Werbepausen-Timer: Diese App meldet, wann es weitergeht
Serienfans und andere TV-Junkies kennen das Problem: Einmal kurz den Raum verlassen und schon ist die Werbepause vorbei. Eine neue App hilft, nichts mehr zu verpassen.
Die Freunde von Fernsehserien oder dem Abendprogramm werden diese Situation kennen: Bei der spannendsten Stelle kommt plötzlich Werbung. Für viele ist das ein Grund, um das Programm zu wechseln oder schnell etwas anderes zu erledigen, bis die Reklame vorbei ist. Meist kehren sie dann aber zu spät zurück vor die Flimmerkiste. Die Fortsetzung: verpasst.
Werbepausen-Timer: Junge Tüftler entwickeln schlaue App
Doch all das gehört dank dem 21-jährigen Illertisser Kilian Batzner und zwei seiner Studien-Freunde jetzt der Vergangenheit an. Sie haben einen Werbepausen-Timer auf den Markt gebracht. Batzner wuchs in Illertissen auf und besuchte das Kolleg der Schulbrüder. Nach seinem Abitur mit einem Notendurchschnitt von 1,2, studierte er ab 2011 Wirtschaftsinformatik an der TU München. Dort lernte er Felix Schober und Tim Berger kennen, mit denen er Monate später die App „TVfy“ auf den Markt brachte.
Im Januar dieses Jahres kam dem heute 22-jährigen Felix Schober die Idee, eine App zu entwickeln, die ihm verrät, wann die Werbung vorbei ist und das Programm weiterläuft. Batzner erinnert sich noch an den Tag, an dem sein Freund ihm davon erzählte. „Vermutlich saß er abends vor dem Fernseher, und schaute Germanys Next Topmodel. Heidi zieht ihr Foto raus und zack – Werbung“, sagt der gebürtige Illertisser und lacht.
Danach fackelten die jungen Tüftler nicht lange. Zunächst waren nur Batzner und Schober an Bord und bauen die Idee auf ihrer Erfahrung auf, die sie durch das Studium und durch private Interessen bereits gesammelt haben. Schober hat unter anderem mit 13 Jahren sein erstes Browser–Game programmiert. Batzner hat im zweiten Semester viel über Start-Ups und die Programmierung von Apps gelernt.
Kostenloser Werbepausen-Anzeiger: Nur zur Prime-Time müssen Nutzer zahlen
In den Anfangsphasen der Entwicklung saßen die beiden noch selbst vor dem Fernseher, um herauszufinden, wie sie ihre Idee umsetzen könnten. „Wir haben Sendungen angeschaut und analysiert, was die Unterschiede zwischen Werbung und Programm sind“, sagt Batzner. Heute sind ihre Erkenntnisse ihr Betriebsgeheimnis. Außerdem erledigt einen Teil der Arbeit inzwischen ein alter Computer, der in München steht. Studienfreund Tim Berger (26) übernimmt seit wenigen Wochen das Marketing.
Die Bedienung der App ist einfach. Nachdem Interessierte sie heruntergeladen und geöffnet haben, erscheint eine Benutzeroberfläche. In farbigen Kreisen stehen die Sender, neben denen angezeigt wird, ob gerade Programm oder Werbung läuft. Beim gewünschten Sender können Nutzer dann eine Benachrichtigung einschalten, die per Alarm bekannt gibt, wann die Werbung vorbei sein wird. Bisher sind nur die Privatsender verfügbar. In der zweiten Version wollen sie mit den öffentlich-rechtlichen Kanälen nachrüsten.
Nicht nur Wissen, auch Eigenkapital haben die jungen Leute in ihre Idee investiert. Insgesamt etwa 7000 Euro. Um nicht privat zu haften und nicht mit den eigenen Finanzen einzustehen, gründeten sie ein Unternehmen, die „ExcAPPtional“ UG. Inzwischen gibt es „TVfy“ für Android und seit Freitag auch für Windows Phone. In etwa zwei Wochen soll die Version für das iPhone herauskommen. Nutzer zahlen für die App nichts. Erst für den Service in der Prime-Time ab 2015 Uhr bitten die Entwickler zur Kasse. Einmalig sind das zwei Euro.
Mitbewerber haben die drei Freunde zurzeit keine. Aber ihre Idee ist nicht neu, das wissen sie. In der Vergangenheit gab es bereits Programmierer, die eine App mit dem selben Zweck auf den Markt gebracht haben. Doch die sind mitsamt Erfindung wieder verschwunden. Der Grund: Vier Personen saßen Tag und Nacht vor dem Fernseher und verwerteten so die Informationen, die die App benötigt. Außerdem verlangten sie einen stolzen Preis von vier Euro für den Download.
Junge Erfinder: Vier Wochentage für die App, drei für die Uni
Batzner, Schober und Berger sind zuversichtlich, dass ihre App sich durchsetzen wird. Wie die Sender auf ihren Werbepausen-Timer reagieren könnten, wissen die Jungs nicht. Ihm ist klar: „Erfreut werden sie nicht sein.“ Doch eines steht fest: „Wenn die Privatsender wegen uns Einbußen machen oder reagieren müssen, dann haben wir einiges erreicht.“
Das ist aber nicht der Sinn und Zweck, den die studierten Wirtschaftsinformatiker verfolgen. Es geht vorrangig darum, einen Service zu bieten und rechtzeitig zum Fernsehprogramm zurückzukehren, sollten Nutzer in der Werbepause etwas erledigen. Rund 200 Downloads mit gleichbleibender Aktivität können die Jungs verzeichnen.
Batzner wohnt inzwischen nicht mehr in München. Nach einem Urlaubssemester, das alle eingelegt haben, um sich der Erfindung zu widmen, beginnt er in Erlangen seinen Masterstudiengang Informatik.
Doch die drei Freunde arbeiten gemeinsam weiter an ihrer Erfindung. „Jeder wird sich vier Tage in der Woche für die App nehmen, und drei für das Studium“, sagt Batzner. Wegen der räumlichen Entfernung tauschen sie sich regelmäßig per Videotelefonie aus, um gemeinsam ihr Ziel zu erreichen: „Erst wollen wir groß werden, dann erst Geld verdienen.“
Die wichtigsten Infos zur Werbepausen-App
- Kaufen: Verfügbar ist die Werbepausen-Timer-App bisher für Android und Windows Phone, iPhone folgt.
- Preis: Die App ist kostenlos. Um sie auch in der Prime-Time (ab 20.15 Uhr) nutzen zu können, verlangt das Unternehmen zwei Euro.
- Nutzung: Bei Sendern, auf denen Werbung läuft, kann ein Alarm für deren Ende eingestellt werden.
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