Alles nur gefälscht: Recherchebüro Correctiv soll Fake-News entlarven
In sozialen Netzwerken verbreiten sich Fake-News rasant. Das Recherchebüro Correctiv prüft künftig bei Facebook die Fakten von Nachrichten und kennzeichnet Lügengeschichten.
"Merkel hat Selfie mit einem Brüssel-Terroristen gemacht." In sozialen Netzwerken wird die Meldung tausendfach geklickt, geteilt und kommentiert. Dabei ist die Nachricht gefälscht. Fake-News sind längst zu einem Geschäft geworden und werden dazu genutzt, politisch Stimmung zu machen.
In sozialen Netzwerken verbreiten sich solche Lügengeschichten rasant. Während des US-Wahlkampfes im vergangenen Jahr geriet Facebook deshalb in die Kritik. Nachrichten sollen dort künftig geprüft und Falschnachrichten auch als solche gekennzeichnet werden. In Deutschland übernimmt das nun das Recherchebüro Correctiv, wie Facebook am Samstag bekanntgab.
Fake-News sind große Bedrohung für die Gesellschaft
"Fake-News, gerade bei Facebook, sind schon eine der großen Bedrohungen unserer Gesellschaft", schreibt Correctiv-Geschäftsführer David Schraven auf der Facebook-Seite des Recherchebüros (den Facebook-Post lesen Sie hier). Vor allem vor der Bundestagswahl im Herbst befürchtet er, dass gefälschte Nachrichten in Deutschland sogar noch zunehmen werden. "Aus diesem Grund sind wir entschlossen, so viel wie möglich zu tun, um Fake-News zu bekämpfen. Unsere Demokratie darf nicht von Lügen und Lügnern missbraucht werden", fügt er hinzu.
Ein Teil der gefälschten Nachrichten ist darauf ausgerichtet, möglichst viele Klicks erzeugen. Daten von Nutzern werden gesammelt und Werbung platziert, die für Umsatz sorgt. Andere Fake-News sollen die Meinung von Menschen beeinflussen. Im schlimmsten Fall werden sie für Propaganda missbraucht, indem zum Beispiel über Bundeskanzlerin Angela Merkel bewusst gelogen wird und damit die Leser manipuliert werden.
Facebook-Nutzer sollen Beiträge als mögliche Falschmeldungen markieren
Bei Facebook werden Nutzer deshalb die Möglichkeit bekommen, einen Beitrag als potenzielle Falschmeldung zu markieren, erklärte der zuständige Facebook-Manager Guido Bülow. Damit werde ein mehrstufiger Prozess der Prüfung eingeleitet. Am Ende werde neben einem Beitrag mit als falsch erkannten Informationen ein entsprechender Warnhinweis stehen sowie eventuell ein Link zu einem Artikel mit tatsächlichen Fakten. "Das Posting an sich verschwindet nicht auf der Plattform, wir verstecken es nicht, Leute können es weiterhin teilen."
Der Warnhinweis bleibe aber bei der weiteren Verbreitung angeheftet. "Es kann auch sein, dass wir bei unglaubwürdigen Artikeln die Sichtbarkeit reduzieren." Beiträge, die gegen Gesetze oder Facebooks Richtlinien verstoßen, würden hingegen entfernt.
"Ob dieses Modell dauerhaft funktioniert, wird sich herausstellen. Ich denke, es wird in jedem Fall ständig verbessert werden müssen. Wir müssen lernen", sagt Schraven von Correctiv dazu. Auch in den USA arbeitet Facebook mit Faktencheckern zusammen.
Correctiv finanziert sich unter anderem über Spenden
Correctiv nennt sich "erstes unabhängiges Recherchezentrum in Deutschland". Das 15-köpfige Journalisten-Team recherchiert Geschichten und reicht diese an Zeitungen, Magazine und Radio- sowie Fernsehsender weiter. Das finanziert Correctiv durch Spenden und Zuwendungen von Stiftungen.
Von Facebook gibt es kein Geld für das Prüfen von Nachrichten. "Auch hier müssen wir langfristig sehen, welche Finanzierungsformen es gibt. Es wird schwer werden, das Geld unserer Spender dafür auszugeben, Facebook zu heilen", sagt Schraven dazu.
Der Correctiv-Geschäftsführer ist auch überzeugt, dass allein das nicht ausreichen werde, Fake-News in sozialen Netzwerken nachhaltig zu bekämpfen. "Es müssen viele verschiedene Ansätze gefunden werden. Aber wir sind froh, dass dieser Ansatz von Facebook zumindest beschritten wird." (mit dpa)
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