Urteil im Prozess um teuersten Teppich der Welt
Morgen fällt das Urteil im Prozess um den teuersten Teppich der Welt. Der Augsburger Auktionator Georg Rehm wird von seinem Verband in Schutz genommen.
Morgen Vormittag wird am Landgericht Augsburg das Urteil im Prozess um den teuersten Teppich der Welt erwartet. Der Perser war vom Augsburger Auktionshaus Rehm für 900 Euro in den Auktionskatalog aufgenommen worden, er ging für 19 700 Euro weg und wurde nur wenige Monate später bei Christie’s in London für 7,2 Millionen Euro versteigert. Die ursprüngliche Besitzerin will nun Schadenersatz von Auktionator Georg Rehm. Wir sprachen über den Fall mit Heinrich Arens, Präsident des Bundesverbandes deutscher Auktionatoren.
Erwarten Sie, dass der Kollege Rehm zur Zahlung von Schadenersatz verurteilt wird?
Arens: Nein. Rehm kann nichts passieren. Er hat nichts falsch gemacht.
Vielleicht ließ er nicht genug Sorgfalt walten. Er hat einen wertvollen Teppich nicht erkannt. Der Besitzerin ist so ein Vermögen entgangen.
Arens: Das ist eben so bei einer Auktion. Letztlich bestimmt der „Einlieferer“, also der Besitzer der Ware, welche Summe er für seine Stücke haben will. Ein Limit kann, muss aber nicht gesetzt werden. In diesem Fall war die Besitzerin mit den 900 Euro Schätzpreis einverstanden. Sie war ja dann auch hocherfreut, dass zunächst bei Rehm ein Vielfaches dessen erzielt wurde.
Hätte Rehm nicht ein Experten-Gutachten in Auftrag geben müssen?
Arens: Gutachten sind in so einem Fall nicht üblich, außer der Besitzer und der Auktionator haben sich ausdrücklich darauf verständigt. Noch mal: Rehm hat nichts falsch gemacht. Es hat keine erkennbaren Anzeichen gegeben, dass für diesen Teppich einmal eine so hohe Rekordsumme gezahlt wird.
Die frühere Besitzerin kann also nicht mit einer Entschädigung rechnen?
Arens: Nein. Im Auktionswesen gibt es keine Garantien – außer dem Limit. Jede Auktion ist nicht mehr als eine Momentaufnahme des Marktes. Und für so eine Summe braucht es eine Bieterschlacht. Wer kann die voraussagen?
Nehmen wir an, Georg Rehm wird, entgegen Ihrer Überzeugung, doch zu Schadenersatz verurteilt. Welche Folgen hätte das für Ihre Branche?
Arens: Falls er verurteilt wird, gibt es ja weitere Instanzen ... Aber die Folgen wären gravierend. Es ist für einen Universal-Auktionator wie Rehm, der Tausende Stücke pro Jahr versteigert, in der Praxis völlig unmöglich, über jedes Objekt ein Gutachten anzufertigen.
Können wir davon ausgehen, dass die Branche den Prozess genau verfolgt.
Arens: Ja. Ich hatte Hunderte Anrufe aus ganz Mitteleuropa.
Würde das Image von Auktionshäusern leiden, wenn Rehm zu Schadenersatz verpflichtet würde?
Arens: Ich denke nicht. Ich telefoniere ständig mit Kollegen. Es gibt keinen Rückgang der Geschäfte.
Wie verdient eigentlich der Auktionator sein Geld?
Arens: Er erhält eine Provision aus dem erzielten Preis – üblich sind derzeit rund 20 Prozent.
Dann hätte sich Rehm ja selbst geschadet, wenn er zu wenig erlöst hat ...
Arens: Eben.
Interview: Holger Sabinsky-Wolf
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