Schwaben verbünden sich für eine stärkere Wirtschaft
Die Schwaben liegt eingeklemmt zwischen den Metropolen Stuttgart und München. Mit dem Schwabenbund raufen sie sich nun über Landesgrenzen hinweg zusammen.
Schwaben gelten als bodenständig. Sie sind dem Klischee nach sparsam bis hin zum Geiz, sie arbeiten viel und feiern wenig, und sollten sie einen Porsche besitzen, verstecken sie ihn vor den Nachbarn in der Garage. Eben ein bescheidenes Völkchen. Passend zur Bescheidenheit liegen sie eingeklemmt zwischen den selbstbewussten Metropolen Stuttgart und München. Prahlerei war lange Fehlanzeige.
Wegen der Sandwich-Position bündeln sie aber nun ihre Kräfte über Landesgrenzen hinweg. Politiker und Unternehmer aus den bayerisch-schwäbischen und den württembergisch-schwäbischen Städten und Landkreisen werben mit dem Schwabenbund-Verein für die Region. "Wir müssen sehen, das wir zwischen den Metropolregionen nicht in ein Loch fallen", meint Gerhard Pfeifer, Vizechef der IHK Schwaben und Vorstand im Schwabenbund für den Bereich Wirtschaft. Bereits 2012 haben sie sich als loses Bündnis formiert.
Schwabenbund gibt sich professionellere Strukturen
Nun machen Kreise, Kommunen, Handwerk, Industrie- und Handelskammern in Vereinsform Ernst. Der Schwabenbund gibt sich professionellere Strukturen, die Anzahl der Vorstände wurde verdoppelt. "Wir werden sukzessive immer aktiver", meint der Heidenheimer Landrat Thomas Reinhardt, der dem Bereich Politik im Schwabenbund vorsteht. Er will künftig mehr Fördermittel abgreifen, an Türen klopfen in Stuttgart, München, Berlin, Brüssel. Denn: Der Regierungsbezirk Schwaben liegt an der Westgrenze Bayerns, auf der baden-württembergischen Seite würden die Schwaben im Osten auf der Alb "in Stuttgart einem Bergvolk zugerechnet", beschwert sich Pfeifer.
Dabei geht es den Grenz-Schwaben alles andere als schlecht. In der Region zwischen Heidenheim und Kempten sitzen Weltmarktführer und Hidden Champions, Landkreise wie Biberach und der Bodenseekreis stehen jeden Monat im Wettbewerb um die niedrigste Arbeitslosigkeit. "Brutal prosperierend", beschreibt der Sprecher des Biberacher Landratsamts seinen Kreis (Arbeitslosenquote im März: 2,6 Prozent), das Motto der Gegend: "Zwischen Reagenzglas und Weidezaun".
"Das Standing von Schwaben ist gut", sagt auch der Sprecher des bayerischen Regierungsbezirks Schwaben, Karl-Heinz Meyer. Die Autobahn 8 werde ausgebaut, südlich von Augsburg entstehe ein BMW-Ersatzteillager, die Landräte im Osten Bayerns hätten einen guten Draht nach München. Auch in der baden-württembergischen Landesregierung sieht man das ähnlich: "Gerade auch die Region, die der Schwabenbund vertritt, profitiert massiv durch die diversen Strukturprogramme für den Ländlichen Raum", teilte ein Sprecher des zuständigen Ministeriums in Stuttgart mit.
Eigenlob fällt den Schwaben eher schwer
Doch Stärken helfen wenig, wenn keiner davon mitbekommt. Eigenlob fällt den Schwaben eher schwer. "Nix gschwätzt isch gnuag globt", lautet ein Sprichwort (Nichts gesagt ist Lob genug). Im Gegensatz dazu will der Verein Fachkräfte und Studenten anlocken, Hochschulen vernetzen, die Region stärker ins Bewusstsein bringen.
"Wir müssen zusammenfinden, weil die Welt härter wird", sagt Pfeifer. Und erzählt von internationalen Märkten und dem Wettbewerb, von seinen Geschäftsreisen nach China. "Was sich dort tut, da fällt mir die Kinnlade runter. Da werden Biberach, Ravensburg oder Ulm allein kein Profil gewinnen können, da muss man in größeren Dimensionen denken." Dazu gehört die Vision eines vereinten Schwabens.
"Ich sehe, das wir mental und geschichtskulturell eine starke Verbindung haben", sagt Pfeifer. Und zählt schwäbische Werte auf: Gründlichkeit, Skepsis, Bodenständigkeit. Bescheidenheit könne auch ein Nachteil sein, sagt er, und erwähnt die selbstbewusste "Mia san Mia"-Attitude der Altbayern. "Zur Mentalität gehört auch eine gewisses Maß an Selbstbewusstsein", findet auch Reinhardt. Also Schluss mit der falschen Bescheidenheit? "Wir werden nicht protzen, aber wir müssen uns Gehör verschaffen", sagt Pfeifer. dpa
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