Seehofer spielt mit dem Feuer
G8 oder G9?
Manchmal hilft ein kleiner Blick in die Vergangenheit, um die Gegenwart besser zu verstehen. Im Herbst 2003, als die CSU mit Edmund Stoiber an der Spitze in Bayern eine Zwei-Drittel-Mehrheit geholt hatte, wurde in einer Hauruck-Aktion die Einführung des achtjährigen Gymnasiums beschlossen. Stoiber, der als Gymnasiast einst selbst eine „Ehrenrunde“ drehen musste und zehn Jahre bis zum Abitur brauchte, hatte in kleiner Runde so entschieden. Die Landtagsabgeordneten der CSU, die noch im Wahlkampf das neunjährige Gymnasium in Bayern als unantastbar dargestellt hatten, mussten sich fügen.
Seither hat die CSU nichts als Ärger. Die Klagen über Schulstress und fehlende Freizeit reißen nicht ab. Und mittlerweile ist auch klar geworden, dass am G8 mehr als dreimal so viele Schüler durchs Abitur fallen wie weiland am G9.
Ministerpräsident Seehofer scheint jetzt eine schrittweise Rückkehr zum G9 zulassen zu wollen. Die Stichworte lauten „Brückenjahr“ oder „Gymnasium der zwei Geschwindigkeiten“. Irgendwann wird man wieder G9 dazu sagen. Für Schüler und Eltern wär’s eine Erleichterung, für die CSU das Eingeständnis des Scheiterns. Seehofer spielt mit dem Feuer.
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