Wortwitz, Tiefgang und Ironie
Die Gruppe „Tonträger“ bekam in Frauenriedhausen den Schwäbischen Kabarettpreis überreicht. Wie die erwachsen gewordenen Berliner Steppkes das Publikum begeisterten
In einer Zeit, bei der uns aus der Hauptstadt nur schlechte Nachrichten erreichen wie TTIP-Gezerre und Flüchtlingschaos, Nullzins oder Temperaturanstieg, da kommen solche vier Botschafter gerade recht. Zwar geht es nicht etwa darum, diese ganzen schweren Brocken einfach beiseite zu singen oder zu musizieren, sondern für einen überschaubaren Augenblick von – sagen wir zwei Stunden – einmal das politische Koordinatensystem in unserem Hirn zu verlassen und sich neuen Kräften hinzugeben. Und wenn dieses außergewöhnliche Quartett sogar aus der Metropole stammt, die schlechthin für das universelle Durcheinander mit verantwortlich gemacht wird, umso besser. Schon allein in dieser Hinsicht hat das Berliner Künstlerviergespann „Tonträger“ den Schwäbischen Kabarettpreis 2016 redlich verdient.
„Und das, obwohl wir doch noch keinen Ton abgegeben haben“, wie Bassist, Sänger und Wuschelkopf Jonathan Richter gleich zu Beginn der Veranstaltung im ehrwürdigen alten Schulhaus von Frauenriedhausen verdutzt feststellen musste. Was war geschehen? Schon bevor die „Berliner Wundertüten-Combo (Tagesspiegel) mit ihrem flott-fetzigen Titel „Ein Zentimeter“ diesen wunderbaren Abend einrockten, hatte Günter Landgraf die Bühne einfach gestürmt. Aber nicht nur, weil der ehemalige Gymnasiallehrer in Lauingen als übergroßer Fan der Gäste aus der rund 600 Kilometer entfernten Hauptstadt gilt. Sondern um den vier höchst selbstbewussten Jungs gleich Fleißnoten in Form eines überdimensionierten Schecks zu überreichen. „Das klavierende, gitarrende, schlagzeugende, bassierende und singende Quartett verbindet den Wohlfühl-Groove der Sechziger, der Beatles, mit sprachweiten, kunstreichen und lustvollen Texten der Postmoderne zu einem virtuosen Abenteuer, das skandalös gute Laune verbreitet und dabei gesellschaftliche Dekadenz desavouiert“, ließ ein begeisterter Laudator die maximal mögliche Lob-Kaskade über den Geehrten niedergehen.
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