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100 Jahre Freistaat
27.01.2018

Was macht die Bayern eigentlich aus?

Ein Bild von einem Bayern: in Lederhosen und Dirndl, mit Masskrug, auf dem Oktoberfest. So sieht man Bayern zumindest auf Postkarten.
Foto: Steve Vidler (Symbolbild)

Vor 100 Jahren wurde Bayern zum Freistaat. Ein Grund zum Feiern - und sich zu fragen: Was ist das genau – Bayern? Wo kommen wir her? Was macht uns aus? Und das ist so einiges.

Bayern – ein Rätsel? Von wegen! Es ist ein Mysterium! Mindestens! Oder vielleicht doch nur ein Mythos? Mir san mir. O.k. Aber san mir anders als die andern? Und wenn ja: Wie denn? Und seit wann eigentlich?

100 Jahre Freistaat Bayern und 200 Jahre bayerische Verfassung kann man schon mal feiern. Wir feiern schließlich dauernd irgendwas. Weihnachten. Oktoberfest. Feuerwehrjubiläum. „Deutscher Meister wird nur der FCB ...“

Hoppala. Da singt schon nicht mehr jeder mit. Da geht’s gleich rund. „Einmal Löwe, immer Löwe.“ „Der Klub is ein Depp.“ „In Europa kennt uns keine Sau.“

Ein Roter kann in Bayern auch ein Schwarzer sein

Ja, so ist das. Es gibt auch noch ein anderes München. Und Nürnberg. Und Augsburg. In Würzburg soll es sogar Fans von Eintracht Frankfurt geben. Und wenn in München einer im Fußball „ein Roter“ ist, dann ist er politisch nicht selten „ein Schwarzer“, während die politisch „Roten“ im Fußball eher „Blaue“ sind.

Als die Stadtverwaltung München vor einigen Jahren den Hans-Mielich-Platz im Stadtteil Untergiesing neu gestaltete und rote Parkbänke installierte, waren die plötzlich über Nacht – noch vor der offiziellen Einweihung – fein säuberlich blau gestrichen. 1860 lebt! Die Anarchie im Freistaat lebt! Der Anarchist in Bayern demoliert nicht. Er korrigiert. Ist das nicht schön?

Es ist schön, bringt uns aber erst mal nicht weiter.

Vielleicht hilft ja der Blick über die Grenze: Wer einen Württemberger fragt, was er ist, bekommt zur Antwort: Ich bin Schwabe. Wer ihn fragt, was er noch ist, bekommt zur Antwort: Ich bin Deutscher. Er wird in aller Regel nicht sagen: Ich bin Baden-Württemberger. (Das Gleiche gilt für Nordrhein-Westfalener oder Mecklenburg-Vorpommerer.) Östlich von Baden-Württemberg aber lautet die Antwort (meistens): Ich bin Schwabe und ich bin Bayer. Oder: Ich bin Allgäuer und ich bin Bayer. Oder: Ich bin Augsburger und ich bin Bayer.

Das ist auch irgendwie schön, aber nur ein Befund, keine Erklärung.

Laptop und Lederhose? Der Spruch ist – nein, nicht von Edmund Stoiber. Er ist dem früheren Bundespräsidenten Roman Herzog eingefallen. Der gebürtige Niederbayer hat der Dauerregierungspartei CSU damit einen eingängigen Werbeslogan geliefert. Die Botschaft ist klar: Mir ham Tradition, aber mir san ned blöd und ganz vorn dabei, wenn’s ums Geldverdienen geht. Der Haken dabei ist nur: In den meisten Regionen Bayerns gehören Lederhosen gar nicht zur Tradition, und dort, wo sie zur Tradition gehören, stecken g’stand’ne Mannsbilder drin und keine Laptops.

Bayern ist voller Widersprüche - wo fängt man da an?

So richtig schlüssig ist das also auch noch nicht. Bayern steckt voller Widersprüche. Durch und durch. Da ist guter Rat teuer.

Was sagen die Historiker? Wo ist der Anfang? Bei der Lex Baioariorum oder dem Herzoggeschlecht der Agilolfinger im frühen Mittelalter anzufangen, könnte zwar möglicherweise den ganz großen Bogen vom Einst ins Jetzt spannen. Das macht aber in einem Artikel über 200 Jahre bayerische Verfassung und 100 Jahre Freistaat Bayern keinen Sinn. Diese Anfänge sind gesetzt.

Es sind kriegerische Anfänge. Vor mehr als 200 Jahren hatte Napoleon Europa unterworfen und die Wittelsbacher, die mitten in Europa immer schon in der Zwickmühle steckten, hatten sich gerade noch rechtzeitig (im Geheimvertrag von Bogenhausen) auf die Seite des Stärkeren geschlagen. Der Lohn des Franzosen war im Jahr 1806 ein Königreich. Aus Maximilian IV. – bis dahin Herzog von Bayern, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Jülich und Berg sowie Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches – wurde König Maximilian I. Joseph, kurz: König Max.

Der Preis, den seine Untertanen zu zahlen hatten, war hoch. 30.000 Söhne Bayerns mussten 1812 bei Napoleons Russlandfeldzug ihr Leben lassen. König Max wechselte daraufhin erneut die Seite und verbündete sich (im Geheimvertrag von Ried) mit Österreich. Dafür musste er 1814 zwar Tirol und Salzburg wieder abgeben, durfte aber die Erwerbungen in Schwaben und Franken behalten. Mit der Verfassung von 1818, in der anders als in Preußen und Österreich sogar schon Grundrechte garantiert wurden, machte er das moderne Bayern komplett.

Na ja, zumindest theoretisch. Tatsächlich waren damit erst einmal nur Staatsgebiet (damals noch einschließlich der Pfalz), Staatsvolk und Rechtsgrundlage definiert. Mehr nicht.

Dass es von da an zu einem gesamtbayerischen Bewusstsein noch ein langer Weg war, bezeugen die inoffiziellen Strophen, die in radikalen fränkischen Zirkeln dem 40 Jahre später geschriebenen „Lied der Franken“ hinzugedichtet wurden. Darin heißt es zum Beispiel: „O heil’ger Veit von Staffelstein, beschütze deine Franken und jag’ die Bayern aus dem Land! Wir wollen’s ewig danken.“ Oder: „Napoleon gab als Judaslohn – ohne selbst es zu besitzen – unser Franken und eine Königskron’ seinen bayrischen Komplizen. Die haben fröhlich dann geraubt uns Kunst, Kultur und Steuern, und damit München aufgebaut. Wir müssen sie bald feuern!“

Söder sagt: "Ich bin Franke und ich bin Bayer"

Ob das heute noch ernst zu nehmen ist? Vielleicht ja: Der „Fränkische Bund“ wurde erst 1990 in scharfer Opposition zum oberbayerischen Hegemonialanspruch gegründet. Vielleicht nein: Der designierte bayerische Ministerpräsident Markus Söder, ein Nürnberger durch und durch, sagt von sich: „Ich bin Franke und ich bin Bayer.“ Was soll er sonst auch sagen? Er will im Herbst in ganz Bayern gewählt werden. Die meisten Franken dagegen gehen bis heute vorsichtig auf Distanz. Sie sagen zum Beispiel: Ich bin Franke und lebe in Bayern.

Ganz anders wirkt der zweite Anfang vor 100 Jahren nach. „Freistaat Bayern“ – das ist nicht der CSU eingefallen. Die gab es damals noch gar nicht. Auch die „königlich-bayerische Sozialdemokratie“ hatte mit dem Aufbruch in eine neue Zeit nicht viel zu tun. Die SPD mag sich an einige unrühmliche Details bis heute nicht so gerne erinnern. Der Literat, Sozialist, Jude und gebürtige Berliner (!) Kurt Eisner war’s, der nach dem Ende des Ersten Weltkriegs am 7. November 1918 eine unblutige Revolution in München anführte, damit der Monarchie der Wittelsbacher endgültig den Garaus machte und Bayern als „Freistaat“ proklamierte.

Eisner wollte Bayern und Deutschland „vor dem Schlimmsten“ bewahren. Daraus wurde nichts. Er scheiterte und wurde unmittelbar vor seinem Rücktritt als erster Ministerpräsident des Freistaats Bayern erschossen. Sein Mörder war ein deutsch-völkisch und antisemitisch gesinnter Student. Das Schlimmste stand Bayern (und Deutschland) erst noch bevor. München verwandelte sich von der Stadt der Dichter und Humanisten in die dumpf-dröhnende „Hauptstadt der Bewegung“ der Nationalsozialisten.

Erst als die grausamen Jahre vorbei waren und München in Schutt und Asche lag, kam die große Stunde der Sozialdemokratie. Wilhelm Hoegner, der erste Ministerpräsident nach dem Zweiten Weltkrieg, gab Bayern mit dem Segen der US-amerikanischen Befreier eine neue Verfassung, die in ihrer Humanität und Schönheit bis heute ihresgleichen sucht – nicht nur wegen des „Schwammerl-Paragraphen“ (Artikel 141), der jedem Bürger den freien Zugang zur Natur garantiert und die Politiker zum Schutz der Landschaft, der Denkmäler und des kulturellen Erbes verpflichtet. Um den Rest kümmern sich bis heute tatkräftige Ministerpräsidenten (seit Hoegner ausschließlich von der CSU) und Oberbürgermeister (überwiegend von der SPD). Damit jemand auf sie aufpasst, hat das Volk vor längerer Zeit entschieden, dass im Landtag auch Grüne und Freie Wähler einen festen Platz haben. Manchmal darf sogar die FDP ein bisserl mitschnabeln. Und irgendwie funktioniert es offenbar besser als anderswo.

Aber sagt das alles irgendwas über das Wesen und Selbstverständnis der Bayern? Müsste man nicht ganz anders fragen? Was ist mit dem „Kini“, Ludwig II., dem liebenswerten Spinner? Er wollte uns allen ein Mysterium sein auf ewig. „Bayern ist eine Republik. Bayern braucht keinen König. Aber schöner wär’s schon.“ Das sagen bis heute die Königstreuen, und jeder Bayer lächelt darüber und versteht doch ganz genau, wie es gemeint ist.

Was ist mit den Philosophen? Genauer: Warum hat Bayern in seiner rund 1400 Jahre währenden Geschichte keinen Philosophen von Weltrang hervorgebracht? Ja, mei. Die Volkssänger und ihre Nachfahren sind uns offenbar Philosophie genug: Karl Valentin, Gerhard Polt, Sigi Zimmerschied, die Well Buam, die Derblecker vom Nockherberg.

Der Zwetschgendatschi gehört genauso zu Bayern wie die Sudetendeutschen

Was ist mit den Wissenschaftlern, Technikern und Unternehmern, von deren Pioniergeist und Tatkraft Bayern bis heute profitiert – Rudolf Diesel, Carl von Linde, die Gebrüder Dassler? Was ist mit den kulinarischen Errungenschaften – das Reinheitsgebot für Bier, Schweinsbraten, Weißwurst, Zwetschgendatschi? Was ist mit den Weltmarken FC Bayern, Audi, BMW, MAN, Siemens? Was ist mit den Literaten, Filmregisseuren und Kunstschaffenden – Ludwig Thoma, Oskar Maria Graf, Bert Brecht, Werner Herzog, Rainer Werner Fassbinder? Was ist mit dem bayerischen Papst? Und was mit Sudetendeutschen, Italienern, Österreichern, Polen, Kroaten und Türken, die sich hier integriert haben?

Sie alle und vieles mehr gehören heute zum Freistaat Bayern dazu. Und selbstverständlich, nicht zu vergessen, über allem schwebend: die „Liberalitas Bavarica“. Das Prinzip wird gerne mit „leben und leben lassen“ übersetzt. Aber das greift zu kurz. Der amerikanische Kulturanthropologe McCormack (der in Wirklichkeit ein Münchner mit Wohnsitz in Niederbayern ist) leitet seine berühmte Satire „Tief in Bayern“ mit der Erläuterung ein: „Liberalitas Bavarica – Inschrift über dem Portal der Stiftskirche zu Polling bei Weilheim: eines der großen ungelösten Rätsel der Ethnografie: Der Wortsinn konnte nie befriedigend dechiffriert werden. Die Bedeutung bleibt wohl für immer im Dunkeln.“

Da hamma’s wieder, das Mysterium. Bayern bleibt rätselhaft. Wir wollen es gar nicht anders. Und ein Grund zum Feiern sind die Jubiläen allemal. Oder auch zum Nachdenken. Wer „mir san mir“ sagt, sollte wissen, wovon er redet. Oder es zumindest fühlen. Oder nicht? So oder so: Es is, wia’s is. Passt scho.

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