Tödliche Verwechslung: Mörder bleibt in Psychiatrie
Ein schizophrener Mann hat in Herrsching den Falschen erschossen, weil er den Namen verwechselt hatte. Das Schwurgericht hat nun über die Zukunft des Mannes entschieden.
Der Rentner, dem 1996 bei den Todesschüssen auf einen ihm unbekannten Mann eine mörderische Verwechslung unterlief, bleibt in der Psychiatrie. Am Donnerstag ordnete ein Münchner Schwurgericht die Unterbringung des schuldunfähigen Mannes in der geschlossenen Abteilung einer Nervenklinik an. Dem Urteil zufolge besteht kein Zweifel, dass der 65-Jährige den früheren Polizeichef von Herrsching erschießen wollte.
Mörderische Verwechslung: Täter vertraute sich Arzt an
Die schicksalhafte Verwechslung des Polizisten Max Enzbrunner mit Josef Enzesberger, den unbescholtenen Bibliotheksangestellten, war an Dramatik kaum zu überbieten. Der Angeklagte war schon damals offenbar psychisch krank. Er hatte sich eingebildet, von dem Polizeichef verfolgt zu werden. Er hielt den Beamten für einen Mafioso und verdächtigte ihn eines Mordkomplotts gegen ihn. Und er wollte diesem zuvorkommen. Dann passierte ihm in den Morgenstunden des 8. Januar die folgenschwere Verwechslung: Er merkte sich die falsche Adresse.
Als Josef Enzesberger um 8.45 Uhr sein Haus verließ, trafen ihn vier Schüsse. Einer davon durchschlug Herz und Lunge. Der 52-Jährige hatte keine Chance. Er starb noch auf den Treppen seines Hauses im Koebkeweg.
Die Tat stellte die Polizei gleich vor mehrere Rätsel. Trotz intensivster Ermittlungen gelang es ihr auch in den folgenden Jahren nicht, in dem Fall auch nur einen Schritt weiterzukommen. Das sollte 17 Jahre lang so bleiben. Auch eine Fahndung in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“ blieb ohne Erfolg. Erst als der Täter, inzwischen 65 Jahre alt, sich im Oktober vergangenen Jahres einem Arzt anvertraute, kam wieder Bewegung in die Geschichte.
Ein Mosaikstein fügte sich zum anderen
Bei der Kripo in Fürstenfeldbruck, die damals die Ermittlungen leitete, fügte sich nun ein Mosaikstein zum anderen – die Erleichterung war zudem groß. Kripochef Manfred Frei gegenüber dem LT, warum eine solche Wendung auch nach langer Zeit enorm wichtig ist: „Offene Fragen belasten nicht nur die Angehörigen, sondern auch die ermittelnden Beamten viele Jahre lang.“ hön/dpa
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