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München
23.01.2017

Verbrecherjagd in 3D: Experten holen Auschwitz in Gerichtssaal

Der Leiter der Kriminaltechnischen Abteilung Zentrale Fototechnik des bayerischen LKA, Ralf Breker, schaut sich ein 3D-Modell des KZ Auschwitz mit einer Virtual-Reality-Brille an.
Foto: Peter Kneffel, dpa

Mit 3D-Brille auf Spurensuche: Münchner Spezialisten scannen Tatorte, die Ermittler analysieren oder Richter im Prozess in Augenschein nehmen können - auch viele Jahre später.

Baracken, Gleise, Eisenbahnschienen in Richtung Gaskammern. Virtuell unterwegs in Auschwitz. Ralf Breker steuert einen gespenstischen Flug in 3D, durch das markante Eingangstor, vorbei an einem Zug stilisierter Häftlinge, zum Krematorium. Die Bäume sind dort, wo sie damals standen.

Die Technik erlaubt den Blick hinter jede Baracke, ermöglicht jede Perspektive. Und kann damit etwa Aufschluss geben über die Frage: Konnte ein Wachmann sehen, wie die Menschen zu Tausenden in den Tod getrieben wurden?

Realistische Tatort-Bilder

Breker leitet die zentrale Fototechnik im Bayerischen Landeskriminalamt und konstruiert 3-D-Modelle von Orten, an denen Bomben gezündet, Feuer gelegt, Menschen umgebracht - oder massenhaft ermordet wurden. Jährlich gut 60 Tatorte vermisst der Diplomingenieur für Geomedientechnik mit seinem Team mit 3D-Lasermesssystemen. Die Farben werden später anhand von Fotos eingefügt, der Laser zeichnet nur Grautöne auf. "Wir wollen die Realität einfangen und sie in der Virtuellen Realität begehbar machen", sagt Breker.

Noch nie konnten sich Ermittler und im Prozess Richter, Staatsanwälte und Verteidiger ein so realistisches Bild vom Tatort machen, sich darin bewegen, die Schritte des Täters nachvollziehen, aus seiner Perspektive schauen. Sie tauchen quasi in den virtuellen Tatort ein. "Das ist aus kriminalistischer Sicht revolutionär", sagt Breker. 

Das Modell von Auschwitz ist das spektakulärste, das die Münchner erstellt haben. Daneben haben sie Dutzende weitere Orte aufbereitet, ausgebrannte Häuser, Straßenzüge, ein Sägewerk im Schnee, kalte Wintersonne, man fröstelt. Was hier geschah, ist nicht erkennbar, und das LKA lässt es offen: Der Fall ist nicht abgeschlossen.

In 3D gibt es auch das Zimmer, in dem 1983 in Wolfratshausen der jugoslawische Regimegegner Stjepan Durekovic vom Geheimdienst getötet wurde, und der Oktoberfesteingang, wo 1980 eine Bombe 13 Menschen in den Tod riss. Auch das Modell ist unter Verschluss: Die Ermittlungen zu dem schwersten rechtsextremen Anschlag in der Bundesrepublik Deutschland laufen. Der Generalbundesanwalt hat sie neu gestartet. 

Sogar das Licht zur Tatzeit kann nachempfunden werden

Früher dokumentierten Experten den Tatort mit Maßband und Kamera. Der Ermittler hielt fest, was ihm wichtig schien. Das Bild blieb subjektiv - und zweidimensional. "Damit konnte man sich oft nicht wirklich vorstellen, wie es da ausgesehen hat", sagt Breker. Mit Hilfe von Fotos, Skizzen und noch vorhandenen Strukturen kann Breker rückwirkend 3D-Modelle erstellen. Selbst das Licht zur Tatzeit kann genau nachempfunden werden, per Wetterdaten und Sonnenstand. 

Im LKA-Labor stehen ein Schädel mit Einschuss und ein Brustkorb mit Einstich ins Herz. CT-Daten machten die Verletzungen sichtbar - und den Körper des Opfers von innen begehbar. "Die 3D-Technik eröffnet auch hier ganz neue Möglichkeiten", sagt Breker. Etwa die "Virtopsy", eine virtuelle Obduktion. "Das wird sicher irgendwann Einzug halten in die Rechtsmedizin." Anders als bei der bisherigen Obduktion ist sie Jahre später noch möglich. "Man kann Menschen virtuell konservieren, virtuell einfrieren", sagt Breker. "Das sind Möglichkeiten, von denen hat man vor zehn Jahren geträumt."

Andere Landeskriminalämter arbeiten auch mit der Lasertechnik, die Münchner haben sie aber nach eigener Aussage sehr weit entwickelt. 

Das 3D-Modell biete eine neue Möglichkeit, die "einem die Örtlichkeit vertraut machen kann", sagt dazu der stellvertretende Leiter der Zentralen Stelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg, Thomas Will. "Es kann aber nicht einen tatsächlichen örtlichen Augenschein ersetzen." Die Ausmaße der Konzentrationslager ließen sich erst beim persönlichen Besuch wirklich erfassen. 

Das Auschwitz-Modell soll nie öffentlich zugänglich werden

Das Auschwitz-Modell hatte das LKA für die Staatsanwaltschaft Weiden erstellt. Der wegen Beihilfe zum Mord an mehr als 200.000 ungarischen Juden Angeklagte starb aber 89-jährig, bevor es zum Prozess kam. Im Prozess gegen den SS-Wachmann Reinhold Hanning wegen Beihilfe zum 170.000-fachen Mord war das Modell im Einsatz. Es hat nicht den Rang eines Beweismittels wie Zeugenaussagen. Das Gericht wies aber im Urteil eigens auf die Erkenntnis aus dem Modell hin, nämlich, dass der Mann vom Wachturm die Krematorien sehen konnte. 

Noch immer sind nicht alle NS-Prozesse abgeschlossen. Die Zentralstelle in Ludwigsburg ermittelt vor allem gegen weitere Ex-Angehörige von KZs. 2016 hat die Behörde 30 neue Verfahren eingeleitet und zum Großteil an die zuständigen Staatsanwaltschaften abgegeben, darunter Verfahren zum KZ Stutthof und erneut zu Auschwitz. Zu diesem sind in Gera, Oldenburg und Stuttgart derzeit drei Verfahren offen.

Das Auschwitz-Modell könnte, wenn es keine Beschuldigten mehr gibt, NS-Dokumentationsstätten zur Verfügung gestellt werden, etwa der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Öffentlich zugänglich soll es nie werden. Zu sehr ähnelt die Reise durch die Vergangenheit einem Videospiel, und allzuleicht könnten Rechte daran Geschmack finden. dpa

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