Vom "Ex-Saufen" und anderen Sorgen - Die Wiesn-Bilanz
Mit der 181. Wiesn geht ein durchschnittliches Oktoberfest zu Ende. Alle Beteiligten sind zufrieden. Sorgen machen nur zwei Dinge - und beide haben mit Maßkrügen zu tun.
6,3 Millionen Gäste trinken 6,5 Millionen Liter Bier: Das 181. Oktoberfest ist am Sonntag ohne neue Rekorde zu Ende gegangen. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sprach von einer "unglaublich gemütlichen" Wiesn. "Es war nicht die sonnigste Wiesn, aber es hat Spaß gemacht." Besonders am letzten, langen Wiesn-Wochenende habe die Besucherzahl noch einmal angezogen, so dass sie trotz wetterbedingter Anfangsschwierigkeiten nur um 100 000 Besucher unter der Vorjahresmarke (6,4 Millionen) lag. "Wir haben keine neuen Rekorde, aber wir liegen auf hohem Niveau", sagte Wiesnchef Josef Schmid (CSU).
So floss auch in diesem Jahr das Bier wieder in Strömen: 6,5 Millionen Maß wurden verkauft - weit weg allerdings vom Rekord mit 7,1 Millionen im Jahr 1985. Das Wiesn-Fundbüro zählte bis zum Sonntag 3646 Fundstücke, darunter allein 900 Ausweise. Ein verloren gegangenes Bundesverdienstkreuz 2. Klasse war am Sonntag dagegen noch nicht wieder aufgetaucht.
Polizei: Weniger Straftaten auf dem Oktoberfest
Auch die Rettungskräfte zogen eine weitgehend positive Bilanz. Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) zählte mit 7900 Patienten zwar deutlich mehr als im Vorjahr, der Anstieg gehe aber vor allem auf leichte Verletzungen zurück. Rund 600 Wiesn-Besucher mussten wegen Alkoholvergiftungen behandelt werden, nur 16 von ihnen waren nach BRK-Angaben minderjährig. Im vergangenen Jahr waren es noch 30.
Was die meist ehrenamtlichen Helfer leisteten, zeigt ein Beispiel des BRK: Ein Helfer legte demnach an einem einzigen Tag laut GPS-Anzeigen und Schrittzählern 22 Kilometer auf dem Festgelände zurück. Das ist Halbmarathondistanz.
Die Polizei freute sich über weniger Straftaten auf dem größten Volksfest der Welt. 720 Menschen wurden festgenommen, das sind 39 weniger als im vergangenen Jahr. Allerdings leisteten viele Festgenommene nach Polizeiangaben Widerstand; 13 Beamte wurden verletzt. "Von Bissverletzungen bis Trittverletzungen war alles dabei", sagte Polizeisprecher Wolfgang Wenger.
Münchens Oberbürgermeister Reiter macht das "Ex-Saufen" Sorgen
Zwei von unzähligen Beispielen für Wiesn-Einsätze: Am letzten Wochenende musste die Polizei einen Streit um eine Fischsemmel schlichten. Der Kunde hatte versehentlich die Deko-Semmel aus Plastik bekommen und sich darüber fürchterlich aufgeregt. Und am späten Freitagabend streckte ein 44-Jähriger ein Monster nieder. Der Mann hatte sich in der Geisterbahn derart erschreckt, dass er aus der Gondel stieg und den Widersacher aus der Verankerung riss. Am Monster entstand Totalschaden, der Schausteller erstattete Anzeige.
Die gute Nachricht: Die Zahl der Taschendiebstähle ging nach Polizeiangaben zurück. Die schlechte: Von den Maßkrugdiebstählen kann das nicht behauptet werden. Der Maßkrug-Klau wird immer mehr zum Volkssport: Ordner nahmen Souvenirjägern in diesem Jahr 112 000 Maßkrüge ab, die sie aus den Zelten und Biergärten mitgenommen hatten. Im vergangenen Jahr waren es nur 81 000.
Bei aller Freude über die gemütliche und friedliche Wiesn - einen Wermutstropfen gibt es doch: Oberbürgermeister Reiter macht das "Ex-Saufen" Sorgen, das Leeren des Maßkruges in einem Zug. "Es lässt sich leider irgendwie nicht in den Griff kriegen", sagte er. Die Stadt und die Wirte müssten sich künftig überlegen, wie sie es schaffen, dass "nicht so viele junge, mittelalte und ältere Menschen sich mit einem einzigen 10-Sekunden-Schluck wegbeamen".
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