Videoaufnahmen im Allgäu zeigen doch keinen Wolf
Im Oberallgäu soll sich ein Wolf herumgetrieben haben. Ein Video zeigt das Tier auf einem Feld und auf der Straße. Das Landesamt für Umwelt gibt Entwarnung.
Am helllichten Tag soll zwischen Burgberg und Rettenberg im Oberallgäu ein Wolf unterwegs gewesen sein. Er habe das Tier am Montag auf dem Weg zur Arbeit aus seinem Auto heraus beobachtet und ein Video gemacht, berichtet Jonas Betz aus Burgberg. In dem kurzen Film ist ein Tier zu sehen, das zuerst über eine Wiese läuft, dann entlang der Ortsverbindungsstraße und schließlich in Richtung Grüntenmassiv verschwindet. Zuerst habe er einen kurzen Schreck bekommen, schildert Betz.
Nachdem er das Video gemacht hatte, benachrichtigte er den zuständigen Jäger. Beschäftigt ist mit der Angelegenheit seit Mittwoch auch das Landesamt für Umwelt in Augsburg. Dort gibt ein Sprecher mittlerweile Entwarnung: "Die Überprüfung des Bildmaterials durch die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) hat ergeben, dass es sich bei dem Video nicht um einen Wolf handelt. Schwanzform, Färbung und Bewegungsverhalten weichen deutlich von Kriterien für eine Identifizierung eines Wolfes ab." Bei den Fotos reiche die Qualität nicht aus, um das Tier als Wolf zu identifizieren.
Vermeintliche Wolf-Sichtung bereitet Jägern Sorgen
Ein Thema war der angeblich aufgetauchte Wolf am Mittwochnachmittag auch bei der Hegeringversammlung in Bühl bei Immenstadt. Heinrich Schwarz, Vorsitzender des Kreisjagdverbands Oberallgäu, geht davon aus, dass das beobachtete Tier ein Wolf ist. Das sei ja nicht der Erste, der im Oberallgäu gesichtet wurde.
Der Zeitpunkt sei aber nicht ideal, denn das Rotwild werde allein im südlichen Oberallgäu an 38 Futterstellen gehegt. Dort könne der Wolf jetzt leichte Beute machen. Und das habe Folgen: „Das aufgeschreckte Rotwild wird dann in Regionen weiter ziehen, wo viele Jahre gar kein Rotwild heimisch war.“
"Der Wolf ist ein scheues Tier und meidet Menschen"
Bis jetzt seien immer Einzelwölfe im Allgäu gesichtet worden. „In der Regel sind das Rüden. Wenn sie aber mal auf eine Fähe, also einen weiblichen Wolf, treffen, dann bildet sich schnell ein Rudel“, erläutert Schwarz und fügt an: „Das kommt zu 100 Prozent irgendwann mal so.“
Gianni Parpan aus dem Schweizer Kanton Graubünden war als angehender Berufsjäger bei der Hegeringversammlung in Bühl am Alpsee dabei. Er sagt: „Wölfe gehören dazu, sie ängstigen mich nicht.“ In Graubünden gebe es ein Wolfskonzept, das Bauern finanziell entschädigt, wenn Nutztiere wie Schafe oder Kälber gerissen worden sind. Und das ist schon mehrfach passiert. Menschen müssten sich nicht ängstigen. „Der Wolf ist ein scheues Tier und meidet Menschen.“
Im Allgäu hatte sich zuletzt die Alpwirtschaft vehement gegen eine Wiederansiedlung von Wölfen in der Region ausgesprochen. „Weidehaltung und Wölfe sind in einer von Menschen gepflegten Kulturlandschaft nicht vereinbar“, heißt es in einem Positionspapier des Alpwirtschaftlichen Vereins Allgäu. Dessen Geschäftsführer Dr. Michael Honisch bekräftigte gestern: „Wir brauchen den Wolf nicht.“ Gleichwohl sei er auf dem Vormarsch.
Die Diskussion ist geschlossen.