#hotpantsverbot: XXL-Shirts für den Schulfrieden
Und wieder hat es eine Schule getan: Im Schwarzwald bekommen knapp bekleidete Schülerinnen jetzt XXL-Shirts verordnet. Der Aufschrei schaffte es sogar in die Twitter-Trends.
Die Temperaturen sind auf Rekordhoch - und damit auch die neue/alte Diskussion über allzu luftige Kleidung an deutschen Schulen. Neuer Auslöser der Debatte: die Werkrealschule Altheim im schönen Schwarzwald. Dort sah man sich angesichts des zunehmend aufreizenden Kleidungsstils vieler Schülerinnen zum Handeln gezwungen. Will heißen: Wer zu viel Haut zeigt - etwa wegen eines bauchfreien Shirts oder einer Hotpants -, muss bis zum Ende des Schultages ein großes T-Shirt tragen. Für kommendes Schuljahr soll dann gemeinsam mit Eltern und Schülern eine Kleiderordnung erarbeitet werden.
Wie Rektorin Bianca Brissaud im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten erklärt, hätten die Lehrer die Schulleitung zum dringenden Handeln aufgefordert. "Manche meiner männlichen Kollegen wissen nicht, wie sie das Thema bei den Schülerinnen ansprechen sollen."
#hotpantsverbot schlägt bei Twitter hohe Wellen
In den Sozialen Medien, allen voran bei Twitter, macht sich unter dem Hashtag #hotpantsverbot schnell Empörung breit. "Jeder sollte anziehen können was er will, ohne als Sexobjekt angesehen zu werden", heißt es dort etwa. Oder: "Anstatt ein Kleidungsstück zu verbieten, sollten Eltern ihren Jungs beibringen, dass der weibliche Körper kein Sexobjekt ist."
Beim Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) hat man für das Vorgehen der Kollegen in Baden-Württemberg durchaus Verständnis. Der Trend zu "knapper Kleidung" bei Schülerinnen nimmt laut Präsidentin Simone Fleischmann spürbar zu. Allerdings ist das ihrer Meinung nach mehr der aktuellen Mode als einem veränderten Sittenverständnis der Jugend geschuldet. Das Ergebnis freilich bleibt das gleiche: "Für viele männliche Klassenkameraden ist so - ganz platt gesagt - ein konzentriertes Arbeiten oft nicht möglich."
Vorgaben oder einen Beschluss des Verbandes zum Thema gibt es nicht. Sollte das Thema an einer Schule als Problem empfunden werden, rät Fleischmann dazu, dass Eltern, Schulleitung und Schülervertretung gemeinsam eine Lösung erarbeiten. Ihre eigene Erfahrung als Schulleiterin zeige jedoch, dass es in der Regel reicht, wenn man die Schüler direkt auf ihre Kleidung anspricht. "Die meisten reagieren recht verständig." Allerdings habe sie in Einzelfällen - nach Absprache mit den Eltern - auch schon Schüler zum Umziehen nach Hause geschickt.
Kleiderordnung in Würzburg: "unbeschwert bücken oder hinsetzen"
Das Thema "Kleiderordnung" ist seit Jahren ein Dauerbrenner. Erst im Mai hatte eine Schule in Würzburg für Schlagzeilen gesorgt, nachdem sie einen Dresscode eingeführt hate. „Beim Tragen eines Rockes oder einer kurzen Hose solltest du darauf achten, dass du dich unbeschwert bücken oder hinsetzen kannst, ohne zu tiefe Einblicke zu gewähren“, hieß es dort. Oder: „Auch wenn dein Bauchnabel ein Hingucker ist, solltest du ihn nicht der Schulöffentlichkeit präsentieren.“
Die Donauwörther Mädchenrealschule St. Ursula hat ebenfalls Kleiderregeln, die sogar in der Hausordnung festgelegt sind. Im vergangenen Jahr wurde dieser Dresscode zusammen mit den Schülerinnen dann noch einmal „nachjustiert“, sagt Rektor Peter Müller. Er besagt zum Beispiel, dass die Röcke und Shorts nicht „superkurz“ und die Ausschnitte nicht zu tief sein sollten. Bauchfrei allerdings sei gerade kein Thema: „Das ist wohl nicht mehr in Mode.“ drs
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