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Gerd Sonnleitner räumt seinen Platz
24.06.2012

Vor der Hofübergabe

Gerd Sonnleitner, Präsident des deutschen Bauernverbandes, macht Platz für seinen Nachfolger.
Foto: Thorsten Jordan

Nach 15 Jahren an der Spitze des Deutschen Bauernverbandes macht Gerd Sonnleitner in der kommenden Woche einem Nachfolger Platz. Im Schlussspurt kann er kaum an Privates denken.

Gerd Sonnleitner ahnt, wie Joachim Löw sich gelegentlich fühlt. Als Bauernpräsident, so sagte er, als auch in Deutschland die ersten Rinder von der tückischen Krankheit BSE befallen waren, gehe es ihm nicht anders als einem Fußballtrainer: „Alle reden mit.“ Um zu wissen, was in einem Verein oder in der Nationalmannschaft schiefläuft, genügt den meisten Fans ja schon der flüchtige Eindruck einer Fernsehübertragung. Und mit dem täglichen Essen verhält es sich offenbar auch nicht anders. „Jeder, der mal übers Land fährt“, klagte Sonnleitner damals entnervt, „weiß immer sofort, was wir falsch machen.“

Über die Hysterie der BSE-Krise regt er sich immer noch auf

Zwölf Jahre ist das bald her – aber noch lange nicht vergessen. Was habe er da in der allgemeinen Hysterie für einen Unsinn lesen müssen, faucht Sonnleitner und springt vor Aufregung fast aus dem Rücksitz seiner Dienstlimousine. „Über hunderttausende von Toten wurde da spekuliert! Erinnern Sie sich noch? Hun-dert-tau-sen-de!“

Die Schlachthöfe waren plötzlich leer, die Zeitungen dafür voll mit Ernährungstipps – und der Bauernpräsident, früher selbst Bullenmäster, der Buhmann der Nation. Der Massentierhalter. Der Tiermehlverfütterer. Der Ewiggestrige. Kein Dioxin im Bio-Ei, kein Antibiotikaskandal, keine Vogelgrippe und keine Ehec-Infektion hat die Verbraucher in Deutschland so verstört wie die Bilder von den zuckenden, taumelnden und quälend verendenden Tieren. Es gibt Menschen, die seitdem kein Rindfleisch mehr essen.

Ein Agrarminister und eine Gesundheitsministerin mussten nach dem BSE-Schock gehen. Gerd Sonnleitner blieb – und lernte schnell. „Der Verbraucher“, sagt der 63-Jährige inzwischen, „hat einen Anspruch auf Transparenz.“

Vom forschen Verbandsmenschen zum Agrarökonom

In den gut 15 Jahren, die er den Verband jetzt führt, hat sich nicht nur die Landwirtschaft verändert, sondern auch das Berufsbild des Bauernpräsidenten. Aus dem forschen Verbandsmenschen Sonnleitner, der mit niederbayerischer Zähigkeit die Besitzstände seiner Mitglieder verteidigte, ist ein global denkender Agrarökonom geworden, der so selbstverständlich wie ein Manager über den Markt und den Wettbewerb redet und der Notwendigkeit, sich diesem zu stellen.

Die alte Überschusswirtschaft mit ihren Preis- und Abnahmegarantien, den Milchseen und den Butterbergen, räumt Sonnleitner heute ein, „war doch auch nichts anderes als Planwirtschaft“. Verführerisch bequem für Europas Bauern, aber ruinös teuer für die Allgemeinheit.

Entwicklungshilfe für Afrika

Gerade hat ihn sein Fahrer am Flughafen abgeholt. Der Präsident ist, wie so oft, in Eile. In der Verbandszentrale in Berlin wartet bereits ein halbes Dutzend Kollegen aus Afrika, denen er gleich erklären wird, warum sich trotz steigender Ausgaben für die Entwicklungshilfe jeden Abend fast eine Milliarde Menschen hungrig schlafen legt: Weil im Instrumentenkasten der Helfer allzu oft die Hilfen für die Landwirtschaft in diesen Ländern fehlten. „Wir Bauern aber sind es, die säen und pflanzen, die züchten und ernten.“

In einer enger zusammenrückenden Welt muss auch ein Bauernfunktionär weit über den eigenen Tellerrand hinausblicken. „Farmer helfen Farmern“, sagt Sonnleitner deshalb und rät seinen afrikanischen Gästen, die er zu einer Art Schnellkurs in Verbandsarbeit eingeladen hat, sich in Ghana, in Tansania oder Sambia ähnlich gut zu organisieren wie die Landwirte in Deutschland.

Zeit für einen Generationswechsel

In wenigen Wochen schon wird hier ein anderer stehen, sein Nachfolger. Sonnleitner hat sich entschlossen, beim Bauerntag in Fürstenfeldbruck am nächsten Mittwoch nicht noch einmal zu kandidieren. Wie in der Politik, sagt er, habe sich auch in seinem Metier die Schlagzahl in den vergangenen Jahren verdoppelt, wenn nicht gar verdreifacht. Nicht zuletzt deshalb sei die Zeit jetzt reif für einen Generationswechsel: „Ich wollte am Ende meiner Amtszeit schließlich noch halbwegs gesund zu Hause ankommen.“ Zu Hause – das ist der 100-Hektar-Hof in Rottersham bei Passau, der sich bereits seit dem 13. Jahrhundert im Besitz der Familie befindet und den bald sein Sohn Tobias übernehmen wird, wenn auch „nur“ im Nebenerwerb. Im Hauptberuf bleibt er Steuerberater und Wirtschaftsprüfer.

Für Vater Gerd ist das nur konsequent: In einer Welt, die sich immer arbeitsteiliger organisiert, argumentiert er, muss sich auch ein Bauer gelegentlich neu erfinden und arbeitsteiliger denken. Deshalb hat er die Dächer seines Hofes mit Solarzellen bestückt. Deshalb hat er die Bullen- und die Schweinemast aufgegeben, an der auch die fleißigste Frau scheitert, wenn ihr Mann das ganze Jahr zwischen Rottersham, Bonn, Berlin und Brüssel pendelt. Und deshalb ist sein designierter Nachfolger, Joachim Rukwied aus Eberstadt bei Heilbronn, keiner von den alten Milch- oder Getreidebauern, sondern einer, der diversifiziert, wie es im Managerdeutsch so schön heißt: Ackerbau, Gemüse, etwas Wein sogar. Und so ganz nebenbei ist der 50-Jährige auch noch Gerd Sonnleitners Wunschkandidat.

Sonnleitners Aufstieg an die Spitze

Damit wird der Wechsel an der Spitze des einflussreichen Verbandes deutlich geräuschloser über die Bühne gehen als im April 1997. Den jungen, ehrgeizigen Bauernführer aus Bayern hatte zunächst niemand auf der Rechnung, als Constantin Freiherr von Heereman seine Nachfolge auszukungeln begann. Doch wo immer dessen Favorit, ein Hesse, auch auftrat, um sich bei den Bauern im Land bekannt zu machen: Sonnleitner war schon da.

Sein Aufstieg an die Spitze war auch ein Bruch mit der alten Loden-Lobby, den Großbauern und Agrarbaronen, die den Verband bis dahin beherrscht und gelegentlich auch wie ihr Eigentum betrachtet hatten. Leonhard Keller, der als Präsident der schwäbischen Bauern zwei Jahrzehnte lang eng mit Sonnleitner zusammengearbeitet hat, staunt noch heute über diese Leistung: „Ein großer Taktiker war der Gerd schon immer.“ Und ein kleiner Revoluzzer obendrein: Um gegen die Agrarpolitik zu protestieren, besetzte der Jungbauer Sonnleitner einst mit einer Gruppe aufgebrachter Kollegen sogar das Büro der Passauer CSU.

Eine Aufgabe für Generationen

Sehr viel später hat die ihm in Gestalt ihres Ministerpräsidenten Edmund Stoiber dann das bayerische Landwirtschaftsministerium angetragen. Sonnleitner aber, der erste Bauernpräsident ohne Parteibuch von CDU oder CSU, lehnte dankend ab. „Gestalten konnte ich auch so“, sagt er. Dazu kommt eine tiefe Skepsis gegenüber der aktiven Politik mit ihrer Effekthascherei, ihrer Umfragegläubigkeit und ihrer latenten Neigung, sich an den Zeitgeist zu ketten. „Das kurzfristige Denken dort“, klagt Sonnleitner, „beißt sich mit dem langfristigen Denken von uns Landwirten.“ Einen Bauernhof zu führen, ist eine Aufgabe für Generationen und nicht für Legislaturperioden.

Umso schwieriger aber ist es auch, die eigenen Kollegen davon zu überzeugen, dass sich bei aller Bodenständigkeit und Traditionsverbundenheit auch etwas ändern muss. Er sei weiß Gott kein Turbokapitalist, sagt Sonnleitner. Aber wenn er eines gelernt habe in den 15 Jahren, dann das: „Der Staat kann es nicht.“ Wie jeder andere Unternehmer müsse sich auch ein Bauer am Markt behaupten, er habe sozusagen „eine eigene Verantwortung“.

Beliebt gemacht hat er sich mit diesem Denken nicht überall, vor allem bei den Milchbauern nicht und ihrem streitbaren Anführer Romuald Schaber. Der Allgäuer, Gründer und Vorsitzender des Bundes Deutscher Milchviehhalter, ist der regelungswütige Gegenentwurf zum eher liberal gesonnenen Sonnleitner und einer von den Menschen, bei denen es schon genügt, einfach nur Namen fallen zu lassen, um den Bauernpräsidenten aus der Reserve zu locken.

Gegeneinander aufgehetzt hätten Schabers PR-Truppen die Landwirte, schimpft Sonnleitner. „Das war schändlich! Schänd-lich!“ Mittlerweile aber hat auch er seinen Frieden mit der verfahrenen Situation gemacht. Und überhaupt: Warum regt er sich jetzt, so kurz vor dem Ende seiner Amtszeit, eigentlich noch so auf? „Ich weiß doch“, sagt Gerd Sonnleitner, „dass meine Bauern hinter mir stehen.“

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