Klassik: Lyrisch und melodisch

VonUlrike Hampp-Weigand

Christoph Pohl singt die Vertonung berühmter Balladen in Mertingen. Der Gesang des Baritons machte ein Liedbuch überflüssig

Kunst kommt von Können, sagt eine Redwendung – und was dieser Konzertabend mit dem Bariton Christoph Pohl, am Flügel von Marcelo Amaral begleitet, an höchster Vollendung im Bereich lyrischen Liedgesanges bot, begeisterte. Er präsentiert Vertonungen der berühmten Balladen von Schiller, Goethe und Heine – jene klassischen Balladen, die einen in der Schulzeit einst vielleicht quälten: „Der Taucher“, „Der Erlkönig“, „Der Rattenfänger“ und manch anderes mehr, was zum Canon der deutschen Lyrik gehört. Die Melodien zu den Texten stammen von Franz Schubert, Carl Loewe, Franz Liszt und Hugo Wolf, „den“ Repräsentanten der (Wiener) Klassik und der Romantik, den größten Liedkomponisten ihrer Epochen.

Was all die Balladen des Abends einte, ist ihr atmosphärisch dicht besungenes Element „Wasser“. Christiane Schäfer, Sopran, und gerühmte Liedinterpretin, äußerte in einem Interview einmal: „Es gibt eine Angst vor dem Lied, vor allem vor Schubert – was ich verstehen kann, weil es absolut das Schwerste ist. Man muss sich anders mit der Stimme auseinandersetzen.“ Setzt man diese Äußerung als Maßstab, bleibt: Es ereignete sich ein faszinierender Abend. Ein lyrisch-melodischer Hochgenuss. Angefangen bei dem lyrischen Bariton Christoph Pohl, viel beschäftigter Opernsänger, der alle Partien seiner Stimmlage wandlungsfähig singt. Der mit Sprachverständlichkeit vorträgt, sodass man der Liedtexte nicht einmal bedurft hätte. Dessen edle baritonale Stimmfärbung pure Verführung bedeutet. Mit perfekter Stimmführung, in piano wie fortissimo subtil. Begleitet von einem vielfach ausgezeichneten Pianisten, einem kongenialen Begleiter, zurückhaltend in Gestik und wunderbar im Ausdruck, und in solistischen Phasen musizierend.

Donauwörth Mertingen