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Natur
27.08.2015

Warum Jäger und Förster in Bayern verbissen über Gämsen streiten

Am Abgrund: Ist die Zukunft der Gämsen in den Alpen gefährdet?
Foto: Imago Stock&people

Jäger und Tierschützer sehen die Bestände der Gämsen in Bayern in Gefahr - auch weil die Gams als Waldschädling gilt. Die Geschichte eines verbissenen Konflikts.

Konrad Esterl hat viel gejagt in seinem Leben – auf Gams, Hirsch, Sau und Rehbock. Die bekannte Valepp im oberbayerischen Spitzingseegebiet und der Ebersberger Forst waren seine berufliche Heimat als Wildmeister. Auch heute noch, 79-jährig und längst im Ruhestand, geht der passionierte Waidmann an der Rotwand im Mangfallgebirge auf die Pirsch. Doch die Zeiten, sagt Esterl, haben sich grundlegend geändert.

Dazu später mehr.

In Wildbad Kreuth, nicht weit von Esterls Revier entfernt, hat sich in diesen Tagen der Verein „Wildes Bayern“ gegründet. Es ist ein Aktionsbündnis zum Schutz der Wildtiere und ihrer Lebensräume mit Herzogin Helene in Bayern an der Spitze. „Wir verstehen uns als Anwalt gefährdeter Arten“, sagt die stellvertretende Vorsitzende Christine Miller.

Zu ihnen zählt die Wildbiologin aus Rottach-Egern am Tegernsee inzwischen auch Gams, Rotwild, Schneehase oder Birkhuhn. Miller: „Immer mehr heimische Wildtiere führen eher ein fröhliches Dasein als Logos oder auf T-Shirts, während sie draußen Wanderern oder Naturfreunden kaum noch über den Weg laufen.“

Sorge um die Gams

Doch wie ernst ist die Lage wirklich? Der Bayerische Jagdverband hat vor kurzem ein Symposium zum Thema „Die Zukunft des Gamswildes in den Alpen“ veranstaltet und sieht dringenden Handlungsbedarf. Nach Einschätzung führender Biologen bleiben der Gämse zu wenige artgerechte Winterlebensräume, um die harte Jahreszeit in hochalpinen Lagen unbeschadet zu überstehen.

In schneereichen Monaten ziehe das Wild in die Südlagen der Alpen. Gerade dort brauche es störungsfreie Zonen, um sicher überwintern zu können. Und dort finde es auch Futter. Es seien jedoch genau jene Gebiete, in denen die Gams häufig ganzjährig – also auch in der Schonzeit – geschossen wird, sagt der Präsident des Bayerischen Jagdverbandes, Jürgen Vocke.

Durch die intensive Bejagung werde das Wild in Nordhänge mit meterhohem Schnee getrieben, sagen Kritiker. Die Tiere, die ihre Stoffwechselaktivität und damit ihren Nahrungsbedarf im Winter um mehr als die Hälfte absenken, würden einem Dauerstress ausgesetzt. Der Energieverbrauch – und damit auch der Hunger – steige, Schäden an Forstpflanzen würden so geradezu provoziert. Professor Walter Arnold, Leiter des Forschungsinstituts für Wildkunde und Ökologie an der Universität Wien, drückt es deutlich aus:

„Man sollte sich auch in Bayern mittlerweile um die Gams mindestens ebenso große Sorgen machen wie um den Schutz des Bergwaldes.“ Der gegenwärtige Jagddruck und der Abschuss der Tiere im Winter seien nicht zu rechtfertigen.

Genau hier beginnt der Konflikt zwischen Jagd und Forst.

Gämsen richten im Wald Schäden an

Seit 1986 läuft das sogenannte Schutzwaldsanierungsprogramm. Rund 80 Millionen Euro hat Bayern seither für die „Reparaturarbeiten“ im Bergwald investiert, mehr als zwölf Millionen Nadel- und Laubbäume wurden gepflanzt. Auf einer 260.000 Hektar großen Fläche in den bayerischen Alpen sind heute 140.000 Hektar Schutzwald, 14.000 Hektar davon sind sanierungsbedürftig – gleichermaßen im Staats- wie im Privatwald.

„Die Schutzwaldbestände sind zu alt oder nach Sturmwürfen verlichtet. Deshalb sind wir verpflichtet, für eine standortgerechte Verjüngung zu sorgen“, sagt Markus Hildebrandt vom Amt für Landwirtschaft in Weilheim. Der Forstbeamte spricht von einem politischen Auftrag, der auch im Waldgesetz klar definiert sei.

Vor allem Verbissschäden würden sich auf extremen Standorten verheerend auswirken. Hauptverursacher dafür sei neben dem Rot- und Rehwild eben auch die Gämse. Hildebrandt: „Um Verbissschäden, die zum Ausfall ganzer Pflanzungen führen können, zu verhindern, ist in den sogenannten Schonzeitverordnungsgebieten ein Abschuss daher auch in der Schonzeit erforderlich.“ Allerdings dürften keinesfalls trächtige oder führende Geißen erlegt werden. Das Konzept der Forstbetriebe sehe als Ausgleich beruhigte Gebiete vor, in denen die Jagd gar nicht oder nur sehr zurückhaltend ausgeübt wird.

Klaus Dinser, Leiter der Fachstelle Schutzwaldmanagement am Amt für Landwirtschaft in Kempten, betont, dass es für eine Sanierung der forstlichen Flächen eindeutige Kriterien gebe. Erfülle der Bergwald seine Aufgaben – etwa den Schutz vor einem Lawinen- oder Murenabgang – nicht mehr, müsse saniert werden.

„Wir stehen daher mit den drei Lawinenkommissionen im Raum Oberstdorf in ständigem Kontakt.“ Vor jeder Maßnahme werde eine Vereinbarung mit dem Grundbesitzer getroffen – denn immerhin rund 70 Prozent der 65000 Hektar Bergwald in seinem Zuständigkeitsgebiet im Allgäu seien in privater oder kommunaler Hand, 33000 Hektar seien Schutzwald.

---Trennung _Wenn Wald- und Tierschutz kollidieren_ Trennung---

Streit um Gämsen: "Da kollidiert der Wald- mit dem Tierschutz"

Die Notwendigkeit dieser Schutzwälder bestreitet Jäger-Präsident Vocke keineswegs. Viele Flächen würden vom Staatsforst jedoch zu „Alibizwecken“ ausgewiesen und zur „Todesfalle“ für die Gämse. „Ich habe den Verdacht, es geht vor allem darum, das Wild zu reduzieren.“ Der Staatsforst müsse endlich mit offenen Karten spielen. Die promovierte Wildbiologin Christine Miller spricht gar von einem „inflationären Gebrauch der Sanierungsflächen“.

Die Öffentlichkeit, sagt Miller, werde hinters Licht geführt, wenn man behauptet: „Das machen wir, damit die Menschen im Tal gut schlafen können.“ Auch der Murnauer Wildbiologe Hubert Hertlein hat keinerlei Verständnis dafür, wenn der Forst Überwinterungsgebiete und damit Überlebensräume der Gams zu Sanierungsflächen mache. „Da kollidiert der Wald- mit dem Tierschutz.“

Von einer inflationären Ausweisung könne keine Rede sein, sagt dagegen der stellvertretende Leiter des Amts für Landwirtschaft in Kempten, Ulrich Sauter. Diese Meinung sei „weit weg von der Realität“. Der Wald müsse jedoch dringend umgebaut werden. Und die Triebe junger Tannen und Buchen seien nun mal Leckerbissen für Reh-, Rot- und Gamswild, sodass die Bäume nicht nachwachsen können.

Sauter fordert einen „vernünftigen Dialog“ mit der Jägerschaft. „Ohne Scharfmacherei.“ Der Forstmann sieht gerade im Allgäu „kein konfliktbeladenes Spannungsfeld“. Man wolle die kritische Verbisssituation im Bergwald vielmehr „kooperativ meistern“. Wolfgang Runge, Sprecher des Kreisjagdverbandes Oberallgäu, bestätigt zwar, dass der Streit nicht eskaliere, kleinere Reibereien zwischen Jagd und Staatsforst gebe es jedoch durchaus.

Vorgegebene Abschusszahlen hätten inzwischen skurrile Ausmaße

Ein vernünftiger Dialog fällt auch deshalb schwer, weil die Jäger vor allem das Gamswild in ihrem Bestand gefährdet sehen. Die vorgegebenen Abschusszahlen würden inzwischen „skurrile Ausmaße“ annehmen, sagt Christine Miller. „Die Population ist deutlich zurückgegangen“, meint BJV-Präsident Vocke. Auch deshalb, weil die Tiere „ohne Rücksicht auf die natürliche Sozialstruktur“ erlegt würden. Gerade die Gämse brauche zum Überleben die älteren Tiere, die die Familienverbunde zusammenhalten.

Der ehemalige Wildmeister Konrad Esterl stimmt ihm zu. „Zur Führung eines Winterrudels ist eine alte Geiß nötig, und alte Böcke sind Respektspersonen.“ Fehlen sie, werde die Altersstruktur des Gamswildes auf den Kopf gestellt. Esterl, der einräumt, dass es früher durchaus zu viele Gämsen gegeben habe, fordert heute eine Reduzierung des Abschusses um „mindestens 30 Prozent“. Es sei zwar richtig, die Bestände auf ein vernünftiges Maß zurückzuführen. Es sei jedoch falsch, das Wild wie einen Waldschädling zu behandeln.

Jürgen Vocke bezeichnet die Gams als einzigartige Charakter-Wildart, als „Stück Heimat und bayerischer Kultur“. Sie habe den Respekt aller Beteiligten verdient. Er sagt es auf dem Weg von der Vorderriß nahe Lenggries hinein in die Tiroler Eng am Fuße des Karwendels. Es ist später Nachmittag. Eine Gamsgeiß mit zwei Kitzen zieht – wie bestellt – durch den Großen Ahornboden. „Es gibt sie also doch noch“, sagt Vocke schmunzelnd. „Zumindest in Österreich.“

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