Zahl der Todesopfer nach schweren Unwettern steigt auf vier
Nach dem schweren Unwetter, das in der Nacht zum Samstag Teile Bayerns und Österreichs getroffen hat, steigt die Zahl der Todesopfer auf vier. Zwei Menschen starben offenbar bei Aufräumarbeiten.
Bei den Aufräumarbeiten nach den schweren Unwettern in Bayern sind im Landkreis Passau zwei Menschen gestorben. In Pocking starb ein Dachdecker, der bei Aufräumarbeiten abstürzte. Auslöser des Sturzes seien allerdings gesundheitliche Probleme des Mannes gewesen, teilte das Landratsamt Passau am Sonntag mit. In Hauzenberg wurde ein 94 Jahre alter Mann tot neben einer Leiter aufgefunden. Die genaueren Umstände waren hier zunächst unklar.
In Österreich waren bei dem Einsturz eines Festzeltes in der Nacht zu Samstag bereits zwei Menschen ums Leben gekommen. Ursache war der heftige Sturm, wie die Polizei in St. Johann am Walde rund 70 Kilometer südlich von Passau berichtete. Mindestens 50 Menschen seien verletzt worden, zehn von ihnen schwer. Als der Sturm ausbrach, waren nach Medienberichten Hunderte Menschen in dem Zelt.
Das Unwetter über Bayern hat den Polizisten vor allem im südlichen Teil des Freistaats in der Nacht zum Samstag weit mehr als 1000 Einsätze beschert. Dutzende Menschen wurden verletzt, die Sachschäden gehen in die Hunderttausende.
Das Volksfest in Günzburg wurde wegen des Unwetters abgebrochen. Kurz nach 20 Uhr entschieden sich die Organisatoren dazu, sowohl das Festzelt als auch den Festplatz zu räumen. Die Räumung lief ruhig und besonnen ab, sagte der Einsatzleiter der Feuerwehr. Am Samstag soll das Volksfest dann wie geplant um 14 Uhr weitergehen.
Viele Verletzte beim Chiemsee-Summer-Festival
Auch der letzte Tag des Chiemsee-Summer-Festivals musste komplett ausfallen. Die Verwüstung auf dem Gelände in Übersee (Landkreis Traunstein) und die Schäden an den Bühnen seien zu groß, teilten die Veranstalter mit. Außerdem hatten am Freitagabend rund 50 Menschen medizinisch versorgt werden müssen.
Für viele Besucher stellte sich die Heimreise am Samstagmittag allerdings als Geduldsprobe heraus. Aufgrund der vielen Schäden des Unwetters, etwa umgestürzte Bäume, kommt es zu langen Wartezeiten. Zwar wurden Busse zur Verfügung gestellt, allerdings seien die Straßen vielerorts blockiert, sagte ein Sprecher. Am frühen Nachmittag seien nur noch einzelne Besucher auf dem Festivalgelände gewesen, um ihr Hab und Gut zusammenzupacken.
Das Unwetter mit starken Sturmböen hinterließ eine Spur der Verwüstung: Sogar das für Starkwinde ausgelegte Hauptzelt auf dem Chiemsee Summer sei beschädigt worden. An einem Riesenrad wurden Gondeln nach Polizeiangaben vorsorglich abmontiert.
Auch die Besucher des Festivals blieben nicht verschont: 50 Menschen mussten medizinisch behandelt werden. Darunter auch viele, die durch die Ereignisse verängstigt waren und psychologische Betreuung in Anspruch nahmen, wie die Organisatoren mitteilten. 20 Menschen seien ins Krankenhaus gebracht worden, teilte ein Pressesprecher mit: "Es gibt keine lebensbedrohlichen Verletzungen, was uns sehr erleichtert."
Die Festival-Veranstalter hatten Verletzte über Soziale Netzwerke zu Sanitätern dirigiert. Außerdem wurde eine Info-Hotline für diejenigen eingerichtet, die Begleiter suchten. Weil die Campingplätze total verwüstet wurden, öffneten Notunterkünfte für die Besucher.
Zugverkehr wird wegen Unwetter eingestellt
In München wurde am Abend der gesamte S-Bahn-Betrieb vorübergehend eingestellt. Es gab Störungen und in Gleisen befanden sich Bäume, teilte die Bahn am späten Abend mit. Die S-Bahnen standen an den Bahnsteigen. Auch der Zugverkehr wurde in weiten Teilen Schwabens und Oberbayerns eingestellt.
Der Bahnverkehr in Bayern ist nach den Unwettern in der Nacht auch am Samstag noch auf vielen Strecken beeinträchtigt. "In den Gleisbereich gestürzte Äste und Bäume führen zu Beeinträchtigungen im Bahnverkehr in Nieder- und Oberbayern", hieß es am Morgen auf der Homepage der Deutschen Bahn. Mit Hochdruck werde daran gearbeitet, die Strecken wieder frei zu bekommen. "Jedoch ist im Laufe des Tages im S-, Nah- und Fernverkehr mit Einschränkungen zu rechnen."
Polizei mehr als 1000 Mal wegen Unwetters im Einsatz
Das Unwetter über Bayern hat den Polizisten vor allem im südlichen Teil des Freistaats in der Nacht zum Samstag weit mehr als 1000 Einsätze beschert. Allein die Einsatzzentrale des Präsidiums Oberbayern Süd verzeichnete zwischen 21.00 und 1.00 Uhr mehr als 700 Einsätze mit Unwetterbezug, Notrufe waren zeitweise überlastet. "Im gesamten Bereich wurden Bäume umgeknickt und dadurch Straßen blockiert", hieß es in einer Mitteilung. Auch seien Äste und Bäume auf Autos gefallen, mehrere Menschen wurden hierbei verletzt. Im Bezirk Niederbayern waren die Beamten mehr als 250 Mal im Einsatz.
Das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West berichtete von rund 230 unwetterbedingten Einsätzen. Bei Verkehrsunfällen wegen Bäumen auf der Fahrbahn oder Aquaplanings wurden zwei Menschen verletzt. Umstürzende Bäume beschädigten mehrere Gebäude und geparkte Autos. Die A7 musste für etwa eine halbe Stunde zwischen Kempten-Leubas und Dietmannsried voll gesperrt werden, um einen Baum von der Fahrbahn zu entfernen. Den Gesamtschaden allein im Zuständigkeitsbereich des Präsidiums schätzten die Beamten auf rund 150.000 Euro. Die Abendveranstaltung der Allgäuer Festwoche in Kempten lief den Angaben zufolge hingegen planmäßig bis zum Ende.
In Weßling (Landkreis Starnberg) wurde ein Mann auf einem Spielplatz von einem umstürzenden Baum getroffen, wie ein Polizeisprecher sagte. Im Bereich Marktoberdorf (Landkreis Ostallgäu) sei eine Person schwer verletzt worden, als sie gegen einen Baum fuhr.
In Augsburg und Umgebung stürzten nach Auskunft des Polizeipräsidiums Schwaben Nord rund zehn Bäume auf Straßen und Häuser. Meldungen über Verletzte lagen nicht vor. Ein Baum krachte auf ein Autohaus in der Donauwörther Straße in Augsburg. In Königsbrunn wurde ein Haus teilweise abgedeckt.
Auch auf der Autobahn 8 gab es mehrere Unfälle. Hier waren zwar keine Bäume auf die Fahrbahn gestürzt, mehrere Autofahrer verloren jedoch auf der regennassen Fahrbahn die Kontrolle über ihr Fahrzeug.
Mehr als 40.000 bayerische Haushalte zeitweise ohne Strom
Insgesamt hat das Unwetter in Bayern etwa 40 Stromausfälle verursacht, wie die Bayernwerk AG mitteilte. Mehr als 40.000 Haushalte und Betriebe im Bayernwerk-Netzgebiet mussten zeitweise ohne Strom auskommen. Mehrere zentrale Versorgungsleitungen und zwei Umspannwerke seien mehrere Stunden vom Netz gewesen.
Als häufigste Ursache für die Stromausfälle nannte das Bayernwerk Blitzeinschläge und umgestürzte Bäume. Besonders betroffen waren den Angaben zufolge die Region Waldkraiburg (Landkreis Mühldorf) und der Raum um Passau (Niederbayern).
Auch Fußballspiele waren beeinträchtigt
Betroffen waren auch Fußballspiele: Die Partie zwischen Gersthofen und Hollenbach musste zur Halbzeit gegen 20 Uhr abgebrochen werden. Bei der Auftakt-Partie der Bundesliga zwischen Bayern München und Bayer Leverkusen verzögerte sich wegen eines Gewitters mit Starkregen der Anpfiff zur zweiten Halbzeit.
In Mittelfranken wurden Häuser abgedeckt und ein Wohnwagen umgeweht. Von verletzten Menschen war aber zunächst keine Rede. Ein Sprecher ging jedoch von hohen Sachschäden aus. Allein die Polizei in Mittelfranken habe seit 17.00 Uhr rund 170 wetterbedingte Einsätze gehabt.
Im oberfränkischen Meeder (Landkreis Coburg) hat der Sturm eine Wanderhütte der Gemeinde mitgerissen und auf die Autobahn 73 geschleudert. Dort blieb sie nach Polizeiangaben vom Samstag auf der rechten Fahrspur und dem Seitenstreifen liegen. Die Holzhütte mit einer Grundfläche von 4 mal 5 Meter stand rund 30 Meter neben der Autobahn und hielt vermutlich einer Windhose. kos, nos, dpa
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