Die Macht der Menge
Seit einem Jahr gibt es den Laden „Natur Pur“ in Wertingen. Wie beim Aufbau eine alternative Finanzierungsform helfen konnte und wie viele Existenzgründer es im Kreis gibt
Die lilafarbenen Blumen auf dem kleinen Holztischchen passen zum T-Shirt von Cecilia Feistle. Die junge Frau trägt eine braune Schürze, sitzt im Bistro des Wertinger Bio-Ladens „Natur Pur“, hinter ihr preist eine Tafel einen heißen Blumenkohl-Curry-Smoothie an. Im vergangenen Dezember hat Cecilia Feistle ihren Laden eröffnet, im Januar kam das Bistro hinzu. „Ich wollte etwas in meinem Leben ändern. Auf meine Ernährung habe ich immer schon geachtet, und dann kam ich ins Grübeln, warum es hier keinen Bio-Laden gibt“, sagt die 31-Jährige, die ursprünglich eine Ausbildung zur Heizungsbauerin gemacht hat.
699 Gewerbeanmeldungen gab es im vergangenen Jahr im Landkreis Dillingen. In diesem Jahr sind es bisher 515. 2012 waren es sogar 785. Diesen Anmeldungen stehen aber immer auch Abmeldungen gegenüber: So gaben 2012 682 Unternehmer ihr Geschäft auf, 2015 waren es 606 und 2016 bisher 322. Einfach sei der Weg zum eigenen Unternehmen nicht, sagt Cecilia Feistle. „Man arbeitet viel und braucht eine lange Planung“, sagt sie. Gemeinsam mit ihrer Mutter, die bei ihr im Laden angestellt ist, recherchierte sie alternative Finanzierungsmodelle und stieß schließlich auf eine Unternehmensberatungsgesellschaft in Penzberg, die ihr ein besonderes Konzept empfahl. Das „Natur Pur“ wird mit sogenannten Genussrechten finanziert, die für die Unternehmer wie Eigenkapital funktionieren. Für die Anleger gibt es eine vergleichsweise hohe Rendite. „Die Verzinsung liegt bei zwei bis vier Prozent“, erklärt Cecilia Feistle. Von einem Pool von 100000 Euro konnte man Anteile ab 1000 Euro kaufen. 30 Personen aus dem Bekanntenkreis haben sich beteiligt. Anteil im Wert von 20000 Euro sind noch offen. „Das sind alles Leute, die unser Konzept unterstützen wollen“, sagt Cecilia Feistle. Nach fünf Jahren ist auch eine Beteiligung am Geschäftserfolg möglich.
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