Weltpolitik im Hinterzimmer
Das Spitzentreffen in München wird 50. Und das Treffen wird immer hochkarätiger. Charme der Konferenz ist der enge Raum, auf dem sich die Politiker der Welt treffen.
Es gab diese Momente, da wurde auf der Münchner Sicherheitskonferenz Geschichte geschrieben. Zum Beispiel 2003, als der damalige Bundesaußenminister Joschka Fischer im Streit über die Irak-Politik mit US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld zusammenrasselte – vor den Augen der Weltöffentlichkeit. „I’m not convinced“ („Ich bin nicht überzeugt“), schleuderte Fischer seinem damaligen Kollegen im Saal des Hotels „Bayerischer Hof“ entgegen.
2007 wurde die atomare Abrüstung auf der Konferenz beschlossen
Oder 2007, als der russische Präsident Wladimir Putin einen Auftritt zur Generalabrechnung mit den USA, der Nato und der EU nutzte – und das Publikum erschreckte. Vier Jahre später kam es in München zu einem Akt der Versöhnung zwischen den USA und Russland: Mit dem Austausch der Ratifikationsurkunden wurde das neue Start-Abkommen zur atomaren Abrüstung formal in Kraft gesetzt.
Ischinger: "Das ist inzwischen ein mittlerer EU-Gipfel"
Solche Momente dürften in Erinnerung gerufen werden, wenn von diesem Freitag bis Sonntag wieder mehr als 300 Politiker und Experten aus aller Welt zur mittlerweile 50. Sicherheitskonferenz zusammenkommen. Es gibt dazu eine besondere Runde: Der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt, der ehemalige französische Präsident Valerie Giscard d’Estaing und der frühere US-Außenminister Henry Kissinger werden auf die Geschichte des Treffens zurückblicken. Mittlerweile ist es so, dass in München jedes Jahr Dutzende Staats- und Regierungschefs, Minister und Chefs von internationalen Organisationen für rund 48 Stunden zusammensitzen. „Wir haben einfach einen wahnsinnigen Zulauf – insbesondere jedes Jahr mehr Regierungsdelegationen“, sagt Konferenzleiter Wolfgang Ischinger. „Das ist inzwischen wie ein mittlerer EU-Gipfel, was wir da an Aufwand erbringen müssen.“
1963 lud Ewald-Heinrich von Kleist zur ersten Koferenz ein
Diese Entwicklung hätte sich Ewald-Heinrich von Kleist wohl nicht träumen lassen, als er 1963 inmitten des Kalten Krieges zur ersten „internationalen Wehrkundebegegnung“ einlud. Ziel von Kleist, der 1944 zu den Mitverschwörern um den Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg gehörte, waren der sicherheitspolitische Austausch von Experten aus den USA und Westeuropa sowie die Stärkung der transatlantischen Beziehungen.
Der Charme läge darin, dass Weltpolitiker in einem engen Rahmen aufeinandertreffen
Die internationalen Gäste schätzen an der Konferenz, dass sie hier auf engem Raum mit Kollegen aus aller Welt zusammensitzen. „Der Charme dieser Konferenz liegt ja im Grunde darin, dass alle in einem Raum sind, in einem engen Raum, und gar nicht anders können als miteinander zu reden“, sagt Ischinger. Zudem können sich die Politiker jederzeit in ein Hinterzimmer zurückziehen. (dpa)
Die Diskussion ist geschlossen.