Biogasanlagen: Vom Wunder- zum Schmuddelkind
In der Biogasbranche herrscht dicke Luft
Dirk Walter, Jahrgang 1967, neigt als TÜV-Gutachter kaum zu Übertreibungen. Wenn er in seinem Praxis-Ratgeber „Sicherer Betrieb von Biogasanlagen“ (DLG-Verlag) darauf hinweist, dass es etwa alle zwei Minuten zu einem Störfall in einem deutschen Biokraftwerk kommt, muss er triftige Gründe dafür haben. Diese Zahl kann Bernhard Lederle, 50, zwar nicht bestätigen, weiß aber als Feuerwehrmann in Donaualtheim, dass Sicherheitsaspekte beim Betrieb solcher Systeme nicht hoch genug einzuschätzen sind. Und weil der Bauer selbst auch zu den Betreibern von rund vier Dutzend Biogasanlagen im Landkreis gehört, kennt er den alltäglichen Betriebsablauf dieser Branche nur zu gut.
Doch Brände, Explosionen und sogar massenhaft austretende Gülle oder Sickersäfte mit Tausenden verendeter Fische und anderer Lebewesen, die aus einigen Regionen Deutschlands in den vergangenen Monaten gemeldet wurden sind in der Region Fehlanzeige. „Was größere Unfälle mit bleibenden Umweltauswirkungen angeht, sind wir bisher Gott sei Dank verschont geblieben“, gibt Christa Marx, Abteilungsleiterin Bau und Umwelt Entwarnung. Wo nichts ist, kann auch kaum etwas passieren: Was Christa Marx nämlich auch verrät, ist der „sehr, sehr stark zurückgegangene Bau“ dieser Anlagen. Genauer: „Im vergangenen Jahr wurde gerade mal Eine neu genehmigt.“ Im Hinblick auf die 250 Anlagen, die pro Jahr in Bayern einmal aufgestellt wurden, sprechen Branchenbeobachter bereits von einer schweren Krise bei den Systemen, die vor allem durch ihre halbkugelförmigen Speicherbehälter auffallen. Deutschlandweit beklagte man einen Markteinbruch von mehr als 85 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Während im Boomjahr 2011 noch anderthalbtausend Standorte im Bund entstanden, waren es bis Herbst 2015 weniger als 100. Nicht nur der Neubau, auch der Fortbetrieb der bestehenden etwa 8000 Kraftwerke rechnet sich kaum noch. Darunter laufen in Bayern ein Drittel, in Schwaben rund 530. Warum kaum noch jemand in Biogasanlagen investiert, hängt vor allem mit der jüngsten Novelle des Erneuerbaren-Energien-Gesetztes (EEG) im Jahr vor zwei Jahren zusammen. Damals wurden die Förderungen für Bioenergie massiv gekappt. Zuvor hatte der Staat den Strom aus Biogas mit bis zu 25 Cent pro Kilowattstunde subventioniert, heute ist man nur noch bei zwölf Cent. Wie Betreiber Bernhard Lederle sind auch viele Landwirte in der Region nach und nach von der bald auslaufenden 20-Jahres-Garantie betroffen. Lederle hatte den einst lukrativen Zweitjob, der mittlerweile auch „einen immensen bürokratischen Aufwand“ bedeutet, im Jahr 1999 übernommen. Ein Kollege aus dem Landkreissüden betont sogar: „Für viele von uns Landwirten ist das Biogas ein wichtiger Einkommensbaustein.“ Dem Fachverband Biogas zufolge stellt sich die Frage, wie es nach dem Ende der Vergütung aus dem EEG weitergehen kann. „Wer zu den Pionieren gehört und seit 2000 eine Biogasanlage betreibt, der fällt Ende 2020 raus und überlegt sich gut, ob er jetzt noch in Reparaturen oder Erweiterungen investiert“, gibt Hauptgeschäftsführer Claudius da Costa Gomez zu bedenken.
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