Spionage-Prozess: Ex-Chef merkte nichts von Frust des Mitarbeiters
Der frühere Vorgesetzte des Ex-BND-Mitarbeiters, der in München wegen Landesverrats vor Gericht steht, will von übermäßigem Frust bei dem heute 32-Jährigen nichts mitbekommen haben.
Genau das hatte der Angeklagte als Motiv für seine Spitzeltätigkeit für den US-Geheimdienst CIA angegeben: Unzufriedenheit und Frust. Seine Freundin und seine Ex-Kollegin hatten diesen Frust bestätigt.
"Wäre er zu mir gekommen, hätte ich ja reagiert", sagte der mittlerweile pensionierte Beamte am Freitag als Zeuge vor dem Oberlandesgericht. Er wusste demnach aber, dass sein Mitarbeiter eigentlich in einen anderen Bereich beim BND wechseln wollte - und schickte ihn sogar zu zwei Lehrgängen. Eine Versetzung sei dem jungen Mann aber aus haushaltstechnischen Gründen verwehrt geblieben, weil eine damit verbundene Höhergruppierung nicht möglich gewesen sei.
Die Anklage wirft dem gelernten Bürokaufmann Spionage für die CIA sowie für den russischen Geheimdienst vor. Konkret: Landesverrat, die Verletzung von Dienstgeheimnissen und Bestechlichkeit. Zwischen 2008 und 2014 soll er geheime Dokumente weitergegeben und dafür Geld bekommen haben. Der 32-Jährige, der schon seit Juli 2014 in Untersuchungshaft sitzt, hat vor Gericht ein Geständnis abgelegt.
Der ehemalige Vorgesetzte zeichnete aber ein sehr zwiespältiges Bild seines Ex-Mitarbeiters: Markus R. habe sehr korrekt, sehr ruhig, genau und zuverlässig gearbeitet. Schwierigkeiten habe er aber gehabt, wenn er mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigen musste. Zudem sei Markus R. sehr verschlossen und zurückhaltend gewesen und habe eigentlich nur reagiert, wenn man ihn direkt angesprochen habe. dpa
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