Wieder mehr Bienen in Bayern: "Erleben einen Ansturm auf die Imkerei"
Nach Jahren des Bienensterbens steigt die Zahl der Bienenvölker wieder. Eckard Radke, Präsident des Landesverbands Bayerischer Imker, erklärt, weshalb sie dennoch bedroht sind.
Noch vor wenigen Jahren war das Bienensterben in aller Munde, nun steht es kaum mehr in der Öffentlichkeit. Was hat sich seither verändert?
Eckard Radke: Dass Bienen über den Winter eingehen, war schon immer so. Wir beobachten in bestimmten Abständen immer wieder ein vermehrtes Bienensterben. Seit etwa zwei Jahren aber steigt die Zahl der Bienenvölker langsam wieder. Wir hatten von 2015 auf 2016 einen Anstieg von etwa 12.000 Bienenvölkern in Bayern. In diesem Jahr ist die Zahl erneut um etwa 10.000 Völker gestiegen. Momentan bewirtschaften die bayerischen Imker circa 185.000 Bienenvölker. Das ist erfreulich und ich hoffe nicht, dass die Zahl der Völker wieder sinkt.
Worauf führen Sie den Anstieg der Bienenvölker zurück?
Radke: Ich denke das liegt daran, dass wir zur Zeit einen regelrechten Ansturm auf die Imkerei erleben. Immer mehr Menschen möchten das Handwerk des Imkers erlenen. Je mehr Imker, desto mehr Bienenvölker haben wir natürlich.
Haben wir also genug Bienen in Bayern zur Zeit?
Radke: Ich glaube, dass wir eine flächendeckende Bestäubung in Bayern garantieren können. Dennoch wäre es besser, wenn wir mehr Bienen hätten. Es gibt immernoch viele Gründe dafür, dass die Bienen Hunger leiden oder eingehen.
Sind die viel zitierten Monokulturen ein Problem?
Radke: Ja. Wenn nur eine Pflanzenart auf einem Acker wächst, führt das zu Blütenarmut und das ist ein Problem für die Bienen. In Bayern ist es nach wie vor der Mais, der überwiegend angebaut wird um damit Bioenergie zu erzeugen. Das ist sozusagen die Kehrseite der Medaille des Ausstiegs aus der Atomenergie. Aber es gibt Alternativen zum Mais und deshalb sind wir immer wieder in Gesprächen mit Landwirten
Viele Landwirte nutzen Pflanzenschutzmittel wie Glyphosat. Ist das für Bienen gefährlich?
Radke: Mir sind keine Studien bekannt, wonach sich Glyphosat direkt negativ auf die Zahl der Bienen auswirkt. Aber indirekt wird Glyphosat sicher zum Problem. Durch dieses Totalherbizid werden alle blühenden Beikräuter vernichtet. Das führt dazu, dass Bienen keine Nahrung mehr finden. Deswegen sind wir als Imkerverband klar gegen die Verwendung von Glyphosat.
Dennoch verwenden es viele Landwirte weiterhin. Müssen wir Angst um unseren Honig haben?
Radke: Der Großteil des Honigs in Deutschland muss heute aus dem Ausland importiert werden. Einheimische Imker können nur etwa ein Viertel des Bedarfs an Honig in Deutschland decken. Es liegt also noch viel Potenzial für deutsche Imker im Honigmarkt. Um dem Bedarf gerecht zu werden, müssen wir alles dafür tun, die Zahl der Bienenvölker auch langfristig wieder zu erhöhen.
Welche Forderungen stellen sie an die Landwirte?
Radke: Unsere Forderungen richten sich in erster Linie an die Flächenbesitzer. Das sind natürlich die Landwirte, aber auch Kommunen und Privatleute. Zu hoffen, dass die Landwirtschaft wieder so wird, wie sie vor 25 Jahren war, ist unrealistisch. Aber wir müssen dafür sorgen, dass wieder mehr Rücksicht auf die Bienenvölker genommen wird. Ein Beispiel ist die Mähtechnik. Es darf nicht sein, dass die Bienen unters Messer kommen, wenn gemäht wird. Ein anderes Beispiel ist die Spritztechnik. Wenn Pflanzenschutzmittel von Oben auf die Blüte gespritzt werden, ist das für die Bienen, die dort sitzen gefährlich. Mittlerweile gibt es aber auch Systeme, welche die Mittel mit abgehängten Düsen von unten auf die Pflanzen spritzen. So werden die Bienen geschont und das Mittel kann trotzdem wirken. Es ist ja auch im Sinne der Landwirte, die Bienen zu schonen.
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