Kabel, Schüssel oder Internet? Tipps zum TV-Empfang
Wer einen neuen Fernseher kauft, sollte sich überlegen, wie das TV-Signal am besten ins Haus kommt. Was die unterschiedlichen Technologien kosten und wo ihre Stärken und Schwächen liegen.
„Der tägliche Fernsehkonsum geht zurück“: Diese Schlagzeile ist nicht falsch. Denn 2017 schauten die Deutschen durchschnittlich 221 Minuten fern, dieses Jahr sind es nur noch 212. Auf der anderen Seite steigt der Konsum anderer Video-Medien, vornan von Online-Angeboten wie „Netflix“, „Maxdome“, „Prime“ oder „Youtube“. Dennoch: Dreieinhalb Stunden sind es immer noch, die der Zuschauer mit „Tatort“, dem „Bergdoktor“ oder „Wer wird Millionär“ verbringt.
Die Frage ist allerdings, wie das Signal ins Haus kommt. Für den Empfang stehen derzeit vier verschiedene Technologien zur Verfügung: Die Antenne, das Kabel, der Satellit und das Internet. Alle vier Techniken sind inzwischen digitalisiert. Das bedeutet: Für den Empfang ist ein Receiver notwendig. Der ist entweder im Fernsehgerät eingebaut oder ist zusätzlich anzuschaffen. Um eines gleich vorweg zu nehmen: Die genannten Preise gelten zusätzlich zum Rundfunkbeitrag von monatlich 17,50 Euro. Der ist, unabhängig vom Empfangsweg, je Wohnung zu bezahlen.
Empfang per Kabel
45 Prozent der deutschen Haushalte empfangen das Fernsehprogramm per Kabel, in Bayern im Regelfall über den Anbieter Vodafone (früher: Kabel Deutschland). Investitionen in die Infrastruktur sind dabei Sache des Anbieters. Für den Nutzer fallen ein einmaliger Anschlusspreis und monatliche Kosten an.
Je nach Anzahl der Programme sind monatlich knapp 15 beziehungsweise 20 Euro zu bezahlen - in den ersten zwölf Monaten jeweils fünf Euro weniger. Da neben einem Receiver für DVB-C-Empfang keine weiteren Geräte notwendig sind, ist der Kabelempfang kurzfristig preiswert, langfristig jedoch aufgrund der laufenden Kosten teuer. Hinzu kommt: Die Auswahl der Programme schreibt der Anbieter vor. Kabelfernsehen ist längst nicht überall verfügbar. Insbesondere in ländlichen Regionen sind teils ganze Ortschaften nicht versorgt.
Kurz gesagt: Unkompliziert, keine hohen Investitionskosten, dafür aber monatliche Kosten.
Empfang per Satellit
Beim Satelliten-Empfang gibt es die oben genannten Einschränkungen nicht. Er ist auch in entlegenen Gegenden möglich. Strom und freie Sicht zum Satelliten genügen. Die Programmauswahl ist besonders groß und grundsätzlich fallen für den Empfang neben dem Rundfunkbeitrag keine weiteren monatlichen Kosten an. Das gilt allerdings nicht für die privaten Sender, sofern hochauflösender Empfang (HD) gewünscht ist. Den ermöglicht „HD-Plus“ – und dafür sind monatlich 5,75 Euro zu bezahlen. Das setzt zugleich einen Receiver voraus, der über einen Steckplatz für das notwendige Modul verfügt.
Neben einem Receiver ist für den Satelliten-Empfang grundsätzlich auch eine Schüssel notwendig. Deren Installation ist nicht überall erlaubt. Schüssel, Receiver und Verkabelung kosten schnell 1000 Euro oder mehr. Der Anschluss weiterer Fernsehgeräte setzt einen zusätzlichen Multischalter voraus. Trotz dieser einmaligen Kosten nutzen deutschlandweit rund 45 Prozent der Haushalte den TV-Empfang per Satellit (DVB-S) - und sparen sich damit langfristig Geld.
Kurz gesagt: Installation kostet und ist mit Aufwand verbunden, dafür aber bei Verzicht auf private HD-Sender ohne Folgekosten.
Empfang per Antenne
In der Schweiz ist es Ende 2019 soweit: Die Ausstrahlung der Fernsehprogramme via Antenne endet. Den Technologie-Sprung von DVB-T auf DVB-T2 machen die Eidgenossen nicht mit. Hauptargument für diese Entscheidung: Immer weniger Menschen nutzen die Antenne für den Fernsehempfang.
Das ist in Deutschland zwar nicht anders. Dennoch gibt es hierzulande sowohl DVB-T als auch das neuere DVB-T2, das hochauflösendes Fernsehen unterstützt. Allerdings lassen sich nur öffentlich-rechtliche Programme ohne monatliche Zusatzkosten empfangen. Privatsender wie RTL, Pro7 oder Sat1 setzen ein „Freenet-TV“-Abo für 5,75 Euro pro Monat voraus. Weniger als eine Million Haushalte bezahlen derzeit für dieses Angebot. Das liegt unter anderem auch daran, dass es nicht in allen Bereichen verfügbar.
In und um Augsburg lassen sich die privaten Fernsehsender in HD-Qualität empfangen, im Allgäu sind es hingegen nur die öffentlich-rechtlichen Programme. Für den Empfang reicht in Sendernähe eine Zimmerantenne, vielfach ist jedoch eine Außenantenne erforderlich.
Kurz gesagt: Steht der Sender in der Nähe, sind die Investitionskosten gering. Private HD-Sender kosten extra.
Empfang per Internet
Es ist die Empfangsart mit den größten Zuwachsraten: IPTV wie „MagentaTV“ der Telekom, „GigaTV“ von Vodafone oder das Angebot lokaler Anbieter wie M-Net setzen eine schnelle Internetverbindung mit mindestens 16 MBit/s voraus, darüber hinaus aber keine zusätzliche Infrastruktur beim Zuschauer. Die Vor- und Nachteile sind mit jenen des Kabelempfangs vergleichbar. Denn auch bei IPTV entstehen monatliche Kosten, die je nach Senderanzahl zwischen zehn und 20 Euro liegen. Zusätzliche Angebote wie Mediatheken oder Video-on-Demand-Anbieter wie „Netflix“ & Co. sind integriert, kosten aber unter Umständen extra.
Für den Empfang von IPTV-Signalen sind in jedem Fall externe Receiver erforderlich. Fernsehgeräte mit eingebauten IPTV-Receivern gibt es bislang nicht.
Kurz gesagt: Unkompliziert, aber langfristig teuer. Schnelles Internet ist Voraussetzung. Dennoch: Die Technik der Zukunft.
Fazit
Der noch vor zwei Jahren erwartete Boom des Antennenfernsehens aufgrund der neuen DVB-T2-Technik ist weitgehend ausgeblieben. Weiterhin dominieren Kabel- und Satelliten-Empfang den Markt.
Oft entscheidet die Situation vor Ort, welche Technik zum Einsatz kommt. Nicht überall ist Kabel-TV verfügbar - und nicht überall ist die Installation einer Satellitenschlüssel erlaubt. Mehr und mehr Bedeutung hat der Empfang linearer Fernsehsender über das Internet. Allerdings ist die Konkurrenz für ARD, ZDF & Co. hier am größten: Schließlich kommen auch Anbieter wie Netflix auf diesem Weg ins Haus.
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