Sektenkinder von Lonnerstadt: Eltern verlieren Sorgerecht
Das Amtsgericht Erlangen hat einem Sektenehepaar aus Mittelfranken das Sorgerecht für seine drei Kinder entzogen. Die Kinder sind jetzt in einem Heim.
Einem Aufregung um Sektenkinder: Behörden sehen keinen Handlungsbedarf ist das Sorgerecht für seine drei Kinder entzogen worden. Auf Beschluss des Amtsgerichts Erlangen sind die zwei Jungen im Alter von elf und 14 Jahren und ihre neunjährige Schwester am Montag aus der Familie geholt und in ein Heim gebracht worden, wie Justizsprecher Michael Hammer sagte. Dort sollen die Geschwister gemeinsam leben. Der Gerichtssprecher beschrieb die Eltern als kooperativ. Sie hätten deshalb ihre Kinder zunächst begleiten dürfen.
Sekte "Neue Gruppe der Weltdiener" betrachtet Kinder als kleine Erwachsene
Die bislang aus einem "Guru", dessen Partnerin und der fünfköpfigen Familie bestehende Sekte "Neue Gruppe der Weltdiener" aus Lonnerstadt versteht die Kinder als "Erwachsenenseelen in Kinderkörpern" und behandelt sie entsprechend. Laut eines Fernsehberichts des WDR sind sie bislang ohne Medikamente, Krankenversicherung, Süßigkeiten und Spielsachen aufgewachsen.
Zum Gesundheitszustand der zwei Jungs und des Mädchens wollte das Landratsamt am Montag keine Angaben machen. Dem Jugendamt war von Gegnern der Sekte immer wieder vorgeworfen worden, es kümmere sich nicht genug um die Kinder.
Sektenkinder von Lonnerstadt: Eltern dürfen sie im Heim besuchen
Das Gericht habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, sagte Hammer. "Es gab ein Gutachten, einen Ortstermin und die Kinder wurden alleine befragt." Das Gericht sei dabei zu der Überzeugung gelangt, dass ein weiterer Verbleib der Kinder im elterlichen Haushalt mit Blick auf das Kindeswohl nicht verantwortet werden könne, solange die Eltern ihren Erziehungsstil nicht wesentlich veränderten. Dem Ehepaar ist Hammer zufolge konkret das Aufenthaltsbestimmungsrecht für die Kinder sowie das Recht zur Regelung der Gesundheitssorge entzogen worden. Sie dürften ihre Kinder aber regelmäßig sehen. dpa
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