Wo die von Bayern wohnen
Vom Bahnhof Mering aus geht es durchs östliche Hügelland zur ältesten Kleinkunstbühne des Freistaats und von dort aus zu den Ritterspielen nach Kaltenberg
Bekäme Bayern morgen wieder einen König, käme dieser mit großer Wahrscheinlichkeit aus Kaltenberg. Nun ist Königstreue längst nicht mehr jedermanns Sache. Dass aber der Name „von Bayern“ kein bloßes Anhängsel an einen Titel wie etwa den des Märchenkönigs Ludwig II. ist, erfährt man auf unserer Radreise, die sich wegen einer Baustelle aber erst ab 30. Juni so richtig empfiehlt.
Die Fahrt mit den Feldweg tauglichen Zweirädern beginnt am Bahnhof Mering. Das leicht wellige Profil stellt keine allzu großen Anforderungen an die Kondition. Es geht Richtung Südosten aus der Marktgemeinde heraus. Die frühkeltischen Wallanlagen des „hinteren Schlossbergs“ liegen nur wenige 100 Meter nordöstlich des Punkts, an dem wir die Eisenbahnstrecke Augsburg – München ein erstes Mal unterqueren. Dreimal werden wir das auf den nächsten sechs Kilometern tun – noch in Hochdorf (am Berg oben schickt uns von der Hofeinfahrt links eine arg mitgenommene Nepomuk-Figur Richtung Süden) und Althegnenberg.
Die Bahntrasse wurde 1840 als zweite Strecke in Bayern eingeweiht. Mit dem viergleisigen Ausbau im letzten Jahrzehnt wurde ein europäischer „Flaschenhals“ im Personen- und Güterverkehr auf der Schiene beseitigt. In Althegnenberg kreuzen wir kurz die B 2, biegen in einer Kurve rechts ab von ihr Richtung Hörbach. Dieses Dorf ist gleich in mehrfacher Hinsicht eine Perle. Schon kurz nach Althenenberg steht ein riesiger eiserner Reif in der Landschaft – Hinweis auf die erste „HofmarkART“ 2005, einem dorf-, landkreis- und bezirksübergreifenden Kunstprojekt.
Die Biermösl-Blosn wurde in Hörbach groß
Die Vernissagen fanden jeweils im Zusammenhang mit einem runden Geburtstag des Hörbacher Montagsbrettl statt. Dieses hat seine Heimat im Landgasthof „Zum Sandmeir“, gegenüber der Kirche. Bayerns älteste dauerhaft betriebene Kleinkunstbühne läuft inzwischen im 36. Jahr, Gerhard Polt hatte hier mehrere Auftritte, die Biermösl-Blosn wurde hier groß.
Dann ist Hörbach auch noch ein wunderschönes Dorf. Und es grenzt im Osten ans Haspelmoor, eine ganz Natursehenswürdigkeit, die wir auf unserer Tour aber links liegen lassen. Über Luttenwang und Grunertshofen geht es nach Steinbach, wo der Biergarten des Gasthofs Drexl zum Verweilen einlädt.
An ihm biegen wir nach Westen ab. Das Gelände wird welliger und waldreicher. Wer hinter Dünzelbach (bitte die letzte Abzweigung nehmen) den Berg im Wald geschafft hat, darf sich auf der Fahrt Richtung Hausen bei Geltendorf über den ersten Blick auf den Kaltenberger Hügel freuen. Hier und vor Kaltenberg wird derzeit aber die Straße repariert, es empfiehlt sich die Tour erst nach dem 30. Juni zu fahren. Der Monat Juli wäre dann auch für Fans der Ritterspiele die richtige Zeit für einen Besuch, denn in Kaltenberg „brummt“ es dann. Allein schon die Arena ist einen Blick wert, ganz witzig wirken Buden wie die „Knödeldreherei“ oder die „Ritterschwemme“ – selbst, wenn gerade kein Programm läuft.
Zwei Restaurants im und am Schloss bieten Einkehr. Früher gab es am oberen Ende der Schlosstreppe innen links noch ein Schild mit der Aufschrift „Irmingard von Bayern“. Die Mutter von Luitpold Prinz von Bayern verstarb aber vergangenes Jahr, seither wird manches renoviert. Heute prangt noch beeindruckend plastisch das Wappen mit seinen beiden flankierenden Löwen neben dem Türschild.
Die Heimreise führt zuerst nach Walleshausen und über Feldwege Richtung Norden bis zur Ortsverbindungsstraße Scheuring – Egling. Wir wählen diese, weil nach der Abfahrt ins Paartal und der Querung der Ammerseebahn sich links einbiegend ein wunderschöner Radweg findet, der an Gewässern entlang quer durch Egling führt und praktischerweise Richtung Mering ausgeschildert ist. Wer will, kann sich dort im Freibad abkühlen.
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