Zu Besuch auf der Schlossallee
Rund um Aichach drängen sich die Anwesen der Wittelsbacher und anderer Adelsfamilien – und auch die Biergärten.
Heute wird es adelig. Auf den Spuren der edlen Geschlechter von einst geht es gleich zu Beginn zu den Orten, nach denen sich die Wittelsbacher benannt haben: Unter- und Oberwittelsbach. Diesem Herrschergeschlecht verdankt der Landkreis Aichach-Friedberg seinen inoffiziellen Zweitnamen Wittelsbacher Land.
Das Wasserschloss in Unterwittelsbach hat sich, seit die Stadt es 1999 kaufte, zum touristischen Anziehungspunkt entwickelt. Mehrere Zehntausend Besucher kommen jährlich zu Sonderausstellungen. Regelmäßig finden Konzerte, Lesungen und Märkte statt. Der Name „Sisi-Schloss“ geht auf eine Litografie zurück, die Kaiserin Elisabeth als Kind zu Besuch in Unterwittelsbach zeigen soll. Im Schlosspark neben dem See können Radler rasten.
Danach geht es auf einem Waldweg nach Oberwittelsbach weiter. Wer seinen Kreislauf in Schwung bringen will, kämpft sich im Sattel den kurzen steilen Weg hinauf zum ausgeschilderten Aussichtspunkt. Es lohnt sich: Von oben schweift der Blick über Felder und Wiesen weit hinein ins nördliche Wittelsbacher Land. Zurück auf dem Waldweg gibt es nur wenig Zeit zum Luft holen. Schon bald folgt der Anstieg nach Oberwittelsbach.
Dort, wo heute die Burgkirche zu sehen ist, stand einst die Burg des Scheyerner Grafen Otto III. Sie war der Stammsitz der Wittelsbacher. Daran erinnert das Nationaldenkmal: ein etwa 14 Meter hoher neugotischer Sandsteinobelisk, der derzeit restauriert wird. Nach so viel Geschichte geht es hinein in den Kühbacher Forst. Auf der verkehrsarmen Wöresbacher Straße kann man das Rad laufen lassen. Nach dem ausgebauten Teil folgt ein breiter, gut befahrbarer Weg, der nach Rapperzell führt.
Würde dort nicht ein Schild auf das frühere Jagdschlösschen von Sisis Vater Herzogs Max in Bayern hinweisen – derselbe, der auch das Sisi-Schloss in Unterwittelsbach als Jagdsitz besaß –, man könnte es glatt übersehen. Nur der barocke Schweifgiebel auf der Südseite fällt hinter den Bäumen auf. Dabei verbirgt sich dahinter ein original erhaltenes, mustergültig renoviertes Gebäude aus dem 17. Jahrhundert.
Eigentümer ist Federico Freiherr von Beck-Peccoz. Dieser Name taucht bald wieder auf – in Kühbach, wo die Familie nicht nur das herrschaftliche Schloss bewohnt, sondern auch eine Brauerei besitzt. Mit deren Getränken können Radler im Biergarten im Schlosspark ihren Durst löschen. Doch vor das kühle Bier haben die Straßenbauer den Schweiß gesetzt. Ehe man bergab in den Ort radelt, geht es zunächst nicht besonders steil, aber etwa einen Kilometer lang bergauf.
Auf dem Heimweg ist die Paar die Begleiterin
Von Kühbach führt ein Radweg in Richtung Paar. Hier ist Schloss Haslangkreit nicht mehr weit. 500 Jahre lang war es Sitz der Freiherren und Grafen von Haslang gewesen. Die Mutter des letzten Haslangers, der 1804 starb, stammte von den Wittelsbachern ab. Kurz darauf steht man plötzlich inmitten der Natur. Der Paartalwanderweg schlängelt sich durch Wiesen und Felder zu einer Holzbrücke über die Paar. Der Fluss begleitet die Radler auf ihrem weiteren Weg. Schilf und hüfthohe Brennnesseln wachsen unter Bäumen. Libellen fliegen umher.
Wer den Tag abkürzen will, nimmt am Bahnhof in Radersdorf den Zug. Wer noch Puste übrig hat, fährt auf den Radwegen über den Wallfahrtsort Inchenhofen nach Aichach zurück. Der direkte Weg von Radersdorf nach Aichach führt am Radersdorfer Baggersee vorbei. Hier können Radler schwimmen oder ein Sonnenbad genießen. Am Wegrand in Richtung Aichach grasen Pferde, während Jogger und Wanderer sie beobachten. Kaum einer von ihnen weiß, dass hinter den Pferden am Gut Sedlhof einst ein adeliges Geschlecht zu Hause war.
Auf einem Hügel steht dort ein Stadel, dessen Außenmauern zu einer mittelalterlichen Wasserburg gehörten. Sie wurde später in ein Schlösschen umgebaut. Ab dem 15. Jahrhundert gehörte es den Freiherren von Haslang – jenen, deren Sitz Schloss Haslangkreit gewesen war.
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