Heimspiel für die Killerpilze
Die Band präsentiert ihren Film „Immer noch jung“ im Filmcenter Dillingen. Warum die Kinotour zumindest bei einem der Jungs erste Spuren hinterlassen hat
„Ich habe grad echt Gefühle bekommen“, sagt Fabian „Fabi“ Halbig, als er aus dem „Dilli 4“ kommt. Es ist der zweitgrößte Kinosaal im Filmcenter Dillingen, knapp über hundert Plätze sind besetzt. Hier läuft „Immer noch jung“, der Film über 15 Jahre „Killerpilze“, mit dem sie 18 Tage ohne Unterbrechung quer durch die Republik touren. Von Berlin über Bremen und München bis in ihre Heimat nach Dillingen. Kein Wunder, dass beim Heimspiel bei jedem der drei Jungs ein Lächeln die Mundwinkel umspielt - und das trotz der stressigen Anreise aus München, die länger dauerte als erwartet.
Ein großartiges Gefühl sei es, den Film in ihrer Heimat zu zeigen, sagen sie übereinstimmend. Dort, wo sie früher nach der Schule immer die neuesten Streifen anschauten oder Fabis Geburtstag feierten. „Das wird eigentlich auch mal wieder Zeit, dass wir das machen“, sagt Fabis Bruder Johannes „Jo“ Halbig. Auch die Gesichter der Besucher sind ihnen größtenteils bestens bekannt - von ehemaligen Mitspielern aus dem Fußballclub oder von ihren ersten Auftritten in der Kultkneipe „Chili“. „Wir haben das Gefühl, hier tief verwurzelt zu sein“, sagt Jo. Deswegen sei es ihnen auch wichtig, so oft wie möglich in ihre Heimatstadt zu kommen, obwohl sie mittlerweile in München leben. Viele, die sie noch von den „Rock im Hof“-Konzerten am St.-Bonaventura-Gymnasium in Dillingen kennen, sind auch gekommen. Wie etwa Kathrin Weishaupt: „Musikalisch haben sie sich total verändert. Von Punkmusik hin zu eher ruhigerer und reiferer Musik“, stellt sie fest. Die Dillingerin Lena Bayer, mit der sie sich den Film ansieht, betont: „Und dabei sind sie immer bodenständig geblieben.“ Ähnlich sehen das Veronika Ditz und Sophie Ditz, die mit dem Popcorn und der kühlen Cola in der Hand schon zielstrebig das „Dilli 4“ ansteuern. Sie sind aus Thannhausen im Landkreis Günzburg angereist. „Wir sind generell sehr musikaffin. Solche Musikdokus bekommt man ja sonst kaum zu sehen“, sagt Veronika Ditz. Auch sie stellen fest, dass sich die „Killerpilze“ eher in die poppige Richtung entwickelt hätten. Doch das fänden sie auch gut so. Der Gast, der die „Killerpilze“ wohl am längsten und besten kennen dürfte, ist Cornelia Halbig – die Mutter von Jo und Fabi. „Selbstkritisch und berührend“, findet sie den Film, den sie zuvor schon in München gesehen hat. Besonders, dass die Doku Filmmaterial von 15 Jahren beinhaltet, sei für sie spannend gewesen. „Alles, was wir nicht wollten, wäre ein unkritischer Film gewesen“, sagt Fabi, der maßgeblich am Schnitt beteiligt war. Dass er jetzt in vielen großen Kinos gelaufen ist und auf die durchweg positiven Rezensionen in allen großen Medien, darauf seien sie sehr stolz. Obwohl sie in den letzten Tagen fast jeden Winkel der Bundesrepublik besucht haben, sei aber nur wenig bis keine Zeit geblieben, sich die Städte anzuschauen. Einzig in Berlin, wo sie ein Interview mit der Bild, der Berliner B.Z. und einem TV-Sender führten, seien sie etwas länger geblieben. „Oft standen aber auch drei Städte an einem Tag auf dem Programm“, sagt Maximilian „Mäx“ Schlichter. Auch für wilde Partynächte, wie man sie von einer Rockband erwarten würde, bleibt da keine Zeit. Stattdessen wurde in der freien Zeit viel geschlafen. Dennoch forderte das straffe Pensum bereits einen kleinen Tribut. Jos Stimmbänder sind an diesem Freitagabend schwer angeschlagen, er klingt heißer.
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