Wertinger auf den Spuren der Tour de France
Am Samstag startet das größte und härteste Radrennen der Welt. Ein paar Hobbyradler sind schon auf der Strecke unterwegs
Hans-Peter Bernklau könnte Vorsitzender sein, ist es aber nicht. Seine rund drei Dutzend Kollegen aus der ganzen Region könnten zusammen locker einen Verein gründen, tun sie aber nicht. Die Wertinger Radsporttruppe will seit fast einem Jahrzehnt ohne lästige Satzung oder Funktionen im Gepäck aufsatteln. Einmal durch Deutschland fahren? Kein Problem. Übers Wochenende die Alpen überqueren? Eine prima Sache. Hauptsache Spaß, denn sie wollten ja nur radeln, unterstreicht Organisator Bernklau, ein ehemaliger Bundeswehroffizier mit Geburtsort Emersacker, der im Wertinger Stadtteil Hohenreichen seinen „Ruhestand“ auslebt.
Ob das auch für Außenstehende so lustig wirkt, was sich eine Abordnung dieser losen und auch mit Frauen besetzten Truppe seit einer Woche antut? Von der französischen Atlantikküste bis hinein in die Pyrenäenberge mit bis zu achtprozentigen Anstiegen und einer Tagesleistung von fast 200 Kilometern: „Das kann schon wehtun“, berichtet ein dennoch überglücklicher Hans-Peter Bernklau vom mehr als 2000 Meter hohen Col du Tourmalet, dem höchsten asphaltierten Straßenpass in der Gegend, der eine zentrale Rolle bei der Tour de France spielt. Ausgiebig werden die Hobby-Sportler „Tour“-Atmosphäre schnuppern können, auch wenn sie nicht zu den rund 200 teilnehmenden Fahrern gehören, die während ihrer 3500 Kilometer langen Reise von 23000 Polizisten sowie Elitetruppen der französischen Gendarmerie beschützt werden. Die 103. Auflage der Großveranstaltung mit Start in der Normandie und dem Ziel Paris steht auch intern unter schärfster Beobachtung: Um das inzwischen beliebte Motor-Doping aufzudecken, setzen die Verantwortlichen erstmals auf hoch entwickelte Wärmebildkameras, die auf den Begleitmotorrädern nach Manipulationen Ausschau halten. Bislang schwört der Radsport-Weltverband beim Aufspüren von versteckten Motoren im Sattelrohr oder der Hinterradnabe auf Magnetresonanz-Untersuchungen per Tablet vor und nach dem Rennen. Doping? Fehlanzeige bei der Radsportgruppe Wertingen. Durchorganisierte Extreme sind ihre Sache ohnehin nicht: „Wir wollten von Anfang an keine Vereinsstruktur haben, etwa mit Vorstand, Kassier und anderen Funktionsträgern“, gibt Hans-Peter Bernklau zu verstehen. Die Begründung folgt postwendend: „Das, was wir in unserer Freizeit machen, dient dem Vergnügen – ein Zwang zu irgendetwas wäre da fehl am Platz.“ Spricht’s und beschleunigt sein elegantes Gefährt auf den Spuren der großen „Tour“, die noch bis zum 24. Juli dauert. Rückblende: Es ist fast ein Jahrzehnt her, dass sich nahe Wertingen zwei Gleichgesinnte begegneten. Bernklau, ein ehemaliger Leichtathletik-Bahnläufer, stieß auf Ralf Dierks, einem sehr sportlichen „Fischkopf“ aus Bremen, der in Nordschwaben sesshaft wurde. Beide waren – rein zufällig – gerade mit dem Rennrad unterwegs. Dierks erinnert sich: „Es wurde sehr viel geredet, und da wir das beide gern machen, verstanden wir uns ganz schnell.“ Weil sie auch ihre Passion zum Rennradfahren teilten, entstand die Idee, mehr daraus zu machen.
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen. Wenn Sie bereits PLUS+ Abonnent sind, .
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen.
Die Diskussion ist geschlossen.