Deutsche Schüler haben Probleme am Computer
Im internationalen Vergleich verfügen deutsche Achtklässler über nur wenige Computerkenntnisse. Der Erfolg der Schüler hänge dabei auch von der sozialen Herkunft der Schüler ab.
Während Schüler vor 20 Jahren noch ausschließlich von Tafelbildern oder den selbst gemalten Folien ihrer Lehrer abschreiben mussten, steht ihnen heute die ganze Welt der digitalen Medien offen – zumindest theoretisch. Eine neue internationale Bildungsstudie zeigt nun: Viele deutsche Jugendliche haben nicht die nötigen Computer-Kompetenzen, um mit Tablet und PC umzugehen.
Deutsche Achtklässler haben wenig Computerkenntnisse
Die Forscher verglichen die Kenntnisse von Achtklässlern, das heißt 12- bis 13-Jährigen, in 21 Ländern. Deutschland landet dabei mit 523 Punkten auf Rang elf. Immerhin noch deutlich über dem internationalen Mittelwert von 500 Punkten. Spitzenreiter ist Tschechien, abgeschlagen auf dem letzten Rang liegt die Türkei.
Was bei den deutschen Ergebnissen auffällt: Rund ein Drittel der getesteten Schüler entsprachen nur der Kompetenzstufen I oder II von insgesamt fünf, das heißt, sie verfügen nur über geringe Kenntnisse im Umgang mit dem Computer. Beim Testen der Stufe II wurde zum Beispiel geprüft, ob der Schüler eigenständig einen Link anklicken kann.
Besonders häufig erreichten Jugendliche nur niedrige Punktzahlen, wenn ihre Eltern im Ausland geboren wurden. Die Forscher verdeutlichten außerdem die Abhängigkeit der Computerkompetenz von der sozialen Herkunft der Schüler. Dies machten sie etwa an der Bildung der Eltern oder dem Buchbestand im Haushalt fest. Geringe Kompetenzwerte erlangten häufig nur Schüler, die zu Hause über weniger als 100 Bücher verfügen.
Mädchen haben in allen Ländern bessere Werte
Durch alle Länder ziehen sich die deutlich besseren Werte der Mädchen gegenüber Buben. Die Aufgaben seien nicht nur technischer Natur gewesen, es sei bei den Tests auch um die Anwendung von Wissen gegangen, sagte Studienleiterin Birgit Eickelmann.
Die Expertin bemängelt die schlechte oder veraltete Computer-Ausstattung an deutschen Schulen. Was eine Befragung des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (wir berichteten) kürzlich andeutete, stellt sich bundesweit noch schlimmer dar. 11,5 Schüler müssen sich im Schnitt einen PC teilen. In Norwegen kommen dagegen 2,4 Schüler auf ein Gerät. Die Lehrer kritisieren zudem eine unzureichende Internetverbindung in den Klassenzimmern.
In keinem anderen Teilnehmerland setzen die Lehrkräfte seltener Computer im Unterricht ein als in Deutschland. Nur 34 Prozent benutzen ihn mindestens wöchentlich, neun Prozent gebrauchen ihn täglich. Sie haben vor allem die Befürchtung, dass die Nutzung Schüler nur zum Kopieren von Quellen animiert. Der Meinung sind 75 Prozent der befragten Lehrer.
Die wissenschaftlichen Studienleiter Birgit Eickelmann und Wilfried Bos ziehen ein Fazit: „Die weitverbreitete Annahme, dass Kinder und Jugendliche durch das Aufwachsen in einer von neuen Technologien geprägten Welt automatisch zu kompetenten Nutzern digitaler Medien werden, trifft nicht zu.“
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