Der Klosterbräu-Wirt hat zum letzten Mal gekocht
Paul Girstenbrei hört auf in Unterliezheim. Zum Dank feierte er noch einmal groß und dachte dabei auch an die Kartei der Not
Unterliezheim Da gab es den älteren Herren, der während des Schafkopfens einen über den Durst trank und vom Stuhl kippte. Oder eine handfeste Schlägerei, bei der ein Gast dem anderen das Bierglas über den Kopf haute. Aber auch Geburtstage, die bis in die frühen Morgenstunden gingen. Oder Stammtische, die er in- und auswendig kennt. Aber auch viele Freunde oder die, die es in den Jahren geworden sind. Paul Girstenbrei muss lächeln. Zwölf Jahre war er der Wirt im Klosterbräu in Unterliezheim. War. Denn am vergangenen Donnerstag stand der 56-Jährige zum letzten Mal hinter den Herdplatten – zumindest im Klosterbräu. Der Wirt hört auf, die neuen Pächter sind schon da. „Das war eine schöne Zeit. Mein Gott, was habe ich da gesehen und erlebt. War schon toll“, sagt Paul Girstenbrei und schüttelt mit einem Grinsen den Kopf. Und trotzdem hat er sich bewusst für diesen Schritt, nicht mehr im Klosterbräu die Fäden in der Hand zu haben, entschieden. „Ich will wieder was Neues machen. Außerdem müsste man jetzt auch ein wenig was verändern, und gesundheitlich geht es auch nicht mehr so“, erzählt er.
Paul Girstenbrei ist gebürtiger Unterliezheimer. Sein Zuhause ist nur einen Steinwurf vom Klosterbräu entfernt. Bis vor zwölf Jahren war er Landwirt im Vollerwerb. Als es dann darum ging, das alte, heruntergekommene Klosterbräu zu sanieren und renovieren, hat Girstenbrei mitangepackt. Er erinnert sich: „Drei Jahre haben wir umgebaut. Ich war auch im Vorstand der Teilnehmergesellschaft aktiv. Irgendwann während der Umbauphase kam mir dann die Idee, dass ich dort Wirt machen könnte.“ Denn irgendwann war das Klosterbräu zwar wieder hergerichtet, aber einen Pächter hatte der Förderverein nicht. „Ich habe spontan überlegt, dass ich das machen könnte. Eigentlich total naiv von mir. Aber ich hatte Lust.“ Denn bis dato hatte Paul Girstenbrei noch nie professionell als Koch gearbeitet, auch wenn er wohl schon immer gerne für Vereine, Familie oder Freunde hinter dem Herd stand. Dann ging aber alles ganz schnell: Der Unterliezheimer investierte 150000 Euro in die Ausstattung, Förderverein, Vereine und Gemeinde steckten ebenso Geld in die Räumlichkeiten. Girstenbrei holte sich alle Unterlagen, Lizenzen und Scheine, die es brauchte, und legte los. Startete er vor zwölf Jahren mit 500 Gästen im Monat, so sind es heute 500 Gäste in der Woche. Das Klosterbräu Unterliezheim hat sich zu einem Treffpunkt im Landkreis entwickelt. Auch oder vor allem weil es Paul Girstenbrei unter seiner Leitung hatte. Am Donnerstag kochte er nun zum letzten Mal mit seinem Team, das an diesem Abend komplett auf Gehalt und Trinkgeld verzichtete, für die Gäste. Eine Abschiedsfeier mit einem leckeren Büfett. Die kompletten Einnahmen an diesem Abend spendet Paul Girstenbrei nun der Kartei der Not, dem Leserhilfswerk unserer Zeitung. Insgesamt 2410 Euro sind zusammengekommen.
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