Rotes Kreuz: Ehrenamtliche Helfer von Flüchtlingszahlen überfordert
Monatelang haben die Helfer des Bayerischen Roten Kreuzes Flüchtlinge versorgt. Nun stoßen die ehrenamtlichen Kräfte an ihre Grenzen, warnt die Hilfsorganisation.
Angesichts der hohen Flüchtlingszahlen fordert das Bayerische Rote Kreuz (BRK) dringend Unterstützung. "Die ehrenamtlichen Helfer sind nicht mehr länger in der Lage, diese humanitäre Katastrophe zu bewältigen", sagte BRK-Präsident Theo Zellner am Mittwoch in München. Die Ehrenamtlichen leisteten hervorragende Arbeit. Aber wenn der Ausnahmezustand zum Alltag werde, stoße dieses Engagement an seine Grenzen.
Politik und Gesellschaft könnten nicht erwarten, dass Krisenlagen in dieser Dimension von Freiwilligen bewältigt werden, sagte Zellner. Das BRK verlangt weniger Bürokratie sowie Entlastung durch hauptamtliches Personal, etwa durch Bundeswehrsoldaten.
Derzeit leisten nach Angaben Zellners ausgebildete ehrenamtliche Sanitäter in den Auffangzentren entlang der deutsch-österreichischen Grenze rund um die Uhr medizinische Hilfe oder begleiten Züge mit Flüchtlingen quer durch Deutschland. Sie könnten nicht ohne weiteres durch Unterstützer etwa aus den vielen Helferkreisen ersetzt werden, da diese nicht über die notwendige Ausbildung verfügten und zum Beispiel keine Medikamente verabreichen dürften.
Viele Flüchtlinge haben Krankheiten oder schwere Verletzungen
Zellner beklagte eine mangelnde Solidarität anderer Bundesländer und innerhalb Europas. Bayern müsse den Druck auf Berlin und Brüssel weiter erhöhen. Besonders schwierig sei die Situation rund um Passau, Freilassing und Simbach am Inn, wo besonders viele Flüchtlinge über die deutsch-österreichische Grenze kommen.
Viele Neuankömmlinge erreichten Bayern mit Krankheiten und mitunter schweren Verletzungen, sagte der BRK-Kreisbereitschaftsleiter Florian Halter aus Berchtesgaden. Sie seien damit oft durch mehrere EU-Länder gereist. "Das kann nicht sein, dass wir erst in Deutschland mit der Versorgung anfangen, das hätte schon viel früher passieren müssen", kritisierte Halter.
Die Stimmung unter den Flüchtlingen sei bisweilen aggressiv, vor allem wenn sie unter notdürftigen Umständen bis zu 20 Stunden auf den Weitertransport in bessere Unterkünfte warten müssten. Auch zwischen den einzelnen Volksgruppen gebe es mitunter handgreifliche Auseinandersetzungen. Die Tendenz sei steigend, sagte Herbert Wiedemann, BRK-Kreisgeschäftsführer im Landkreis Rottal-Inn. dpa
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