"Zwölf Stämme": Vermisste Kinder bei Großmutter in der Schweiz
Die vermisst gemeldeten Kinder der Sekte "Zwölf Stämme" sind wieder aufgetaucht. Sie befinden sich bei ihrer Großmutter in der Schweiz.
Die zunächst als vermisst gemeldeten Kinder der umstrittenen Sekte "Zwölf Stämme" sind in der Schweiz. Wo genau sich die 10 und 17 Jahre alten Mädchen aufhalten, teilte das Landratsamt in Donauwörth am Dienstag nicht mit. Nach dpa-Informationen sind die Geschwister bei ihrer Großmutter. Mitte September waren die Mädchen, die bei einer Pflegefamilie im Raum Ansbach untergebracht waren, nach der Schule nicht dorthin zurückgekommen. Sie wurden daraufhin zur Fahndung ausgeschrieben.
Unklar ist, wie die Kinder in die Schweiz gelangten
Wie die Kinder in die Schweiz gelangten, sei unklar, sagte ein Sprecher des Landratsamtes. "Ob sie selbst in einen Zug oder Bus gestiegen sind, oder mit einem Auto abgeholt wurden, ist nicht bekannt." Die Behörde habe daher Anzeige gegen Unbekannt wegen Kindesentziehung erstattet. Darüber hinaus stellte sie einen Antrag auf Rückgabe der Kinder. Da die Mädchen die doppelte Staatsbürgerschaft hätten, sie dies jedoch nicht ganz einfach. Die Eltern der Mädchen meldeten sich am 28. Oktober beim Einwohnermeldeamt ihres bisherigen Wohnsitzes ab.
Anfang September hatte die Polizei wegen Prügelvorwürfen 40 Kinder aus den Glaubensgemeinschaften der "Zwölf Stämme" im schwäbischen Deiningen und im mittelfränkischen Wörnitz geholt. Danach wurden die meisten Kinder in Pflegefamilien untergebracht. Die Sekte hatte mehrfach eingeräumt, dass sie ihre Kinder züchtigt. Dies hatte zuletzt auch ein RTL-Fernsehreporter dokumentiert. Den Eltern wurde per Gerichtsbeschluss das Sorgerecht entzogen.
Landtags-Grünen verlangen Aufklärung
Die Landtags-Grünen forderten Aufklärung über den Umgang der Behörden mit der Sekte. Nach den bisherigen Erkenntnissen seien die Kinder systematisch misshandelt und geprügelt worden. Bisher sei die CSU nachsichtig mit den "Zwölf Stämmen" umgegangen, sagte Fraktionschefin Margarete Bause in München. "Wir wollen endlich wissen, was die bayerischen Behörden tun, um das Wohl dieser Kinder zu schützen. Wir halten es für einen wirklichen Skandal, wie die Kinder der Sekte ausgeliefert sind."
Der Umgang der Sekte mit ihren Kindern war seit 2006 immer wieder Thema im Landtag. "Die CSU hat uns beschuldigt, dass wir die Kinder aus den Familien reißen wollen", sagte Bause. "Wenn das eine islamistische Sekte wäre, hätten sie (die Behörden) vielleicht weniger Nachsicht walten lassen." dpa
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