Wenn Stress der Ehe schadet: Paarberatungsstellen sind ausgelastet
Wenn es in der Ehe kriselt, lassen sich viele Paare beraten, um ihre Beziehung zu retten. Ein Faktor, der heutzutage dabei immer öfter eine Rolle, spielt ist Stress.
Wer zu Psychologin Helga Kramer-Niederhauser kommt, unternimmt einen ernsthaften Versuch, seine Ehe zu retten. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Beziehung noch jung ist oder ob das Paar bereits mehr als 20 Jahre zusammenlebt: Beide Gruppen machen je ein Fünftel der Paare bei der Ehe-, Familien- und Lebensberatung der Diözese Augsburg aus.
Vermehrt Ehe-Paare über 70 lassen sich beraten
Kramer-Niederhauser fällt auf, dass vermehrt auch Paare über 70 die Beratung suchen. Bei ihnen stehe dann das Thema Versöhnung in Verbindung mit der persönlichen Lebensbilanz im Vordergrund.
Die Menschen wollen mit sich ins Reine kommen. Immer drängender werde außerdem der Umgang mit pflegebedürftigen Partnern oder Angehörigen. „Sie brauchen Entlastung, müssten sich abgrenzen gegen eine zu starke Inanspruchnahme.“
Immer mehr Ehen leiden unter Stressbelastungen
Ebenfalls ein Problem der Gegenwart: „Symptome infolge hoher Stressbelastung nehmen zu.“ Hundert Sachen solle man gleichzeitig erledigen, überall sehe man sich Erwartungen anderer ausgesetzt. Darunter leide die Kommunikation mit vertrauten Menschen.
„Viele Menschen kommen zu uns, die Probleme mit ihrem Selbstwert haben und sich den Anforderungen der heutigen Zeit nicht gewachsen fühlen. Und immer mehr Menschen leiden unter Depressionen oder unter Erschöpfungszuständen“, sagt die Leiterin des kirchlichen Beratungsdienstes. Die Beratung wird so lange wie nötig angeboten. Ein Stundenlimit gibt es der Psychologin zufolge nicht.
Für 6130 Personen wurden im Vorjahr in den 25 Beratungsstellen in der Diözese insgesamt 25851 Beratungsstunden geleistet. Das ist ein gutes Fünftel der Fälle aller sieben bayerischen Bistümer. Weil dieser psychologische Fachdienst der Seelsorge so hoch geschätzt wird, hat die Diözese ihre Mittel 2014 um 200000 Euro auf 1,56 Millionen Euro und ab 2015 auf 30 Stellen aufgestockt.
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