Apple Music: Das kann und kostet der Streaming-Dienst
Mit dem neuen Dienst "Apple Music" wagt der iPhone-Konzern den Einstieg ins Streaming-Geschäft. Vieles erinnert an den Konkurrenten Spotify - es gibt aber auch Unterschiede.
„Oh ok.“ So einsilbig reagierte Daniel Ek, der Gründer des populären Musik-Streamingdienstes Spotify, auf die Konkurrenz von Apple in einem schnell wieder gelöschten Tweet. Aber auch wenn Ek das vielleicht nicht wahrhaben möchte: Apple wagt tatsächlich einen groß angelegten Neustart im Musikgeschäft. Los geht es am nächsten Dienstag, 30. Juni, in weltweit 100 Ländern.
Die aktuelle Ausgangslage für Apple in der Musikbranche erinnert an die Situation von Sony in den 80er und 90er Jahren: Mit dem tragbaren Kassettenplayer Walkman dominierten die Japaner damals das Geschäft mit der mobilen Musik und feierten außerdem in der Musikbranche Erfolge mit dem Plattenlabel Sony Music.
Doch als mit der Tauschbörse Napster auch in der Musikbranche die Digital-Ära begann, verweigerte sich Sony dem Wandel. Statt auf das gängige Digitalformat MP3 zu setzen, erfanden die Sony-Ingenieure komplizierte Kopierschutz-Verfahren – auch weil die Kollegen von Sony Music Einbußen durch ein offenes Digitalformat befürchteten. Das Ende ist bekannt: Der Walkman verschwand in der Versenkung, während iPod und iTunes maßgeblich zum Wiederaufstieg von Apple beitrugen.
Apple Music: Streaming macht Download überflüssig
Nun wird Apple herausgefordert: Streamingdienste wie Spotify, Deezer, Napster oder Tidal haben sich vorgenommen, den Download von Musik überflüssig zu machen. Und da Apple mit iTunes den Download-Markt dominiert, hat der iPhone-Hersteller bei dieser Trendwende auch am meisten zu verlieren. Doch statt den Kopf in den Sand zu stecken, stellt Apple-Chef Tim Cook mit Apple Music eine hauseigene Alternative zum Goldesel iTunes vor.
Wie der Musikkatalog von Apple Music im Detail aussehen wird, bleibt zunächst ein Geheimnis; auch weil einige Verhandlungen mit Plattenlabels bis zuletzt noch nicht abgeschlossen waren. Angeblich ist es Apple gelungen, Taylor Swift für das Streamingangebot unter Vertrag zu nehmen. Der Superstar lässt bekanntlich seine neuesten Hits bei Spotify und anderen Diensten mit Gratis-Variante nicht abspielen. Die Beatles, die vor Jahren nach langen Verhandlungen im iTunes-Kaufkatalog aufgetaucht waren, sind dagegen wohl nicht dabei.
Apple Music: Preise attraktiv für Familien
Schaut man sich die Details an, hat der Konzern mit Apple Music das Rad nicht neu erfunden. Vieles hat man in ähnlicher Form auch schon woanders gesehen, wenn vielleicht auch nicht so aufgeräumt und hübsch. Für knapp zehn Dollar im Monat bekommen die Kunden einen unbegrenzten Zugriff auf 30 Millionen Songs. Ähnliche Preise verlangen auch Spotify und Co. (siehe Infokasten).
Für Familien könnte sich Apple Music aber als Schnäppchen erweisen. Statt für jedes einzelne Familienmitglied ein eigenes Abo abschließen zu müssen, bietet Apple für 14,99 Dollar ein Familien-Paket an, bei dem auch die Musikvorlieben individuell gepflegt werden können. Beim „Family“-Tarif von Spotify muss dagegen jedes zusätzliche Familienmitglied noch den halben Abo-Preis zahlen.
Unter den Streamingdiensten will Apple Music sich vor allem mit geschmackvollen und originellen Playlisten profilieren, die von Menschen gepflegt werden. „Mit einem Algorithmus alleine geht das nicht“, sagte Beats-Mitbegründer Jimmy Iovine, der seit der drei Milliarden Dollar teuren Übernahme von Beats zum Apple-Topmanagement gehört. Von kostenlosen, durch Werbung finanzierten Angeboten will Apple sich auch durch ein weitgehendes Datenschutzversprechen abheben. „Wir werden Ihre Vorlieben nicht für Werbedeals auswerten.“
Zur Musik-Offensive von Apple gehört auch die Netz-Radiostation Beats One, die von Zane Lowe, 41, geleitet wird. Der legendäre australische DJ hatte zuvor bei MTV und der britischen BBC Karriere gemacht und war im Frühjahr von BBC Radio 1 zu Apple gewechselt.
Nach einer Pleite im ersten Anlauf mit dem Dienst Ping wagt sich Apple nun nochmals auf das schwierige Feld der sozialen Netzwerke. Künstler haben bei „Connect“ die Möglichkeit, die Kontakte zu ihren Fans zu pflegen, Fotos zu posten oder noch unveröffentlichtes Material online zu stellen. Seit dem Niedergang des Netzwerks MySpace haben Musiker dafür vor allem Facebook oder Tumblr genutzt. Ob diese Initiative besser ausgeht wie bei Ping, wird sich zeigen.
Der Streamingdienst Rdio fand eine stilvolle Art, den neuen Rivalen auf dessen Status als Spätstarter hinzuweisen. „Willkommen, Apple. Ernsthaft“, hieß es in einem Rdio-Tweet. Das ist eine Anspielung auf einen Marketing-Gag von Apple aus dem Jahr 1981. Damals begrüßte der PC-Pionier auf ähnliche Weise den Computer-Giganten IBM in seinem Geschäft. „Willkommen, IBM. Ernsthaft“, hieß es in großen Anzeigen. AZ/dpa
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