Erfinder der Computermaus ist tot
Er war ein Internetvisionär, ein Erfindergenie und vor allem der Entwickler der Computermaus: Douglas Engelbart ist tot.
"Manchmal denke ich darüber nach, wie naiv jemand sein muss, um Visionen zu haben", sagte Porträt: Erfinder der Computermaus Engelbart gestorben 1997 in einem Fernsehinterview. Da war er vom wunderlichen Außenseiter der Computerforschung längst zu ihrem Guru aufgestiegen - einem Pionier, dem Firmen wie Microsoft und Apple ihren Erfolg verdanken. Mit einem Kästchen aus Holz, das zwei Rollen hatte und hundert Dollar kostete, legte er in den 60er Jahren den Grundstein für das Internet, E-Mails und Textbearbeitung. Zu der Zeit war an einen Computer für Privatzwecke nicht zu denken: Rechner waren raumfüllende Ungetüme, die Ingenieure mit Daten fütterten. Heute arbeiten unzählige Menschen mit den Nachfahren des Holzkästchens: der Computermaus. Wie nun bekannt wurde, ist der 88-Jährige am Dienstag in seinem Haus im kalifornischen Atherton an einem Nierenversagen gestorben.
Sein ganzes Leben habe er der Aufgabe gewidmet, das menschliche Hirn zu erweitern, sagte er später. Nach dem Krieg hatte der ehemalige Radartechniker zwar einen guten Job im Flugzeugbau. Vor allem wollte er aber etwas schaffen, das über den Alltag hinauswies. "Ich hatte genug Erfahrung als Radartechniker, um zu wissen, dass ein Computer, der Karten lochen oder Papier bedrucken kann, alles auf einen Bildschirm zeichnen kann, was man will", erinnerte er sich später.
1968 schaffte er den Durchbruch als "Mutter aller Präsentationen"
Damals, so will es die Legende, sah er sich plötzlich vor einem Bildschirm sitzen, der alle Informationen zu einem Arbeitsprojekt gleichzeitig bereitstellte. Verbindungen zu Rechnern anderer Kollegen unterhielt. Rechenkraft teilte. In den 60er Jahren gründete Engelbart eine eigene Forschergruppe am Stanford Research Institute (SRI), die bereits Zuschüsse von der Regierung bekam. Die Fachwelt aber nahm ihn erst ernst, als er 1968 bei einer Konferenz vor Hunderten von Experten die Zukunft von Computertechnik und Internet entwarf. Er begeisterte eine ganze Generation junger Computertechniker. Im Silicon Valley heißt sie bis heute "die Mutter aller Präsentationen".
Auf die Bühne brachte er damals auch seinen klobigen Holzkasten mit zwei Metallrädern: ein "X-Y Positionsgeber für ein Display-System" - erst später nannte man es "Maus". Sehr viel später: Das Gerät, das Engelbart 1970 mit einigen Jahren Verspätung patentieren ließ, schaffte es erst 1984 auf den kommerziellen Markt. Apple liefert damals seinen ersten Macintosh-Computer mit der Bedienhilfe. Reich wurde Engelbart deswegen allerdings nicht. In den USA läuft ein Patent nach 17 Jahren ab. In einem Interview sagte er einmal, das habe ihn nie gestört, aber "wenn das ein Nebenprodukt gewesen wäre, wäre das natürlich schön gewesen".
Doch auch mit zwei weiteren Techniken entwarf Engelbart die Zukunft. Zusammen mit seinen Kollegen schuf er die Fenstertechnik, die Microsoft mit Windows (engl. Fenster) populär machte. Außerdem entwickelte er das Regierungsnetz Arpanet mit. Daraus entstand schließlich das Internet.
Erfinder der Computermaus gab sich stets bescheiden
Trotzdem gab sich Engelbart stets bescheiden: "Viele dieser Durchbrüche sind direkt aus Erfindungen meiner Mannschaft entstanden, mussten mir sogar erklärt werden, bevor ich sie verstehen konnte", schrieb er in seiner Biografie. Trotzdem ist Engelbart Träger des höchsten Erfinderpreises der USA und der National Medal for Technology. "Dougs Erbe ist immens", sagte jetzt SRI-Präsident Curtis Carlson in einer Stellungnahme. "Jeder in der Welt, der eine Maus benutzt oder die produktiven Vorzüge eines Computers genießt, steht in seiner Schuld." Engelbart hinterlässt seine zweite Frau, vier Kinder und neun Enkel. (mit dpa)
Mitteilung des SRI International
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