Zug-Drama: Ein Toter, drei Verletzte und 300 geschockte Passagiere
Nach der Schießerei im Zug, die für einen 20-Jährigen tödlich endete, laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Dafür musste am Samstag noch einmal die Bahnstrecke gesperrt werden.
Weder die Beamten der Bundespolizei noch die circa 300 Fahrgäste in dem voll besetzten Zug Alex 84148 hätten im Traum daran gedacht, dass die Zugfahrt am Freitagnachmittag von München in Richtung Kempten so enden könnte. Bei einer Polizeikontrolle in dem Zug war es zu der blutigen Auseinandersetzung gekommen, bei der ein 20-Jähriger starb.
Schießerei im Zug: Viele Fragen offen
Auch einen Tag nach der Schießerei in dem Allgäu Express sind noch viele Fragen offen. Die Bahnstrecke zwischen Kaufbeuren und Kempten war auch am Samstag zeitweise gesperrt - Ermittler waren dort auf Spurensuche. "Die Ermittlungen gehen weiter", erklärte Kemptens Leitender Oberstaatsanwalt Herbert Pollert am Samstag. Zu weiteren Details - etwa dem Verlust einer Dienstwaffe eines Bundespolizisten - wollte er sich nicht äußern.
Alle drei Verletzten sind nach Angaben von Pollert außer Lebensgefahr. Da auch ein Beamter des Landeskriminalamtes (LKA) an dem Schusswechsel beteiligt war, wurde das Polizeipräsidium München mit der Bearbeitung beauftragt.
Das Drama in dem Zug spielt sich am Freitag nach Angaben der Polizei so ab:
Kurz nach 14.30 Uhr wird die Polizei informiert, dass es zu einer Schlägerei in dem Alex gekommen ist. Es ist Freitagnachmittag, der Zug ist zu dem Zeitpunkt mit circa 400 Personen voll besetzt. Zwei Beamte der Bundespolizei kontrollieren Fahrgäste. Sie werden fündig: Gegen einen der Fahrgäste, einen 20-jährigen Mann, besteht ein Haftbefehl zur Vollstreckung einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten. Ihm wird räuberischer Diebstahl vorgeworfen. Die Situation zwischen dem 20-Jährigen, einem weiteren Passagier und den Polizisten eskaliert. Plötzlich fehlt einem Polizisten die Dienstwaffe. Es fallen Schüsse. Ein 44-jähriger Beamter der Bundespolizei wird durch einen Schuss am Bein verletzt. Er wird noch am Nachmittag im Kemptener Krankenhaus operiert. Sein Kollege erleidet durch einen Schlag eine Kopfverletzung.
Ein 36-jähriger Beamter des Bayerischen Landeskriminalamts, der sich ebenfalls in dem Zug befindet, wird auf die Auseinandersetzung aufmerksam. Er läuft in das Abteil. Nach Angaben der Polizei gibt er mehrere Schüsse auf die Tatverdächtigen ab. Wie die Auseinandersetzung genau ablief und wer wann schoss, ist Gegenstand der weiteren Ermittlung, betont die Polizei. Wie eine Augenzeugin gegenüber der Allgäuer Zeitung erzählt, sei es zu panikartigen Situationen gekommen.
Plötzlich zieht jemand die Notbremse
Irgendjemand zieht auf Höhe Günzach die Notbremse. Der Zug hält. Etliche Passagiere verlassen in Angst den Regionalzug. Viele Menschen laufen, wie die Augenzeugin später erzählt, in die umliegenden Wälder.
Der Zug fährt weiter in Richtung Kempten. Angekommen im Bahnhof verlassen die Passagiere so schnell sie können den Zug. Da die Polizei davon ausgehen muss, dass sich der oder die Täter noch im vorderen Teil des Zuges befindet, riegeln Einsatzkräfte den Bahnhof ab. Im hinteren Teil des Alex sind noch Fahrgäste. Der Zug wird evakuiert. Polizisten und Einsatzkräfte des SEK durchkämmen den Zug. Doch der Tatverdächtige ist nicht mehr da.
Im Lauf des Einsatzes wird der Polizei mitgeteilt, dass im Bereich Günzach eine tote Person auf freier Strecke neben den Bahngleisen liegt. Es handelt sich um den 20-Jährigen. Sein Körper soll total zerfetzt sein. Außerdem wurde ein schwerverletzter 44-jähriger Mann gefunden. Er gilt auch als Tatverdächtiger.
Der Schwerverletzte wurde mit einem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus geflogen. Beide Männer hatten offenbar vor des Nothalts den Zug auf der freien Strecke verlassen. Der 20-Jährige wurde dabei von dem Zug überrollt und getötet. Bei der Absuche des Bereichs werden die Dienstwaffe eines der beiden Bundespolizeibeamten sowie eine weitere Schusswaffe gefunden.
160 Beamte der Polizei, darunter Beamte der Bundespolizei, Beamte der Bereitschaftspolizei, des SEK sowie verschiedener Dienststellen des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West sind an dem Nachmittag im Einsatz. Drei Polizeihubschrauber sind vor Ort, wie auch der Rettungsdienst mit vielen Einsatzfahrzeugen. Alle Kriseninterventions-Teams der Region sind eingesetzt. Sie betreuen die vielen Fahrgäste. ina
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