Wenn’s mal wieder länger dauert
Der Bundestrainer hat eine Diskussion um eine Begrenzung der Spielzeit in Gang gebracht. Warum die Amateure glauben, dass das keine gute Idee ist.
Andreas Riemer war erstaunt, als er von den Gerüchten um den neusten Vorschlag für eine Regeländerung erfuhr. Der Tischtennisspieler, Abteilungsleiter und Schiedsrichter des Kissinger SC, der unlängst bei den deutschen Meisterschaften in Bamberg als Referee fungierte, hatte noch nichts von der Idee von Bundestrainer Jörg Roßkopf gehört. Der hatte laut über die Einführung eines Zeitlimits bei der schnellen Sportart mit dem kleinen Ball nachgedacht.
Andreas Riemer betreibt seit vielen Jahren diesen Sport, spielt in der Mannschaft des KSC und weiß, dass es manchmal vier Stunden oder mehr dauern kann, bis nach gelegentlich zwölf Einzeln und vier Doppeln ein Mannschaftsspiel der Herren entschieden und beendet ist. Das hingegen dauert dem Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf viel zu lange. So hat Roßkopf vor Kurzem bei der Mitgliederversammlung des Verbandes Westdeutscher Sportjournalisten (VWS) in Düsseldorf eine Begrenzung der Spielzeit vorgeschlagen: „Wir müssen mit der Zeit gehen. Die Spielzeit muss kalkulierbarer werden. Daran wird kein Weg vorbeiführen.“ Hintergrund dieser Forderung dürfte gerade vor der Weltmeisterschaft in Düsseldorf vom 29. Mai bis zum 5. Juni der Kampf um Übertragungszeit im Fernsehen sein. Getestet wird die Sache unter anderem von Timo Boll bei einer privaten Turnierserie in Hongkong ab Juli, bei der die Spielzeit pro Einzelmatch auf 24 Minuten begrenzt wird. Der deutsche Vorzeigespieler und frühere Weltranglistenerste freut sich auf das Experiment: „Das wird spannend. Das Wichtigste ist aber, dass es überhaupt erst einmal ausprobiert wird.“ Im Amateurbereich vernimmt man den Vorstoß des Bundestrainers allerdings mit Skepsis. Andreas Riemer sagt es ganz deutlich: „Ich halte von dieser Variante nichts.“ Riemer weiter: „In den letzten Jahren gab es schon so viele Veränderungen – alle mit dem Ziel, unseren Sport für den eher nicht fachkundigen Zuschauer attraktiver zu machen.“ So seien die Zählweise bis elf statt 21 und der größere Ball (40 Millimeter Durchmesser) durchgeboxt worden. Zudem gebe es ja schon eine zeitliche Begrenzung, führt Riemer an. „Dauert ein Satz länger als zehn Minuten und es ist noch kein Spielstand von 9:9 oder 10:8 bzw. 8:10 erreicht, wird nach der Wechselmethode gespielt. Der Aufschlag wechselt nach jedem Punkt und der Aufschläger muss spätestens mit dem 13. Schlag gepunktet haben – ansonsten geht der Punkt an den Rückschläger“, erklärt Riemer. Dieses „Zeitspiel“ wurde vor allem wegen der Defensivspezialisten eingeführt. „Ich kann mich nicht erinnern, dass ich schon mal nach der Wechselmethode hab’ spielen müssen“, meinte Riemer, der auch anführt, dass ein Satz durchschnittlich fünf bis acht Minuten dauert. Allerdings kann sich der Kissinger auch an ein Match erinnern, bei dem es ziemlich lang und eng herging. „Ab 18 gespielten Punkten im Satz greift die Wechselmethode nicht mehr und es geht weiter, bis einer zwei Punkte Vorsprung hat – ich hab’s mal bis 30:28 geschafft, weiß aber nicht mehr, wie lange das gedauert hat“, so Riemer. Auch Roland Kraus, Spieler und Vorsitzender des TTC Friedberg, hatte bislang noch nichts von dieser geplanten Regeländerung vernommen. „Aber ich kann mir das nicht vorstellen und halte eher nichts davon“, so der 57-Jährige, der seit 40 Jahren zum Tischtennisschläger greift. „Ich weiß nicht, was das bringen soll – zumal es ja schon eine Zeitspielregel gibt“, führte Kraus weiter aus. Er selber habe in seiner langen Karriere aber ganz selten einmal nach der „Wechselmethode“ spielen müssen. „Vielleicht dreimal, ich spiel’ eher offensiv, drum sind bei mir die Spiele eher schell vorbei“, meinte er. Die Defensivspieler würden auch immer weniger und so drohe die Gefahr, dass die Zeitspielregel eingesetzt werden müsste, immer seltener.
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