Zu Ostern kam der Schnee
In den Allgäuer Alpen ist die weiße Pracht teilweise auf mehr als einen halben Meter gestiegen. Und jetzt soll es auch noch richtig kalt werden. Autofahrer müssen aufpassen
Mehr als ein halber Meter Schnee ist über die Osterfeiertage in den höheren Lagen der Allgäuer Alpen gefallen. Und die Temperaturen gingen gegenüber vergangener Woche um mehr als zehn Grad zurück. Bis auf 1000 Meter mischten sich am Alpenrand immer mehr Schneeflocken unter den Regen. Der Lawinenwarndienst Bayern meldete gestern, dass nun fast überall in den Hochlagen der Bayerischen Alpen wieder erhebliche Lawinengefahr und damit die dritthöchste der fünf Warnstufen herrscht. „Doch das Schlimmste kommt noch“, sagt Meteogroup-Chefmeteorologe Joachim Schug. Seiner Einschätzung nach ist der Höhepunkt der Kältewelle am Mittwoch zu erwarten mit minus elf Grad in den Bergen und Nachtfrost bis minus fünf Grad auch in den Niederungen.
Genau das sind Prognosen, die Martin Nüberlin nicht gerne hört. Er ist Vorsitzender der Erzeugergemeinschaft in der bayerischen Obstbauregion rund um Lindau. Er sagt: „Wir machen uns Sorgen.“ Denn die Äpfelbäume stehen derzeit in Vollblüte. Der angekündigte Frost könnte die Bäume gerade in der Zeit treffen, in der sie am empfindlichsten auf die Kälte reagieren. Bei Temperaturen unter zwei Grad minus wird es nach Erfahrung von Nüberlin richtig gefährlich. Dann seien Frostschäden und Ernteausfälle zu befürchten. Späte Kälteeinbrüche habe es immer schon gegeben. Doch in diesem Jahr sei die Vegetation etwa zwei Wochen früher dran. Das sei eine Tendenz, die man schon seit Jahrzehnten beobachtet. Wegen der milden Temperaturen beginne das Pflanzenwachstum früher im Jahr. „Das hat wohl auch mit dem Klimawandel zu tun“, vermutet der Obstbauer. Im vergangenen Jahr hat es übrigens auch einen späten Kälteeinbruch gegeben – sogar noch eine gute Woche später als in diesem Jahr. Damals waren die Obstbauern am östlichen Bodensee mit einem blauen Auge davongekommen.
Gefährdet durch die tiefen Temperaturen sind am Bodensee nicht nur Birn- und Apfelbäume, sondern auch die Erdbeeren. Indem man sie mit Plastikfolie abdeckt, könne man die Plantage schützen, sagt Nüberlin. Unter der Folie sei es im Schnitt zwei Grad wärmer als im Freien. Generell gefährdeter sind nach seinen Angaben Obstbau-Plantagen, die weiter vom See entfernt sind. „Der Bodensee wirkt wie ein riesiger Wärmespeicher.“
Doch nicht nur Obstbauern müssen sich auf schlechtes Wetter gefasst machen. In der neuen Arbeitswoche müssten Autofahrer vielerorts mit glatten Straßen rechnen, warnt ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes in München. Verbreitet seien Schnee bis ins Flachland sowie Schneeregen und Graupel möglich. „Einige haben ja vielleicht schon Sommerreifen auf ihren Autos drauf.“
Und wie geht es weiter? „Erst am nächsten Wochenende ist die Frostgefahr fürs Erste gebannt“, sagt Meteorologe Schug. Bis dahin sollten gefährdete Pflanzen in Gärten abgedeckt oder – falls sie in Töpfen sind – ins Haus reingeholt werden. Obwohl bis nächstes Wochenende die Temperaturen wieder etwas ansteigen, bleibe es bis zum Monatsende „für die Jahreszeit zu kühl“. Der bevorstehende Kälterückfall könnte sogar für neue Minus-Rekorde für diese Jahreszeit sorgen, heißt es vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Wenngleich Schneefälle im April generell nicht ungewöhnlich sind. Meteorologe Schug schaut in seine Statistik und sagt: „Am 19. April 1969 hat es in Kempten sogar 17 Zentimeter Schnee gegeben.“
Freuen dürften sich über das späte Winter-Comeback aber die Wintersportler: Am Nebelhorn und an der Kanzelwand bei Riezlern im Kleinwalsertal laufen diese Woche noch die Lifte. Am Nebelhorn endet die Saison sogar erst am 1. Mai.
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