Schwerkrank, aber daheim
Ein Patient aus Dillingen braucht Ärzte, Pfleger und Maschinen. Trotzdem wird er nicht im Krankenhaus, sondern zuhause betreut. Wie geht das?
Der Patient ist Anfang 40. Sein Zuhause ist eine winzige Wohnung mitten in der Stadt, voller Medikamente. Ein großer Apparat am Bett liefert Sauerstoff. Leere Tablettenschachteln und zerknüllte Taschentücher füllen kleine Mülleimer unterm Tisch. Seit zehn Jahren hat der Mann Krebs. Er hat keine Haare mehr. Der Jogginganzug baumelt um seinen schmächtigen Körper. In einer kleinen Tasche, die über den Schultern hängt, ist eine Opiatpumpe verborgen. Sie gibt Morphium ab gegen die Schmerzen. Reden kann der Dillinger nur schwer, lachen kaum. Gerade hat er wieder eine Chemotherapie bekommen. Jetzt sitzt er in seiner Wohnung auf dem Bett. Denn betreut wird der Dillinger zuhause.
Pallicare heißt der gemeinnützige Verein, der in den Landkreisen Dillingen und Donau-Ries schwerstkranken Menschen die Betreuung zuhause ermöglicht. Palliative Therapien zielen nicht auf die Heilung der Erkrankung, sondern die Linderung der durch sie ausgelösten Beschwerden. Die Betreuung geht weit über rein psychosoziale Hospizarbeit hinaus; zu dem System gehören eine ärztliche und pflegerische Betreuung, die rund um die Uhr zu Verfügung steht. Damit der Patient so gut betreut wird wie im Krankenhaus. Spezialisierte ambulante Palliativversorgung nennt sich dieses Angebot. Ein Arzt muss das Rezept dafür ausstellen, für den Patienten ist das Angebot kostenlos. Laut Dr. Dirk Hempel, Leiter der onkologischen Klinik in Donauwörth, gibt es binnen kurzer Zeit die Zusage der Krankenkassen – und dann geht es los. Der Sozialdienst wird eingeschaltet und das Zuhause zum Krankenzimmer umfunktioniert, damit der Patient alles hat, wenn er nach Hause kommt. Das Wichtigste aber sei Vertrauen. „Der Patient braucht ein Netzwerk, er muss wissen, an wen er sich wenden kann. Sonst hat er Angst“, erklärt Dr. Hempel. Der Krebskranke, in dessen Wohnung das Gespräch stattfindet, bekommt schlecht Luft, hat Attacken. Dann steht kein Arzt draußen auf dem Krankenhausflur. Aber er hat eine Handynummer und kann Birgit Kolb oder eine der drei anderen Schwestern von Pallicare per Kurznachricht verständigen. „Anrufen kann ich nicht, man versteht mich nicht“, sagt er angestrengt.
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