"Ich war ein Münchner": Witzige Werbekampagne von Mühldorf am Inn wirbt Münchner ab

Im vergangenen Jahr zogen 93 Münchner nach Mühldorf am Inn in Oberbayern. Wenn es nach Bürgermeister Günther Knoblauch und den dort ansässigen Unternehmen geht, sollen es noch viel mehr werden. Mit einer Werbekampagne wirbt man jetzt in der Landeshauptstadt dafür. Allerdings, so betont man im Mühldorfer Rathaus, ist das nicht der Hauptgrund für die Aktion, die seit Dienstag läuft und bereits jetzt viel Ressonanz hervorgerufen hat.

Mühldorf am Inn will in München bekannt werden

Denn die Kleinstadt, die etwa 80 Kilometer von München entfernt liegt, will auf sich aufmerksam machen - und deshalb traut man sich was. 

An 14 Stellen in München hängen seit Dienstag große Plakate. Darauf zu sehen: glückliche Menschen unterschiedlichen Alters. Dazu das Ortsschild von München - allerdings ist  "nchen" durchgestrichen, und dafür "hldorf" zu Mühldorf ergänzt. Zu lesen ist: "Ich war ein Münchner" und "Doppelte Lebensqualität zum halben Preis". Die Kampagne gibt es auch im Internet: "Ich war ein Münchner."

In Mühldorf sind die Mieten um die Hälfte billiger als in München

Und so will sich Mühldorf auch verkaufen: Als Stadt vor den Toren Münchens, in der man aber noch zu einem vernünftigen Preis leben kann. "Die Mieten sind um die Hälfte billiger", sagt Bürgermeister Knoblauch. Aber dennoch habe die Stadt alles, was man zum Leben braucht. In einer Stunde sei man von Mühldorf aus in München - und in fünf Minuten draußen in der Natur.

Doch auch Industrie und Arbeitsplätze hat Mühldorf zu bieten: Für Knoblauch und die Mühldorfer ist die Kampagne eine Vorbeugeaktion. Die Kleinstadt solle so attraktiv bleiben wie sie momentan ist. 600 und 700 Menschen sind in den vergangenen zwei Jahren nach Mühldorf gezogen, doch die Stadt braucht weiterhin Fachkräfte. Und hie und da habe man auch schon erfahren, dass beispielsweise Lehrer nicht in die Kleinstadt am Inn ziehen wollten.

Stadt und Unternehmen investieren 150.000 Euro für die Kampagne

Entstanden ist die Aktion über die sogenannten Stadtgespräche vor etwa eineinhalb Jahren. Dort hatten sich engagierte Mühldorfer überlegt, wie man die Stadt schöner machen kann. Dabei habe sich dann eine Arbeitsgruppe Außenwirkung gegründet, die sich auf München fokussiert habe. Daraus entstand der Verein zur Förderung des Wirtschaftsstandorts Mühldorf a. Inn (MIMMO). Der erste Vorsitzende Franz Hutterer freut sich, dass die Umstetzung so schnell geklappt hat:14 Firmen sind in das Projekt involviert und unterstützen es auch finanziell: 150.000 Euro kostet die Kampagne, die über eineinhalb Jahre in verschiedenen Phasen gefahren werden soll. Mit zehn Prozent beteiligt sich die Gemeinde selbst. Das Geld scheint gut angelegt. Mimmo-Vorsitzender Hutterer ist begeistert: "Die Resonanz auf die Kampagne ist vollkommen überwältigend." Auch von Münchner habe er bereits Positives gehört. Viele habe die freche, mutige Aktion angesprochen.

Trotzdem: Bürgermeister Knoblauch ist wichtig: "Das ist keine Aktion gegen München." In der Landeshauptstadt nimmt man es gelassen. Münchens Oberbürgermeister Christian Ude verkündet großzügig:  "Die Mühldorfer Kampagne ist ein origineller Hinweis auf die Vielfalt der Qualitäten, die die Europäische Metropolregion München zu bieten hat. Wir sind uns alle einig, dass wir die Herausforderungen eines hochattraktiven Wirtschaftsstandorts nur gemeinsam in der Region werden lösen können. Ich lade deshalb die Mühldorfer gerne ein, dem Vorbild des Landkreises Mühldorf zu folgen und auch als Stadt offizielles Mitglied der Metropolregion zu werden – vielleicht schon auf der nächsten Metropolkonferenz Anfang Juni in Waging am See."

Damit macht er aber gleichzeitig klar, dass für die bayerische Hauptstadt Mühldorf kein Konkurrent ist, sondern vielmehr bereits dazu gehört: München ist auch Mühldorf.