Wenn Malen über traumatische Fluchterlebnisse hinweghilft
Die Bilder des 28-jährigen Afghanen Jawad Panahi zeigen pure Lebensfreude. Doch die bunten Landschaften existierten bislang nur in der Fantasie.
Bob Ross war ein US-amerikanischer Maler und Fernsehmoderator. Er entwickelte in den 1980er Jahren eine besondere Nass-in-Nass-Malerei, mit der er weltweite Beachtung fand. Ab 1983 hatte Ross sogar seine eigene Fernsehsendung: „The Joy of Painting“. Auch in Afghanistan wurde diese ausgestrahlt. Seit Jawad Panahi vor zehn Jahren Bob Ross zum ersten Mal im Fernsehen sah, wie er mit wenigen Farben und Hilfsmitteln Landschaften entstehen ließ, hat ihn die Kunst nicht mehr losgelassen. An den Bildern hatte der junge Afghane sofort Gefallen gefunden, und er wollte diese Technik selbst erlernen. So verpasste er auch kaum eine der Sendungen und wurde bei der Umsetzung immer geschickter. Dass ihm das Malen einmal in Lebenskrisen helfen sollte, konnte der damals 17-Jährige noch nicht ahnen. Heute, zehn Jahre später, ist er froh darüber, die Technik zu beherrschen. Denn mit der kreativen Tätigkeit kann er seine Traumata ein Stück weit verarbeiten – gerade hier in Wittislingen, wo er seit zwei Jahren mit seiner Familie in einer Asylunterkunft lebt. Er gehörte zu den ersten Asylbewerbern, die 2014 in den Ort im Landkreis Dillingen gebracht worden waren.
Vor seiner Flucht lebte Jawad Panahi mit Mutter, zwei Schwestern und einem Bruder in der Nähe der afghanischen Hauptstadt Kabul. Auf der Suche nach Arbeit war er nach Herat gezogen, einer größeren Stadt im Westen des Landes. Dort eröffnete der gelernte Schuhmacher nicht nur ein kleines Geschäft für Damenschuhe, sondern lernte auch seine Frau kennen. „Ich ging jeden Tag auf dem Weg zur Schule an seinem Geschäft vorbei. Er war mir gleich sympathisch“, erinnert sich die heute 28-jährige Shukriye amüsiert. Als Jawad bei ihren Eltern um die Hand anhielt, lehnten diese entschieden ab. Beide Familien stammen aus verschiedenen Kulturen, die sich schon lange Zeit bekämpfen. „Wir waren über ein halbes Jahr weiter in Kontakt, aber wir durften nicht heiraten“, sagt Shukriye, die mittlerweile als Grundschullehrerin arbeitete. Und Jawad fügt hinzu: „Hätten wir geheiratet, hätten uns Mitglieder unserer Familien jederzeit töten können.“ Diese ausweglose Situation war neben dem Krieg ein weiterer Grund, dem Heimatland den Rücken zu kehren.
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