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Bayern
09.03.2015

Wenn Schüler ihre Lehrer verprügeln

Auch Grundschüler zeigen sich in der Klasse immer auffälliger und sind in Extremfällen gewaltbereit. Lehrer übenehmen immer häufiger die Erziehungsfunktion von Eltern.

Lehrerpräsident Klaus Wenzel klagt über mangelhafte Erziehung. Pädagogen müssen sich in Extremfällen gegen körperliche Gewalt wehren. Der Grund: Eltern nehmen sich immer weniger Zeit.

Sinan (Name von der Redaktion geändert) verzieht sein Gesicht und schneidet seltsame Grimassen. Dann streckt er einer Klassenkameradin den Mittelfinger entgegen. Das Mädchen lässt sich provozieren, zeigt Sinan ebenfalls den Mittelfinger und zieht hässliche Fratzen. Doch damit nicht genug. Die Schülerin dreht sich zu ihrem unbeteiligten Banknachbarn und beleidigt ihn mehrfach mit Gesten. Der reagiert nur mit einem irritierten Kopfschütteln und beugt sich wieder über sein Arbeitsheft. Das Erschreckende: Die Kinder sind erst zwischen sechs und sieben Jahre alt. Diese Szene spielte sich in der ersten Klasse der Löweneck-Grundschule im Augsburger Stadtteil Oberhausen ab. Von alldem konnte die Klassenleiterin Andrea Schmidt* nichts mitbekommen. Sie half einer anderen Schülerin bei einer Aufgabe, während hinter ihrem Rücken die Beleidigungen stattfanden.

Szenen wie diese sind Alltag an deutschen Grundschulen, behauptet Klaus Wenzel. Deswegen wendet sich der Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV) an die Öffentlichkeit. Der langjährige Hauptschullehrer kritisiert: „Laut verschiedenen Studien sind rund 20 Prozent der Grundschulkinder verhaltensauffällig und bräuchten eigentlich eine Therapie.“ Dem stimmt die Rektorin der Löweneck-Grundschule, Rosa Wagner, zu. Auch sie bemerkt, dass immer mehr Schüler verhaltensauffällig sind: „Diesen Schülern fehlt es oft an Disziplin und es mangelt ihnen an Höflichkeitsformen.“ Im Unterricht rutschen solche Schüler auffallend häufig auf ihrem Stuhl hin und her oder laufen im Klassenzimmer herum. Andere verfallen wiederum in totale Lethargie, verweigern den Unterricht oder schlafen auf der Schulbank ein. Im Extremfall schreien die Schüler und treten den Lehrern gegenüber aggressiv auf. Genau das hat Sven Müller* miterlebt. Erpresst, geschlagen und erniedrigt: Kinderbande misshandelt Mitschüler

Gewalt und auffälliges Verhalten in der Klasse

Der Rektor einer schwäbischen Grundschule erinnert sich an den Schüler genau: „Er war extrem aggressiv. Er hat mich gebissen und geschlagen.“ Alle Versuche, den auffälligen Schüler zu besänftigen, schlugen fehl. Den gewalttätigen Grundschüler konnte man nicht von der Schule verweisen, erinnert sich Müller. Am Ende wurde der Schulleiter krankgeschrieben. „In diesem Fall war ich dem Kind nicht gewachsen“, gibt Müller zu. Wer denkt, diese Probleme gibt es nur an Schulen in der Großstadt, der irrt. Denn diese Auseinandersetzung fand in einer stark ländlich geprägten Gemeinde statt. Trotz des Vorfalls bezeichnet Müller ländliche Schulen als Paradies: „Augsburger Grundschulen haben mit viel mehr Problemen zu kämpfen.“

Zurück in Oberhausen. Sinan sitzt alleine in der ersten Reihe; er hat keinen Banknachbarn. Ganz bewusst, wie seine Lehrerin sagt. „So kann er sich besser konzentrieren und ich ihn besser kontrollieren.“ Doch das gelingt ihr nicht immer. Während alle Schüler leise vor sich hinarbeiten, versucht Sinan immer wieder, seine Mitschüler in Gespräche zu verwickeln. Hasan* hat irgendwann genug. Der kleine Junge nimmt sein Heft, seine Stifte und sein Lineal vom Tisch und setzt sich an einen anderen Platz. „Der Sinan nervt mich“, flüstert Hasan. Die Lehrerin setzt sich deshalb neben Sinan und bespricht mit ihm die Aufgaben. Alle anderen Schüler arbeiten weiter leise vor sich hin. „Ein Sorgenkind hat man immer“, sagt Schmidt.

Falls sich ein Schüler extrem auffällig benimmt, hat die Schule zwei Möglichkeiten, sagt Schulleiterin Wagner. „Entweder unterstützt dann eine zweite Lehrkraft den Unterricht, oder wir nehmen den Schüler für eine gewisse Zeit ganz aus der Klasse raus.“ In einer höheren Jahrgangsstufe bekommt dieser Schüler dann Aufgaben, bis er sich wieder beruhigt hat. Denn vor den älteren Schülern hat er mehr Respekt.

Wertewandel beeinflusst Verhalten von Grundschülern

Für BLLV-Präsident Wenzel gibt es mehrere Gründe, warum immer mehr Schüler verhaltensauffällig sind: „Die Werte haben sich extrem gewandelt, Eltern sind teilweise orientierungslos und die Bildschirmmedien beeinflussen die Kinder.“ Verschiedene Studien belegen, dass Grundschüler täglich 150 Minuten pro Tag fernsehen oder vor dem PC sitzen. Viel zu viel, findet Wenzel. Denn nur in der Familie werden Kinder erzogen und lernen dabei, Regeln und Werte einzuhalten – und nicht vor dem Bildschirm.

In der Oberhausener Grundschule ist die Stillarbeit inzwischen beendet. Die Schüler machen einen Stuhlkreis und lernen spielerisch, mit dem Buchstaben „P“ umzugehen. Auch der bisher auffällige Sinan ist mit Elan dabei. Zum Abschluss der ersten Schulstunde wird die Hausaufgabe abgefragt. Die 17 Schüler sollten einen Text lesen üben. Bevor es losgeht, fragt die Lehrerin, wie fleißig jeder von ihnen gelesen hat. 13 Daumen zeigen nach oben, vier nach unten. Vier Schüler haben die Hausaufgaben also nicht gemacht. Eine Schülerin, deren Daumen nach oben gezeigt hat, meldet sich: „Ich habe ganz viel geübt – aber alleine. Meine Eltern hatten keine Zeit.“ Die Lehrerin lobt die Schülerin für ihren Fleiß. Aber ihr Blick verrät, dass sie mit dem Verhalten der Eltern überhaupt nicht einverstanden ist. Das Desinteresse der Eltern kritisiert auch BLLV-Präsident Wenzel: „Früher hatte die Schule eine familienergänzende Funktion. Inzwischen ist sie familienersetzend.“

Schulleiter Müller betont, dass präventive Arbeit ein wichtiges Feld ist. Deswegen sei es wichtig, dass es an immer mehr Schulen Sozialarbeiter gibt. „Das ist eine super Sache, denn die wissen, welche Hilfsangebote bereitstehen“, sagt Müller. Der Rektor vergleicht Lehrer inzwischen mit einem Radiergummi: „Man reibt sich irgendwann auf.“ Müller weiß aus Erfahrung, dass Schüler meist das Spiegelbild der Eltern sind. Deshalb ist die Arbeit mit den Eltern ein wichtiger Baustein für die Schule. Ähnlich sieht es der BLLV. Zusammen mit dem Bayerischen Elternverband fordert er die Einführung von freiwilligen Erziehungskursen für alle werdenden Eltern. Die Seminare unter dem Stichwort ELFE – Eltern lernen früh Erziehung – sollen mithilfe öffentlicher Gelder finanziert werden.

Denn wenn sich bei der Erziehung einiger Schüler nichts ändert, wird es für Grundschulen weiter heißen: Erziehung vor Wissensvermittlung.

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