Damenwahl im Wald
In Medlingen gibt es ganz legal Liebesmaien zu erstehen. Warum in diesem Jahr vor allem Mädchen im Wald unterwegs waren
Es ist ein bisschen wie Pilzesuchen. Nur, dass der Blick in diesem Fall nicht starr auf den Boden gerichtet ist, sondern hinauf in den Himmel. Schön gerade soll er gewachsen sein, der hölzerne Liebesbeweis. Sattgrüne Blätter muss er haben, nicht zu hoch darf er sein, aber auch nicht zu mickrig. Und so fällt das Bäumchen, das am Wegesrand steht, bei Jenny Bender aus Hausen gleich mal durch. Die Blätter sehen schon ein bisschen verdorrt aus, der Stamm ist dünner als ihr Unterarm. Nein, so ein Schneezeichen will sie ihrem Freund in der Mainacht sicher nicht stellen. So kämpft sich Jenny mit ihrem Vater Alexander Bender ins Unterholz durch. Kleine Äste verfangen sich in ihren Haaren. Egal. Denn hier stehen sie, die meterhohen Exemplare, die um einiges repräsentativer sind. Schon zwei Mal, sagt Jenny, hat ihr Freund sich in den vergangenen Jahren die Mühe gemacht, und ihre eine Maiale vor die Tür gestellt. Und weil 2016 nun mal ein Schaltjahr ist, ist sie als vertreterin des weiblichen Geschlechts diesmal an der Reihe. So hat sich die Hausenerin gemeinsam mit ihrem Vater zum Maibaumkauf nach Medlingen aufgemacht. Denn hier gibt es seit einigen Jahren die Möglichkeit, ganz legal an sein Bäumchen zu kommen. Nachdem in der Gemeinde immer wieder schöne Bäume illegal im Namen der Liebe umgesägt wurden, habe man sich dazu entschlossen, diesen Service anzubieten, sagt Bürgermeister Stefan Taglang. Eigentlich nur für Medlinger. Doch das Angebot hat sich mittlerweile auch in anderen Ecken des Landkreises herumgesprochen.
So zockelt an diesem Samstagmorgen eine kleine Kolonne von Autos mit Anhängern und Traktoren in den Wald bei Untermedlingen. Hier hat der Gemeindearbeiter Thomas Fauser einige schöne Exemplare ausgemacht. Birken gibt es hier in allen Größen. Einfach in den Wald stapfen und eine aussuchen, dann schneidet Fauser sie um. Zehn Euro kostet das Maiale. Dazu gibt es von der Gemeinde einen Persilschein. Denn mit der dazugehörigen Quittung können die Käufer bei einer Polizeikontrolle beweisen, dass sie das Bäumchen rechtmäßig erworben haben. „Wenn man so etwas nicht hat, dann gilt das als Diebstahl“, sagt Fauser.
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