Das letzte Stück spanische Vanilletorte
Das Café Vogel in Höchstädt hat am Donnerstag zum letzten Mal geöffnet. Eine 123-jährige Geschichte geht zu Ende.
Jetzt ist es so weit. Das Café Vogel in Höchstädt schließt. Nun steht es in der Donau-Zeitung. Und damit ist es offiziell, sagen Egon und Erna Vogel. Die Geschwister hören auf. Endgültig. Das haben sie bis heute, so gut es ging, geheim gehalten. Viele Monate waren immer wieder Gerüchte darüber zu hören. Den ein oder anderen Anlauf der Geschwister Vogel gab es auch. „Richtig getraut habe ich mich dann doch nicht. Meine Schwester war schon früher dazu bereit. Aber jetzt ist es so weit. Ich kann es noch nicht glauben. Aber wir machen tatsächlich Schluss“, sagt Egon Vogel. Seine Augen werden glasig, er hebt die Augenbrauen, schaut über seine Brille und blättert in einem dicken Fotoalbum. Seit er auf der Welt ist, lebt er in dem Haus in der Herzog-Philipp-Ludwig-Straße. Fast die ganze Zeit hat er hier gearbeitet. Das Café Vogel ist seit drei Generationen ein Familienbetrieb. War es. Am heutigen Donnerstag, 30. Juni 2016, endet eine 123-jährige Tradition in Höchstädt. „Es sind die Menschen. Sie werde ich vermissen. Es war immer Leben im Haus“, sagt der 78-Jährige. Ob es ohne geht, das könne er nicht abschätzen. „Ich kenne es ja noch nicht anders.“
1893 hat alles mit Georg Vogel begonnen. Der Konditormeister aus Krumbach kam nur deshalb nach Höchstädt, weil es dort schon eine Zugverbindung gab. Das Anwesen in der damaligen Bahnhofstraße war bis zu diesem Zeitpunkt ein kleiner Lebensmittelladen. Mit Ehefrau Magdalena wurde kurz nach dem Kauf eine Konditorei mitangeschlossen, und die „Vogel-Lebzelten“, so hießen die Lebkuchen, waren schnell auch in den umliegenden Dörfern bekannt. 1919 wurde der Laden mit einem Café erweitert – eines der ersten und wenigen im Landkreis. Franz, eines der sechs Kinder, lernte ebenfalls das Konditorhandwerk und übernahm das Café seiner Eltern gemeinsam mit Ehefrau Juliana ab 1937. Berufserfahrungen machte Franz Vogel unter anderem in Amerika und in Österreich. 1967 wurde richtig umgebaut, das Café vergrößert und eine Kellerbar eröffnet – und die war schnell bekannt und beliebt. Egon Vogel erinnert sich: „Damals gab es noch nicht viele Diskotheken. Alles, was heute Arzt in Höchstädt ist, war als Student bei mir im Keller“, sagt er und lacht. Die Bar war vor allem eines seiner Steckenpferde. Denn 1974 haben er und zwei seiner drei Schwestern, Erna und Lory, den Betrieb übernommen. Bis zum heutigen Tag. Seit vielen Jahren sind nur Egon und Erna aktiv. „Ich habe 1954 die Konditorlehre gemacht, meine Schwester hat Konditorverkäuferin gelernt. Da hat man nicht überlegt, so war das damals einfach“, erinnert sich der 78-Jährige. Sein Traumberuf sei es nicht gewesen, „aber man wächst da rein, und dann kann man sich nichts anderes mehr vorstellen“.
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