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  3. Tradition in der Region: Rübengeister: Halloweens bayerische Vorfahren

Tradition in der Region
28.10.2014

Rübengeister: Halloweens bayerische Vorfahren

Rübengeister gab es in der Region schon lange Zeit vor den Kürbissen zu Halloween.
Foto: Alexander Kaya

Halloween hat bayerische Vorfahren. Lange Zeit vor Kürbissen leuchteten die Rübengeister. Kinder bettelten damit an Türen für Essbares.

Angestrengt blickt Paulina auf die rote, runzlige Rübe vor ihr. In der einen Hand hält die Zehnjährige ein Messer, mit der anderen hält sie eine Rübe – und aus der soll einmal ein gruseliger Lampengeist werden. Während Mama über die Schulter schaut, schneidet das Mädchen zuerst das obere Fünftel der Frucht ab. Das soll später einmal den Deckel geben. Anschließend kommt ein Löffel zum Einsatz: Vorsichtig gräbt die Schülerin das Fleisch aus der Rübe, unter geübten Bewegungen höhlt sich das Objekt zusehends aus. Man merkt gleich, dass Paulina nicht zum ersten Mal an einem Rübengeist arbeitet. „Ich weiß gar nicht mehr, wie viele Rüben ich schon gemacht habe“, sagt die Schülerin und legt den Löffel weg.

Seit sie denken kann, gehören die Rübengeister und der Umzug in Roggenburg im Landkreis Neu-Ulm zum Herbst dazu. Viele Kinder aus der Umgebung sehen das ähnlich – an die hundert kleinen Teilnehmer tragen ihre gebastelten Laternen jedes Jahr im Oktober durch den Ort. Auch die Erwachsenen haben an der Veranstaltung ihren Spaß – so ziehen die Musiker der örtlichen Kapelle dem Tross voran.

Brauch geht auf Zeit nach Weltkrieg zurück

Paulina ist dann auch stets mit von der Partie. „Nach dem Aushöhlen schneidet man Nasen, Auge und Mund in den Geisterkopf“, erklärt sie und macht sich sogleich ans Werk. Dieses Jahr sollen die Augen rautenförmig werden, die Nase aber dreieckig. Der „Mund“ der Rübe bekommt schaurige Zähne. Etwa 20 Minuten braucht die Zehnjährige für ihren Geist – je nach Material. „Manchmal geht’s schnell, manchmal langsamer, je nachdem, ob die Rübe fest oder weich ist.“

Ins Leben gerufen wurde der beliebte Umzug einst vom Roggenburger Verein für Heimatpflege. Der heutige Vorsitzende Ludolf Karletshofer, 67, erinnert sich noch gut an die erste Veranstaltung: „Da waren das vielleicht 30 Kinder.“ Die Tradition, die in Deutschland viel älter ist als das Aushöhlen von Halloween-Kürbissen, sei damals fast ausgestorben gewesen. Der Verein hat sie wiederbelebt.

Der Rübengeister-Brauch geht zurück auf die Zeit kurz nach dem Ersten Weltkrieg. Die Tage zwischen Allerheiligen und Weihnachten seien eine ruhige Zeit gewesen, sagt Karletshofer. Die Tagelöhner hatten keine Arbeit mehr, weil die Erntezeit vorbei war – und Holz konnten sie noch nicht machen. Ein großes Problem für die mitunter arme Bevölkerung: Ganze Familien litten zu dieser Zeit unter Hunger. „Die Kinder sind dann auf die Felder, haben die Rüben gestohlen und aus der Runkelrübe Suppe gemacht“, sagt Karletshofer. Aus der Frucht selbst seien dann Lampen gebaut worden. Damit zog der Nachwuchs von Bauernhof zu Bauernhof und bettelte um Essen.

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Kinder sammelten Schmalz, Mehl und Eier

Aufgrund alter Erzählungen war Karletshofer in der Lage, das Sprüchlein von damals zu rekonstruieren. „Wir sind die Rübengeister und kommen zu Euch her. Gebt uns was zu essen, der Hunger plagt uns sehr“, liest er aus seinen Notizen vor. Ein bisschen wie der heutige Halloween-Brauch, der aus den USA nach Deutschland schwappte. Damals erhielten die Kinder allerdings keine Süßigkeiten, sondern wertvolles Schmalz, Mehl und Eier, die begehrte Güter gewesen sind, erzählt der 67-Jährige. Die Kinder gingen zu jener Zeit alle in dieselbe Schule – und wenn ein Kind wusste, dass bei einem Bauern Schlachttag war, verbreitete sich diese Nachricht wie ein Lauffeuer. Dann gingen die Mitschüler dort hausieren. „Die wussten schon, wo man etwas bekam“, sagt Karletshofer.

In Zeiten des Wirtschaftswunders nach dem Zweiten Weltkrieg ging es den Bürgern auch auf dem Land wirtschaftlich immer besser. Und der Bettel-Brauch wandelte sich. Was anfangs aus Hunger geschah, wurde zum Spaß für die Kinder. Karletshofer erinnert sich noch gut an seine Kindheit in den 1950er Jahren, auch er zog mit Rüben durchs Dorf. „Wir sind aber nur zu guten Verwandten.“ Für die Kinder gab es damals vor allem eines: Zucker. „Ein Würfelstückchen oder ein bisschen Kandis“, erinnert sich Karletshofer grinsend. „Das war schon eine Delikatesse.“

Rüben vor allem als Tierfutter genutzt

Kurz darauf seien die Rübenlaternen zunächst in Vergessenheit geraten. Grund dafür waren Veränderungen in der Landwirtschaft: Die Rüben, die vorher vor allem als Tierfutter angebaut wurden, wurden von den Bauern durch wesentlich günstigere Silage, also Gärfutter, ersetzt. „Bald gab es keinen Bauern mehr, der Rüben für seine Tiere angebaut hätte.“ Nur Karletshofer selbst ist es zu verdanken, dass die Früchte weiterhin angebaut werden. Er betreibe zwar seit 25 Jahren keine Landwirtschaft mehr, in seinem Schrebergarten baue er aber immer noch 300 bis 400 Rüben an. Sie werden Anfang des Jahres gesät und, wenn sie groß genug sind, in ein Feld eingepflanzt. Anfang Oktober sind sie dann reif. Karletshofer legt die Früchte dann in eine Wanne vor sein Haus, jeder kann sich dort bedienen. „Erst kam ein älteres Ehepaar her, es hat gleich elf Stück geholt, für jeden Enkel eines.“

Viele Rüben sieht Karletshofer anschließend bei dem Umzug wieder – inzwischen haben sie aber schaurig-leuchtende Gesichter erhalten. „Die Kinder haben eine tolle Fantasie“, freut sich Karletshofer. Früher habe er die Wurzeln der Früchte stets abgeschnitten, heute lasse er sie dran – weil die kleinen Bastler sagen, dass sie wie Haare aussehen. Im Unterschied zum amerikanischen Halloween gingen die Kinder nach dem Roggenburger Umzug nicht mit ihren Rüben hausieren. Bei dem US-Brauch wird gedroht: Süßes oder Saures. Wenn überhaupt, dann werde in Roggenburg darum gebeten, so Karletshofer, der jährlich nach dem Umzug ein Kasperletheater spielt. „Das endet dann meistens damit, dass Kasperle einen Schatz findet und dann bekommen die Kinder ihre Süßigkeiten.“

So auch in diesem Jahr: Paulina sitzt mit ihren Freunden im Publikum und klatscht begeistert. „Das ist toll“, meint sie lachend. Ihre Rübe steht neben ihr. Wenn sie heute Abend mit ihrer Familie nach Hause geht, dann ist der Platz vor der Haustüre schon reserviert.

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