemacher“. Bei seinen Werken vereint er meist Kameramann, Regisseur und Produzent in einer Person, und wenn ihn ein Stoff so richtig gepackt hat, dann lässt er ihn nicht mehr so schnell los.
Vilsmaier ist ein Spätstarter im Regisseurswesen. Er kam 1939 in München zur Welt, ging in der Nähe von Augsburg aufs Internat und hat dann Klavier studiert, um Musiker zu werden. Vor seiner Karriere hat er vom ganz normalen Leben eine ganze Menge mitbekommen, ist Taxi gefahren und hat Bettwäsche verkauft. Dann arbeitete er sich vom Materialassistenten zum Kameramann hoch.
Regisseur wurde er erst mit Ende 40, als ihm der Roman „Herbstmilch“ in die Finger fiel. Dieses Buch, in dem viel von seiner eigenen Kindheit steckte, wollte er unbedingt verfilmen – und Vilsmaier hatte damit auf Anhieb Erfolg.
Seine Frau wurde zur Hauptdarstellerin seines Lebens
Seine Frau Dana Vávrová spielte – wie in den meisten darauffolgenden Filmen auch – die Hauptrolle. Mit 41 Jahren erkrankte sie an Krebs und starb vor zehn Jahren. Zurück blieb Joseph Vilsmaier und weil er wie gesagt ein Weitermacher ist, folgten neue Filme.
Wichtige Meilensteine? Seine Kriegserlebnisse verarbeitete der in München-Harlaching lebende Regisseur in Werken wie „Rama Dama“ oder „Stalingrad“. Seine Liebe zur Musik spiegelt sich in dem wunderbaren Streifen über die „Comedian Harmonists“ wider.
Großes Kino war die Verfilmung von „Schlafes Bruder“, dem gleichnamigen Roman des Schriftstellers Robert Schneider. Von der Kritik zerrissen wurde hingegen sein Film „Bavaria – eine Traumreise durch Bayern“.
Immerhin, ohne Preise muss Vilsmaier nicht leben. Unter anderen erhielt er den Ehren-Kamerapreis für sein Lebenswerk. Die Jury lobte die emotionale Kraft seiner Bilder.
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