Verletzter Höhlenforscher rettet selbst Menschen aus Höhlen
Der verletzte Höhlenforscher Johann Westhauser hat selbst Menschen aus Höhlen gerettet. Jetzt kämpft er in 1000 Metern Tiefe um sein eigenes Leben.
Das Drama um den baden-württembergischen Höhlenforscher Johann Westhauser könnte ein glückliches Ende nehmen. Als der 52-Jährige am vergangenen Wochenende in die Riesending-Schachthöhle in den Berchtesgadener Alpen hinabstieg, konnte er nicht ahnen, dass er bald im Mittelpunkt eines beispiellosen internationalen Hilfseinsatzes stehen würde.
Normalerweise ist er selbst als Spezialist in der Höhlenrettung Baden-Württemberg im Einsatz, wenn es darum geht, in Not geratene Menschen aus dem Inneren der Erde wieder an die Oberfläche zu bringen.
Ein Steinschlag verletzte Westhauser schwer
Westhauser wurde durch einen Steinschlag in der längsten und tiefsten Höhle Deutschlands schwer verletzt – am Oberkörper und am Kopf. Der Helm bot wegen der Wucht des Gesteins nur unzureichenden Schutz. Die Nachrichten, die aus 1000 Metern Tiefe zunächst an die Öffentlichkeit drangen, waren sehr beunruhigend.
Er verliere immer wieder das Bewusstsein, sei nicht transportfähig, hieß es noch am Montagabend. Am Dienstag nun die Wendung zum Besseren: Der Mann, der der Arbeitsgemeinschaft für Höhlenforschung Bad Cannstatt angehört, könne zeitweise stehen und sei ständig ansprechbar.
Ohne körperliche Fitness ist es ohnehin nicht möglich, so weit in die Erde abzusteigen. Es ist ein Dreckloch, in das man sich hunderte Meter abseilt. Es ist kalt. Man muss manchmal die Luft anhalten, um sich durch enge Spalten zu zwängen.
Westhausers Arbeitsgemeinschaft hatte die Höhle entdeckt
Nur die Stirnlampe entreißt diesen dunklen Welten faszinierende Ausschnitte: glitzernde Kristalle, noch nie von einem Menschenauge gesehene Tropfsteinformationen. Deshalb hat sich Johann Westhauser immer wieder auf den Weg nach unten gemacht – da ist er obenauf.
Westhauser kennt sich in der Unglückshöhle aus wie kaum ein anderer. Seine Arbeitsgemeinschaft hatte 1995 das „Riesending“ entdeckt und es seit 2002 systematisch erforscht. „Er ist immer top vorbereitet und absolut erfahren“, sagt Matthias Leyk, der Westhauser vor rund 20 Jahren kennengelernt hat. Seither wagten sich beide für Rettungsübungen, -einsätze und Forschungsprojekte oft unter die Erde.
Unter der Erde entsteht eine besondere Freundschaft
An dem Verunglückten schätzen Kameraden seine unbedingte Verlässlichkeit, die brenzlige Situationen meistern hilft. „Hier entsteht eine Freundschaft, wie man sie auf der Erdoberfläche so schnell nicht kriegt“, sagt Leyk und meint damit den 52-Jährigen aus Kornwestheim.
Beruflich ist Westhauser technischer Mitarbeiter des Instituts für Technologie in Karlsruhe und arbeitet dort im Bereich Physik. Die Hochschule, Leyk und viele weitere Kameraden bangen mit den Angehörigen, dass alles gut gehen möge im Inneren der Erde.
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