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Sekte "Zwölf Stämme" im Donau-Ries
02.06.2012

Vorwurf: Kleinkinder bis zu vier Stunden mit Rute gezüchtigt

Hier in Klosterzimmern im Ries leben die „Zwölf Stämme“.
Foto: Musolf

Während die Behörden nicht vorankommen, erhärtet ein weiterer Aussteiger die Vorwürfe gegen die Zwölf Stämme im Donau-Ries. Der junge Mann berichtet von wahren Prügel-Orgien.

Die Vorwürfe gegen die fundamentalistische Glaubensgemeinschaft „Zwölf Stämme“ in Klosterzimmern (Landkreis Donau-Ries) reißen nicht ab. Nun hat sich ein weiterer Aussteiger bei unserer Zeitung gemeldet. Nennen wir ihn Josef.

Sektenführer sollen Mädchen sexuell belästigt haben

Zu den bekannten Berichten ehemaliger Mitglieder über Prügel mit Weidenruten für Kinder, Demütigungen und rassistische Lehrinhalte an der privaten Ergänzungsschule der Sekte erhebt er weitere Anschuldigungen, die eine neue Dimension haben: Sektenführer sollen nach Angaben des 19 Jahre alten Aussteigers Mädchen sexuell belästigen. Ein Mitglied des Ältestenrats, des ausschließlich mit Männern besetzten Führungsgremiums der Gruppe, soll mit Betäubungsmitteln hantieren, ohne ausreichende Qualifizierung oder Berechtigung, sagt Josef.

Wie berichtet betreiben die „Zwölf Stämme“ seit 2006 eine private Schule auf dem Hofgut Klosterzimmern. Sie weigern sich, ihre Kinder auf eine staatliche Schule zu schicken. Rund 100 Menschen leben in Klosterzimmern, davon sind knapp die Hälfte minderjährig. Frühere Mitglieder werfen der Sekte vor, Kinder dort systematisch mit Weidenruten zu züchtigen und völlig zu entmündigen. Außerdem würde in der Glaubensgemeinschaft gelehrt, dass Schwarze den Weißen zu dienen haben.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen unbekannt. Landtag, Kultusministerium, Landratsamt, Schulamt und Jugendamt bemühen sich um eine Klärung. Bisher ist noch nichts Greifbares herausgekommen. Das Gesundheitsamt im Ries hat 42 Kinder untersucht und weder Verletzungen noch irgendwelche sonstigen Auffälligkeiten festgestellt. Aussteiger Benjamin (Name geändert) hat dies gegenüber unserer Zeitung damit erklärt, dass die Kinder die Rutenschläge nicht als Gewalt empfinden, weil ihnen eingetrichtert wird, dies sei von Gott so gewollt.

Kleinkinder werden bis zu vier Stunden mit der Rute gezüchtigt

Detailliert berichtet nun auch Josef von Misshandlungen unter dem Siegel der Erziehung. Er ist 1993 in der Sekte geboren und hat seine gesamte Kindheit und Jugend bei den „Zwölf Stämmen“ verbracht. Vor vier Jahren ist er abgehauen. Auch er bestätigt, dass Kinder ab etwa zwei Jahren regelmäßig mit den 1 bis 1,5 Meter langen Ruten, die eigens für diesen Zweck gekauft würden, geschlagen werden. „Ich selbst wurde sehr oft geschlagen, manchmal mehr als zehnmal am Tag“, berichtet der junge Mann. Er hat Situationen erlebt, in denen Kleinkinder bis zu vier Stunden mit der Rute gezüchtigt wurden. Es werde gelehrt, dass die Eltern sich nicht über die grünen und blauen Striemen wundern sollten. Gott wolle dies so und die Kinder bräuchten es. Seine Eltern seien „immer verrückter“ geworden, sagt Josef. Sie hätten ihn sehr häufig geschlagen, ebenso wie Lehrer und andere Erwachsene, mit denen er arbeiten musste.

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Die Erziehungsmethode sei darauf ausgerichtet, schon früh den Willen der Kinder zu brechen. Dem dient auch das Einwickeln oder Festhalten von Kindern (Restraining), bis sie sich nicht mehr wehren. Auch der Unterricht erfülle nicht die Mindestanforderungen, sagt Josef. „Das Ziel und Motto der Sekte ist, Kinder und Jugendliche möglichst dumm zu halten. Denn je mehr sie wissen, desto größer ist die Gefahr, dass sie mal in der Welt draußen alleine gut zurechtkommen könnten.“

Rockmusik und Schokolade sind Kindern verboten

Josef erzählt weiter, dass „weltliche“ Dinge wie Rockmusik oder Schokolade in der Gemeinschaft verboten seien. Rockmusik sei „vom Satan“. Kinder, die so etwas heimlich hören, seien nach der Lehre der „Zwölf Stämme“ vom Satan erfüllt und haben eine Liebe zur Welt entwickelt. Solche Kinder würden von der Gemeinschaft „abgeschnitten“: Sie dürfen am Leben der Sekte nicht mehr teilhaben, nicht mit anderen Jugendlichen reden, bekommen oft nichts zu essen. Glaubt man Josef, wird in der Sekte systematisch darauf hingearbeitet, dass Kinder keine Anerkennung und kein Selbstwertgefühl erhalten.

Jugendlichen wird erzählt, dass sie ewige Qualen erleiden und in Feuer und Schwefel brennen, falls sie die Gemeinschaft verlassen. Josef berichtet, dass die Mitglieder auch dies, wie so vieles andere, mit Sprüchen aus der Bibel belegen. Mit dem Hebräerbrief zum Beispiel, in dem steht, dass die schlimmste Strafe denen droht, die die Wahrheit kennen und sie verleugnen. Buben würden am achten Tag nach der Geburt beschnitten. „Das erfolgt ohne irgendwelche Reinheitsvorschriften und ohne ausreichende Desinfektion. Jeder Vater macht es bei seinen Söhnen. Da ist kein Arzt dabei. Es sind Kinder teilweise fast schon dabei verblutet“, behauptet Josef.

Auch über die Zeit nach dem Ausstieg erzählt er. Er tut sich bis heute schwer in der „Welt draußen“. „Ich bin aufgrund meiner Erziehung in der Sekte sehr zurückgezogen. Noch heute werde ich oft depressiv und hatte auch schon oft Selbstmordgedanken.“ Dann muss Josef aufhören zu erzählen. Er kann nicht mehr. Er wolle nur Gerechtigkeit für sich und die anderen Kinder. So wie seine vier Geschwister. „Wenn ich daran denke, dass die da noch sind, komme ich mir vor wie in einem Horrorfilm.“

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