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  3. Bert Brecht: Das Schelmenstück vom Ammersee

Bert Brecht
02.08.2016

Das Schelmenstück vom Ammersee

Bert Brechts erstes Haus in Utting am Ammersee, Im Gries 3. Das Anwesen für die Familie über den Nationalsozialismus zu retten, bedurfte allerlei Tricks.
Foto: unbekannt

In Utting erwarb der Dichter Bert Brecht 1932 sein erstes Haus – der Augsburger Papa gab das Geld dazu. Brecht sollte aber nur kurz darin wohnen. Wenig später war er auf der Flucht.

Die Erinnerung ließ Bertolt Brecht nicht mehr los. „Sieben Wochen meines Lebens war ich reich. / Vom Ertrag eines Stückes erwarb ich / Ein Haus in einem großen Garten. Ich hatte es / Mehr Wochen betrachtet, als ich es bewohnte …“ So wehmütig dichtete Brecht 1934 im dänischen Exil über sein Haus in Utting am Ammersee. Am 8. August 1932 hatte er es notariell erworben, 1933 durch seine Flucht vor Hitler verloren. Die Nazis, so wird Brecht beklagen, hätten ihm vor allem drei Dinge gestohlen: das Haus, das Auto und das Publikum. Was das Haus betrifft, ist es nicht die ganze Wahrheit. Denn bezahlt hatte Papa Berthold Friedrich Brecht den Preis von 11400 Reichsmark. Und das sollte noch zu Verwicklungen führen.

Seit das sogenannte Utting-Konvolut mit 100 Blättern, das mir die Tochter von Walter Brecht 1994 gegeben hatte, für die Brecht-Gesellschaft angekauft und im Juli dem Brecht-Weigel-Haus im brandenburgischen Buckow übergeben worden ist, sind die Dokumente einsehbar, die von einem grandiosen Schnippchen zeugen, das die Brecht-Familie der Nazi-Justiz geschlagen hatte. Und von einer lyrischen Schwindelei Brechts, die die meisten Experten noch nicht zur Kenntnis genommen haben. In dem neu zugänglichen Konvolut sind zahlreiche Briefe überliefert, die die Bemühungen des Brecht-Bruders Walter zeigen, das Anwesen für seinen exilierten Bruder zu retten.

Der Traum vom Reichtum war bereits am Anfang des Dritten Reichs für B.B. ausgeträumt. Der Bühnenverlag Felix Bloch Erben stellte alsbald die monatliche Zahlung von 1000 Reichsmark ein, die er mit Brecht nach dem Bühnenerfolg der „Dreigroschenoper“ bis Juli 1936 vereinbart hatte. Der emigrierte Sohn nahm von der dänischen Dichterin Karin Michaelis, die ihn und seine Familie aufnimmt, ein Darlehen von 52000 dänischen Kronen auf, um ein Haus in Skovsbostrand zu erwerben.

Auch Vater Brecht hatte mit dem Sohn die Rückzahlung der vorgeschossenen Kaufsumme für Utting in Raten mit fünf Prozent Zinsen genau festgelegt. Nach Berts Flucht ins Ausland bestand der Papa noch im Sommer 1933 auf die Ausfertigung einer Vollmacht Bertolts, jetzt „Schriftsteller in Paris“: Er kann damit alle Verfügungen über das Haus No 100 in Utting treffen, insbesondere die Bestellung einer Hypothek für sich. Nach Ausfall der Rückzahlungen seines Sohnes nahm er 7500 Reichsmark auf das Haus auf und verpachtete es für 55 Reichsmark im Monat an die Familie Anne Dressel.

Als Brecht und seine Familie 1935 ausgebürgert wurden, entzogen ihnen die Nazis alle Rechte. Sie verloren jeglichen Anspruch auf Eigentum und Erbe im Deutschen Reich. Vater Brecht war also gezwungen, seinen jüngeren Sohn Walter zum Alleinerben zu erklären – und als er am 20. Mai 1939 starb, trat eine komplizierte Lage ein. Berts Vollmacht war für den Alleinerben Walter ungültig geworden. Das Uttinger Anwesen konnte als Besitztum eines Ausgebürgerten jederzeit vom Staat konfisziert werden. Walter musste versuchen, es so schnell wie möglich zu verkaufen. Dazu war er aber nicht befugt.

Es spielte sich nun eine Posse ab unter peinlich genauer Einhaltung aller Gesetze, die sich der Nazistaat zu seinem eigenen Vorteil ausgedacht hatte. Justizrat Adolf Deiler, der Augsburger Rechtsanwalt von Vater Brecht, kam auf die Idee, sich selbst von den Nazi-Behörden als amtlichen Pfleger für das Haus benennen zu lassen. Mit diesem Trick gelang es Bruder Walter als eigentlichem Erben, sich in die Entscheidungen indirekt einzumischen. Und er kam ebenfalls auf eine glänzende Idee: Er schaltete den in Nazideutschland beliebten Komiker Theo Lingen ein, der 1928 Brechts Exfrau, die Opernsängerin Marianne Zoff, geheiratet hatte und damit Stiefvater von Brechts Tochter Hanne geworden war.

Hanne wiederum konnte das gesamte auf ihren Vater entfallende Pflichtteil aus Papa Brechts Erbmasse beanspruchen, da die anderen beiden ehelichen Kinder von B.B. ebenfalls ausgebürgert waren. Ein Makel haftete ihr jedoch an: Nach Nazibegriffen war Hanne „vierteljüdisch“, denn Marianne Zoff war „rassisch belastet“. Mit 16 war Hanne zudem minderjährig. Deshalb schlug Walter vor, Theo Lingen solle sich gerichtlich als Pfleger der Stieftochter bestellen lassen. Er war ohne Zweifel erbwürdig.

Durch seine unglaubliche Komik als näselnder Lakai besonders im Film war es Lingen gelungen, schon manche Sondergenenhmigung des Reichsministeriums für Propaganda zu erlangen. Sein „Spiel mit der Maske“ nützte er nun dazu, um seine von Verfolgung gefährdete Familie in der Nazizeit zu schützen. Bei Vater Brechts Tod war Lingen allerdings gerade nicht in der Lage, rasch das Landhaus in Utting zu kaufen – „weil wir eben erst unser Geld für das Haus am Wolfgangsee angelegt haben“. Das Geld aus dem Erbe von Vater Brecht – immerhin 23324 Reichsmark – musste her, um Justizrat Deiler ein Gebot zu machen.

Um seinen Vater vor Repressalien zu schützen, hatte B.B. aus dem Exil Mitte 1935 den Brief eines fiktiven Dritten an ihn gerichtet („Da Sie es ablehnen, mit Herrn Bert Brecht zu korrespondieren...“). Auch dieser gehört zum Utting-Konvolut. Darin heißt es, B.B. sei es „unmöglich, sich von öffentlichen Äußerungen gegen das nationalsozialistische Regime zurückzuhalten“. Davon könne ihn auch nicht abhalten, wenn ihn der Vater enterbe. „Er verzichtet auf sein Erbe. Jedoch bittet er Sie, zu erwägen, dass seine Tochter Hanne Brecht, die weiterhin in Deutschland lebt, für sein Verhalten, das Sie missbilligen, nicht verantwortlich ist.“ So kaufte Walter Brecht das Landhaus am Ammersee erneut und verkaufte es an seine Nichte Hanne Brecht: Das Haus blieb im Besitz der Familie – bei Hanne noch bis 1953. B.B. hat es nie wieder besucht. Der Ort, der für ihn später bequemer erreichbar war, hieß Buckow am Schermützelsee in der Märkischen Schweiz, wo er „Haus und Umgebung“ genug findet, dass er „wieder etwas Horaz lesen kann“.

Werner Hecht, geboren 1926, war ab 1959 Dramaturg am Berliner Ensemble, später Direktor des Brecht-Zentrums der DDR sowie Mitherausgeber der neuen Brecht-Werkausgabe. Auch schrieb er eine Brecht-Chronik.

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