Streik bei Amazon bis Heiligabend - "wir liefern zuverlässig"
Am Amazon-Standort Graben bei Augsburg wird bis Heiligabend gestreikt. Die Ankündigung von Verdi, die Streiks zu verlängern, kontert Amazon mit einem Versprechen an die Kunden.
Seit drei Tagen streiken die Mitarbeiter in den Warenlagern des Online-Versandhändlers Amazon. Und nun erhöht die Gewerkschaft Verdi den Druck nochmals. In den Logistikzentren in Bad Hersfeld und Werne wollen die Mitarbeiter ihren Ausstand bis einschließlich Samstag verlängern. Und am Standort Graben südlich von Augsburg haben die Beschäftigten ihren am Montag begonnenen Streik sogar bis Heiligabend verlängert.
"Die Streiks werden Amazon im Weihnachtsgeschäft treffen"
Der Zeitpunkt des Ausstands ist bewusst gewählt. Verdi will Amazon in der für den Versandhändler wichtigsten Zeit des Jahres treffen. Schließlich werden bei Amazon an Spitzentagen 4,6 Millionen Produkte bestellt, die allesamt sortiert und verpackt werden müssen. Verdi-Sprecherin Eva Völpel betont daher: „Die Streiks werden Amazon im Weihnachtsgeschäft treffen – auch wenn das Unternehmen verzweifelt versucht, den Eindruck zu erwecken, dass alles gut läuft.“
Amazon-Sprecherin Anette Nachbar betont einmal mehr, dass das Unternehmen mit europaweit 28 Logistikzentren in sieben Ländern jederzeit auf die Streiks reagieren könne. Die Ankündigung von Verdi, die Streiks zu verlängern, kontert sie mit einem Versprechen an die Kunden: „Wir liefern zuverlässig.“ Alle Bestellungen, die bis Montagmittag aufgegeben werden, sollen pünktlich ankommen. Bislang mussten Kunden bis spätestens Sonntagabend ordern, um die Päckchen mit dem Standardversand noch rechtzeitig zu erhalten.
"Angst vor Entlassungen bei Amazon"
Zugleich betont Nachbar, dass sich an den Streiks nur eine kleine Minderheit der Mitarbeiter beteilige. Verdi-Gewerkschaftssekretär Thomas Gürlebeck sieht das naturgemäß anders. An den ersten Streiktagen haben sich nach seinen Angaben jeweils 500 der 2500 Mitarbeiter in Graben beteiligt. „Dass es nicht noch mehr waren, liegt an ihrer Angst vor Entlassungen.“ Schließlich plane Amazon, hunderte von befristeten Verträgen zum 31. Dezember auslaufen zu lassen.
Daher ist die Streikverlängerung für Gürlebeck nur konsequent. „Amazon hat sich bei unseren Gesprächen kein bisschen bewegt“, sagt er. Die Mitarbeiter hätten daher geschlossen für die Verlängerung gestimmt.
An sechs von neun deutschen Amazon-Standorten wird derzeit gestreikt. Damit will die Gewerkschaft durchsetzen, dass Amazon seine Angestellten künftig nach dem Tarifvertrag des Einzel- und Versandhandels bezahlt. Bisher orientiert sich das Unternehmen an den niedrigeren Löhnen der Logistikbranche. Einen Tarifvertrag gibt es aber nicht. (axhe, sge, sok)
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