So sehen moderne Krippen aus
In Landsberg trafen sich Krippenbauer aus Bayern mit Kollegen aus Europa. Sie stellen nicht mehr nur Herbergsuche oder Anbetung dar, sondern andere Szenen aus dem Leben Jesu.
Es ist das klassische Bild vom Krippenbauer: Der Opa sitzt in der Werkstatt und schnitzt Figuren – das Jesuskind, Maria, Josef, Engel, Hirten und ein paar Schafe. „Das ist meine Erinnerung an die Kindheit“, sagt Ludwig Klein aus Burgau. Der 60-Jährige ist Krippenbauer. Doch seine Krippen haben mit dem klassischen Bild nichts mehr zu tun. Klein ist ein Vertreter des Wandels, er verwendet neue Materialien und stellt andere Szenen dar. Innovation war eines der Stichworte bei der Landestagung der Bayerischen Krippenfreunde, die am Wochenende in Landsberg stattfand.
37 Krippen zu sehen
„Maria besucht ihre Base Elisabeth“ steht auf der kleinen Tafel neben dem Glaskasten in der Landsberger Säulenhalle. Die Krippe von Ludwig Klein ist ab Freitag dort zu sehen. Denn die Landsberger Krippenfreunde, die heuer ihr 60-jähriges Bestehen feiern, richten nicht nur die Landestagung aus, sondern stellen in den ehemaligen Pferdestallungen auch 37 Krippen aus.
Seine Figuren hat Klein aus Prestolith modelliert, einer Spachtelmasse, die schnell härtet. Maria und Elisabeth, die beiden großen Frauen des Neuen Testaments, treffen sich im Dornwald. Ihre Wege aus Apfelbaumholz vereinen sich dort. Ludwig Klein setzt viel auf Symbolik. Maria hält Rosen in ihren Händen, ein Hinweis auf ihre Schwangerschaft. Elisabeth ist sie bereits deutlich anzusehen. Anders als in vielen Darstellungen ist ihr Bauch nicht unter dicker Kleidung versteckt. Die Landschaft, die Klein um die beiden Figuren gebaut hat, verstört und begeistert gleichermaßen. Die dornigen Rosenäste, die den Dornwald darstellen und aus Kleins Garten stammen, nehmen den Leidensweg der beiden Frauen und ihrer Söhne Johannes und Jesus voraus.
Über 300 Krippenbauer
Über 300 Krippenbauer aus Bayern, aber auch aus Österreich, Südtirol, der Schweiz, Belgien und Holland waren für einen Tag in Landsberg zu Gast. „Der Austausch steht im Mittelpunkt“, sagt Pfarrer Martin Martlreiter aus Dingolfing. Er ist der Präsident der Bayerischen Krippenfreunde. Seinen Verband bezeichnet er als Organisator und Animator, der Krippenbaukurse anbietet, neue Entwicklungen fördert und Kontakte knüpft. Der Gedanke der Jahreskrippe, also die Darstellung des Lebens Jesu, nehme immer mehr Raum ein. Viele Krippenbauer reize es, andere Szenen zu zeigen, als Herbergssuche, Geburt oder Anbetung der Könige.
Thomas Huber aus Regensburg ist einer von ihnen. Der 35-Jährige ist Arzt und von Kindesbeinen an begeistert von Krippen. Als Jugendlicher durfte er in seinem Heimatort Abensberg erstmals beim Aufstellen der Kirchenkrippe mitmachen, vor kurzem hat er sieben Krippen für eine Ausstellung in Regensburg gebaut und dabei über 300 Kilogramm Gips verarbeitet. Seine Figuren stellt er aus einer Modelliermasse her, die an der Luft trocknet. Sind die Körper fertig, werden sie kaschiert – also die Kleidung mit Leim getränkt und so angepasst.
Viel gelernt hat der Radiologe von Franz Nagel aus Füssen, der mit seinen Landschaftsbauten Maßstäbe setzt. Nagels Jahreskrippe in St. Mang in Füssen ist ein Vorbild für viele. „Ich zeige eine Art 3-D-Gemälde, ein eingefrorenes Theater“, sagt Thomas Huber. Für das Bauen der vielen Krippen opfert er schon mal seinen Urlaub. In der Säulenhalle in Landsberg sind von ihm zwei Krippen zu sehen: die Kreuzigung und die Auferstehung Jesu. Alles hat er selbst gemacht. Und was treibt ihn an? „Wenn ich nicht gläubig wäre, könnte ich auch Modelleisenbahnen bauen“, sagt er.
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